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PR 2623 – Die zweite Anomalie

PR 2623 – Die zweite Anomalie

Titel: PR 2623 – Die zweite Anomalie
Autoren: Uwe Anton
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mit einem Fremdwesen hätten reagieren müssen. Ob sie in heller Panik flohen, ihn begrüßten oder angriffen ... Aber sie saßen einfach da und starrten ihn an.
    Der Druck auf seinen Kopf wurde stärker. Ihm wurde klar, dass die Peaner ihn längst entdeckt hatten. Sein Versteckspiel war eine Farce.
    Er stand auf, trat aus der lächerlichen Deckung der Hütte und ging langsam auf das Lagerfeuer zu. Er hob die rechte Hand.
    Wahrscheinlich waren die Entwicklung und der Kulturaufstieg dieser Peaner ganz anders verlaufen als bei den Menschen. Gefahr schien ihnen unbekannt zu sein, nur so war ihr neutrales, abwartendes Verhalten gegenüber ihm, dem völlig Fremden, zu verstehen. Vielleicht wussten sie gar nicht, welche Bedeutung es bei vielen Humanoiden hatte, eine unbewaffnete Hand zu zeigen.
    Eine Woge von Gleichmut, innerer Zufriedenheit und Ruhe überschwemmte Saedelaeres Gehirn.
    Der Terraner fühlte sich plötzlich unsagbar müde. Nur eine leise wispernde Stimme in seinem Inneren kämpfte gegen den immer stärker werdenden fremden Druck an und verhinderte, dass er sich niederlegte und auf der Stelle einschlief.
    Bei seinem nächsten Schritt in Richtung Feuerstelle geriet Unordnung in die Reihen der Peaner. Jene am Feuer erhoben sich gemächlich, und der, der Swift ausgeschaltet hatte, trat ganz nah an Saedelaere heran. Dieser konnte den Ausdruck in den riesigen roten Augen nicht abschätzen. Sprach tatsächlich Neugier daraus oder eine völlig fremde, unverständliche Regung, die ein Mensch nicht nachvollziehen konnte?
    Das seltsame Wesen schien mit dem Unterholz zu verschmelzen. Saedelaere kniff die Augen zusammen, als graugrüne Farbschleier vom Boden aufstiegen, seinen Körper umhüllten und an ihm emporkrochen. Das leise Wispern in seinem Kopf war fast völlig verstummt, dafür brandete ein Meer von Müdigkeit gegen seinen Verstand, erzeugte zitternde Wellen, die auf den Schaumkronen auf und ab tanzten, auf und ab ...
    Der Druck auf Saedelaeres Gedanken wurde immer stärker. Er fühlte sich schwach und müde und hatte jede Orientierung verloren. Wo befand er sich noch gleich? Ja, im Dorf der Peaner ... Die Einheimischen schienen immer mehr mit der Umgebung zu verschwimmen, buchstäblich eins mit ihr zu werden.
    Saedelaere spürte, wie ihm vor Erschöpfung die Augen zufielen.
    Doch Schlaf war ihm nicht vergönnt. Auf der Innenseite der Lider flackerte es hell. Zuerst glaubte er, sein Cappinfragment zu sehen, das sich in heller Aufregung befand, dann zog das irrlichternde Lodern sich zusammen und bildete ein Gesicht.
    Er kannte es.
    Es war das von Samburi Yura.
     
    *
     
    »Du suchst nach mir«, sagte sie. »Eroin Blitzer hat dich darum gebeten, und du suchst tatsächlich nach mir. Ich danke dir dafür. Ich befinde mich in großer Gefahr.«
    Die wunderschöne Frau wirkte etwas traurig, wie immer, wenn er ihr begegnet war. Wenn sie den Blick nicht bald von ihm abwandte, würde er in ihren großen schwarzen Augen versinken. Dann würde ihn die Dunkelheit dieser Augen vollständig ausfüllen.
    Vielleicht aber auch ihr Licht, dachte er.
    Sie schüttelte den Kopf, als hätte sie seine Gedanken gelesen, und ihre schulterlangen tiefschwarzen Haare schwangen verzögert, wie in Zeitlupe, nach, als bewegten sie sich jenseits der normalen Raumzeit.
    Ja, er suchte nach ihr. Aber warum? Er konnte sich nicht erinnern. Doch Samburi Yuras Gegenwart war überwältigend. Er musste den Grund für seine Suche nicht kennen, es genügte, wenn sie bei ihm war.
    »Ich bin nicht bei dir. QIN SHI hat das BOTNETZ gefunden und aktiviert. Deshalb bist du auf der Suche nach mir.«
    »Das BOTNETZ ... die achtundvierzig Blütenblätter der Zeitrose«, fiel ihm ein.
    »Eine schreckliche Waffe. Eine mir unbekannte Superintelligenz hat das BOTNETZ einst erschaffen, um es gegen die Mächte des Chaos einzusetzen.«
    Erinnerungen brodelten in ihm, drängten mit brachialer Gewalt empor, drohten seine Gedanken zu versengen.
    Die Legenden über Pean treffen zu, dachte er. Ich erinnere mich.
    Aber diese Erinnerungen würden ihn umbringen. Sie würden sein Gehirn verbrennen, und er ...
    Samburi Yura verblasste. Ihre reinweiße Haut wurde durchscheinend, in ihrer hellen, fast kindlich klingenden Stimme schwangen plötzlich dunkle Töne mit, die ihre gesamte Erscheinung verzerrten. Nun war sie nicht mehr die Frau, die er kennengelernt hatte, mit einer geradezu kosmischen Aura.
    »Du darfst noch nicht gehen, Alaska. Du musst dich erinnern. Denk an die
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