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Power - die 48 Gesetze der Macht

Power - die 48 Gesetze der Macht

Titel: Power - die 48 Gesetze der Macht
Autoren: Robert Greene
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predigt und bringt, nur überleben, indem er zu den Waffen greift: Wenn die Massen sich nach der Vergangenheit zurücksehnen, was unvermeidlich ist, muss er bereit sein, Gewalt anzuwenden. Doch auch der gewappnete Prophet kann sich nicht lang halten, wenn er nicht rasch für neue Werte und Rituale s orgt, die die alten ersetzen können, und somit die Ängste derjenigen beschwichtigt, die den Wandel fürchten. Viel leichter und unblutiger ist es da, sich einer List zu bedienen: Predigen Sie Wandel, so viel Sie wollen, und setzen Sie auch Ihre Reformen in Gang, doch geben Sie ihnen den vertrauten Anstrich früherer Ereignisse und älterer Traditionen.
    VOM SONNENGOTT ZUM WEIHNACHTSMANN
    Uralt ist freilich die Sitte, die Zeit des Jahreswechsels festlich zu begehen. Die Römer pflegten zwischen dem 17. und dem 23. Dezember das Fest des Saturn, des »Gottes der Aussaat«, die sogenannten Saturnalien, zu feiern. Es war das fröhlichste Fest des Jahres: Alle Arbeit und Geschäfte ruhten, und in den Straßen herrschte ein karnevalähnliches, ausgelassenes Treiben. Die Sklaven genossen vorübergehende Freiheit, und die Häuser waren mit frischen Lorbeerzweigen geschmückt. Man besuchte und beschenkte einander mit Wachskerzen und Tonpüppchen. Schon lange vor Christi Geburt feierten die Juden ein achttägiges Fest der Lichter, und auch von den Germanen wird angenommen, dass sie nicht nur im Mittsommer, sondern auch um die Wintersonnwende ein großes Fest zur Feier der Wiedergeburt der Sonne und zu Ehren der um diese Zeit durch die Lüfte ziehenden, Fruchtbarkeit spendenden Götter Wodan und Freyja, Donar und Freyr begingen. Die Beschwörung von Licht und Fruchtbarkeit als wesentlicher Bestandteil der vorchristlichen Mittwinterfeiern ließ sich auch nach der Einführung des Christentums als Reichsreligion durch Kaiser Konstantin den Großen (306–337 n. Chr.) nicht gleich aus dem Bewusstsein der Menschen verdrängen. Noch Kaiser Aurelian (214–275 n. Chr.) hatte 274 einen offiziellen Staatskult für den Sonnengott eingerichtet und dessen Geburtstag, den 25. Dezember, zum Staatsfeiertag erklärt. Von Persien über Kleinasien, Griechenland und Rom bis nach Germanien und Britannien hatte sich der Kult des arischen Lichtgottes Mithras verbreitet. Zahlreiche Ruinen seiner Kultstätten (Mithräen) legen noch heute Zeugnis davon ab, welch hohes Ansehen dieser Gott, der als Spender von Fruchtbarkeit, Frieden und Sieg galt, bei den römischen Soldaten genoss. So war es ein kluger Schachzug, als die christliche Kirche unter Papst Liberius (352–366) im Jahre 354 den Tag des Mithras für sich in Anspruch nahm und den 25. Dezember zum Geburtstag Christi erklärte.
    NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, ANNE-SUSANNE RISCHKE, 24.12.1983
    Mit einfachen Maßnahmen, wie der Verwendung eines alten Titels oder der Beibehaltung bestimmter Gepflogenheiten, verknüpfen Sie sich mit der Vergangenheit und verschaffen sich die Autorität der Geschichte.
    Um notwendige Veränderungen zu bemänteln, können Sie auch großes öffentliches Aufheben davon machen, dass Sie die Werte der Vergangenheit hochhalten. Geben Sie sich als begeisterter Traditionalist, dann werden nur wenige merken, wie unkonventionell Sie in Wirklichkeit sind. Das Florenz der Renaissance war seit Jahrhunderten Republik, und wer über seine Traditionen spottete, machte sich sofort verdächtig. Folglich stellte sich Cosimo de’ Medici als glühender Verehrer der Republik dar, während er in Wirklichkeit daran arbeitete, die Stadt der Kontrolle durch seine reiche Familie zu unterwerfen. Der Form nach wahrten die Medici den Anschein einer Republik, dem Gehalt nach war Letztere jedoch machtlos. Im Stillen vollzogen sie einen radikalen Wandel, während sie selbst als Wahrer der Tradition auftraten.
    Einem fest verwurzelten Konservatismus begegnet man am besten mit Lippenbekenntnissen zur Tradition. Suchen Sie in Ihren revolutionären Plänen nach Elementen, die sich als in der Vergangenheit w urzelnd darstellen lassen. Wählen Sie die richtigen Worte, streichen Sie Konformität heraus, und lassen Sie gleichzeitig Ihre Theorien ihre radikale Arbeit tun.
    Menschen an der Macht berücksichtigen stets den Zeitgeist. Sind Ihre Reformen der Zeit zu weit voraus, werden nur wenige sie verstehen, viele sie aber hoffnungslos falsch interpretieren und sich ängstigen. Die Veränderungen, die Sie vornehmen, müssen immer weniger innovativ wirken, als sie sind.
    Achten Sie auf den Zeitgeist. Sind die Umstände
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