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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter
Autoren: Christian Montillon
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– wir stehen im Orbit von Klion.«
    »Meine Heimatwelt«, sagte Rhizinza Yukk nachdenklich. »Wie kann mir gerade hier das alles geschehen? Gab es einen ... Putsch?« Sie sprach das Wort aus wie etwas völlig Undenkbares. Das mochte für fremde Kulturen vorstellbar sein, doch nicht bei den Escalianern!
    Bei der Harmonie und ihrer Macht, was war nur vorgefallen?
    »Die Besatzung dieses Schiffes«, setzte der Zwergandroide zu einer Erklärung an, »kennt keine lebende Person namens Rhizinza Yukk, weil diese aus ihrem Blickwinkel vor 72 Jahren verschwunden ist.«
    Sie glaubte, sich verhört zu haben. »Sieben Urd?«
    »Im Zusammenhang mit der Anomalie oder dem Effekt des Tryortan-Schlundes müssen wir in die Zukunft versetzt worden sein. Oder korrekter ausgedrückt: Wir befanden uns in einer Zone langsameren Zeitablaufs. Die Rhizinza Yukk, die die Besatzung dieses Schiffes kennt, ist vor sieben Urd verschwunden und wäre jetzt eine alte Frau, wenn sie nicht schon längst gestorben wäre. Deshalb können sie nicht glauben, dass du diejenige bist, die du zu sein behauptest. Eine einfache, wenngleich fehlerhafte Rechnung, da unsere Gegner nicht genügend Variablen mit einbeziehen.«
    Jedes einzelne Wort traf sie im Innersten. Es war geradezu bizarr, aber es erklärte einiges, wenn nicht alles.
    Die seltsam fremde und doch vertraute Schiffsart – eine Weiterentwicklung dessen, was sie kannte.
    Die Tatsache, dass ihr Wort und ihre Autorität nichts galten – man musste sie für eine Schwindlerin halten, eine Jyresca, die unter falscher Identität ins Reich eindringen wollte.
    Der Androide erstarrte, eilte zu einem der Kommunikationsterminals und las dort wohl eine Nachricht. Rhizinza war von der vorherigen Offenbarung noch zu verblüfft, um darauf zu achten. Sie fühlte sich, als habe man ihr plötzlich auf offener Straße die Maske vom Kopf gerissen.
    Unvermittelt brach die ganze Welt über ihr zusammen. Sieben Urd sollten verstrichen sein? Dann war nichts mehr so, wie sie es kannte; ihre Familie ... bei allen Harmoniewächtern, ihre Familie musste ...
    »Schlechte Nachrichten, Herzogin«, riss der Zwergandroide sie aus den Gedanken. »Die Schiffsbesatzung hat Alarm gegeben! Wir sind entdeckt, ein Angriff steht unmittelbar bevor!«
     
     
    Alaska Saedelaere
     
    Der Schmerz blieb aus, dafür ertönte der Lärm eines schweren Körpers, der auf den Boden fiel, und Hitze fauchte über Saedelaeres Gesicht.
    Der Aktivatorträger wollte den Blick wenden, doch er lag nach wie vor unter dem Fesselfeld; nur die Augen vermochte er zur Seite zu drehen.
    Eine vertraute, maskierte Gestalt sprang in den Raum – Gardeleutnant Pridon.
    Der Medoroboter stand starr, aus einem Loch in seiner Kopfsektion dampfte es. Stinkender Rauch kräuselte sich in der Luft. Die Tentakelarme hingen schlaff herab, soeben klirrte etwas; das Vibroskalpell war zu Boden gefallen.
    »Ich habe sein künstliches Gehirn zerstört«, erklärte Pridon. »Der Kandran ist paralyisiert und damit ebenfalls außer Gefecht.«
    »Ein Fesselfeld hält mich ...«
    »Ich weiß«, unterbrach der Gardeleutnant. »In dieser Hinsicht hat sich in den letzten sieben Urd nichts im Design geändert.« Er lachte grimmig, hob einen Strahler und schoss in die Decke.
    Dort explodierte etwas, ein Lichtblitz sirrte, und Funken rieselten in die Tiefe.
    »Mit Gewalt geht alles«, kommentierte Pridon.
    Sofort fiel die Lähmung von Saedelaere ab, er schwang die Beine von der Pritsche, kam auf die Füße. Die Welt drehte sich um ihn, der Schwindel wollte ihn zu Boden reißen, doch er ignorierte diese Schwäche.
    Sein Zellaktivator pochte unter dem Schlüsselbein, und er war unendlich froh, dass er dieses vertraute Gefühl noch immer empfinden konnte. Es war mehr als knapp gewesen.
    »Wir müssen raus!«, herrschte Pridon ihn an. »Alles Weitere später.«
    Der Gardeleutnant warf Saedelaere etwas zu – seinen SERUN, wie er verblüfft erkannte. Er schlüpfte hinein; noch immer pochte der Zellaktivatorchip heftig unter seinem Schlüsselbein, um die Reste des Gifts und der erzwungenen Lähmung zu bekämpfen.
    Seine Gelenke schmerzten bei jeder Bewegung, doch das ignorierte er verbissen. Er schloss sich widerspruchslos der Führung seines Retters an. Auch für Pridon mochte dies ein Schiff der Zukunft sein, es war ihm aber zumindest von den Grundlagen her vertraut.
    Gemeinsam rasten sie durch die Korridore, Saedelaere mit aktiviertem Schutzschirm und unter Zuhilfenahme des Flugaggregats. Auch
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