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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sein Messinstrument beinahe fallen. Mehrere Lichter blinkten auf dem auf blues'sche Sinne zugeschnittenen Gerät. »Die Nährflüssigkeit. Die Temperatur steigt rasant an!«
    »Die Biokomponente wird gekocht, wenn ihr nicht augenblicklich in die Schiffszentrale zurückkehrt.« Der Roboter machte eine kreisende Bewegung mit seinem anderen Arm. »Und diese da ebenfalls.« Ein Holo entstand. Es zeigte im Hintergrund die gespiegelte Ansicht jenes blattartigen Gespinstes, das im Raum nahe der GEMMA FRISIUS schwebte. Davor zeigte sich eine Kabine, in der mehrere Besatzungsmitglieder des Schiffes beisammensaßen, bedroht von TARAS und Allzweckrobotern.
    Die Frauen und Männer schwitzten. Sie schrien und tanzten auf einem Boden, der offenbar glühend heiß wurde, rissen sich die Kleidung vom Leib, entblößten ihre sich rasch rötende Körper.
    »Wir ... das ist ...« Tivelani fehlten die Worte.
    »Ihr zieht euch zurück. Jetzt!«
    »Ja, wir gehen«, sagte David Campese anstelle seines Kommandanten. Er fühlte sich schwach, und diese Schwäche war nicht durch die Schmerzen in der Schulter bedingt. »Aber lasst das Bioplasma und unsere Leute in Ruhe!«
    Er zog Aillyl mit sich, dann Ormaject und Tivelani, hin zum Ausgang. Es handelte sich um keinen geordneten Rückzug, sondern um eine Flucht. Diesmal nicht über die Wartungsebene, sondern durch Gänge und Antigravschächte. In aller Eile. Vorbei an stumm ihnen hinterherstarrenden Robotern. Vorbei an Abteilungen, hinter deren offenen Schotten Terraner standen, bewacht von TARAS.
    Leichen waren zu sehen. Dutzende. Übereinandergestapelt oder achtlos in eine Ecke geschleift und dort liegen gelassen. Manche waren von Strahlschüssen versengt worden, andere vom sattsam bekannten Ölfilm überzogen, der sich nun beinahe überall in den Gängen und Räumen zeigte.
    Die Flüssigkeit hatte an Masse gewonnen, war dicker und sämiger. Sie quoll aus Lüftungsschächten und aus Bodenluken, zeigte sich hinter Aggregaten und klebte an der Decke.
    Sie liefen immer rascher. Durchtauchten dieses Panoptikum des Grauens. Wollten nichts mehr sehen. Nur weg, weg, zurück in die fragwürdige Sicherheit der Zentrale.
    Nein, dies war der führenden Köpfe der GEMMA FRISIUS nicht würdig. Doch es scherte David in diesen Augenblicken nicht, was die anderen Besatzungsmitglieder von ihm dachten. Er war Wissenschaftler, verflucht!
    Eisiges Schweigen erwartete sie. Persephone Ogg, die Geschützoffizierin, deutete auf das Zentral-Holo. Es zeigte jene Kabine, die ihnen auch der Service-Roboter vor Augen geführt hatte.
    Alle Menschen waren tot. Verbrüht. Verbrannt. Gekocht.
    Die TARAS zogen eben ab und hinterließen ein Bild des Grauens.
    »Weiterer Widerstand ist inopportun«, sagte dieselbe unpersönliche Stimme wie zuvor. »Ihr wartet. Andernfalls.«
    Andernfalls. Mehr Drohung war nicht notwendig.
    Sie hatten es mit einem Gegner zu tun, auf den keine moralischen und ethischen Grundsätze anzuwenden waren. Er hielt sich nicht an Abmachungen. Er tat, was er für richtig hielt. Er war erbarmungslos.
    David Campese begann hemmungslos zu schluchzen.

9.
    Ronald Tekener,
    14. November 1469 NGZ
     
    Ich kehre an Bord der JULES VERNE zurück, mache mich frisch, schlafe zwei Stunden und begebe mich dann auf den Weg zur Zentrale. Ich könnte mich mit NEMOS Hilfe informieren. Doch ich verzichte darauf. Nach der Begegnung mit Noviel Residor ist mir nicht nach kühlen und glatten Auskünften, bar jeglicher Emotion.
    Tristan Kasom hat mittlerweile einer Teilung des Hantelschiffs zugestimmt. Der Mittelteil der Hantel und die JV-2 sind verschwunden. Sie haben in einigen Lichtjahren Entfernung Stellung bezogen, um Messungen anzustellen.
    Alle in unserer großen Zusammenkunft besprochenen Missionen sind angelaufen. Die riesigen Verbände der Heimatflotte Sol fliegen Patrouille und ziehen ein so eng wie möglich gewebtes Netz rings um Sektor Null. Die Besatzungen der Schiffe gehen das größtmöglich kalkulierbare Risiko ein.
    Schnelle Ergebnisse sind so gut wie ausgeschlossen. Doch es gibt kleine, winzige Erfolgserlebnisse: So wurden einige funktionstüchtige OORT-Außenmessstationen entdeckt und Daten zuhauf geborgen. Solche, von denen wir noch nicht sagen können, ob sie jemals irgendeine Bedeutung haben werden.
    Ich erinnere mich der Worte Noviel Residors und gebe den Auftrag, einen Funkspruch mit dem von ihm vorgeschlagenen Wortlaut möglichst breit auszustrahlen. Shaline Pextrel starrt mich verständnislos an, sagt
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