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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold
Autoren: Lindsey Davis
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die Fünfzehnte Apollinaris so nett war, Junilla Tacitas Haushaltsgeld aufzustocken!« Ich starrte ihn an, bis er die Augen niederschlug. Wir wußten beide, daß er keinen müden Denar zum Haushalt meiner Mutter beigesteuert hatte. Was für eine Heimkehr! Erst meine demolierte Wohnung und jetzt das. Als wären während meiner Abwesenheit lauter gewissenlose Schurken auf der Suche nach Gratisbetten nach Rom gekommen.
    Ich fragte mich, wo meine Mutter sich versteckt haben mochte, und empfand eine merkwürdige Sehnsucht nach den Nörgeleien, mit denen sie, als ich noch klein war, heiße Suppe in meine Lieblingsschüssel gelöffelt und mich aus meinen klitschnassen Kleidern geschält hatte. »Alles schön und gut, aber ich muß dich leider ausquartieren, Censorinus. Die Gästebetten braucht jetzt meine Familie.«
    »Selbstverständlich. Ich verzieh mich, sobald ich was anderes gefunden hab …«
    Ich hörte auf zu lächeln. Sogar meine Zähne waren müde. Ich zeigte auf die klägliche Truppe, die ich im Schlepptau hatte. Sie standen stumm da, zu erschöpft, um sich an der Unterhaltung zu beteiligen. »Ich wäre froh, wenn du dich ein bißchen sputen würdest.«
    Sein Blick wanderte zu den Fensterläden. Von draußen hörte man den Regen unvermindert heftig trommeln. »Du wirst mich doch in einer solchen Nacht nicht auf die Straße jagen, Falco!«
    Er hatte recht, aber ich schuldete der Welt ein paar Schläge. Also grinste ich hämisch und sagte: »Du bist doch Soldat. Ein bißchen Regen wird dir nicht schaden …« Vielleicht hätte ich mich noch länger so amüsiert, aber just in dem Moment kam meine Mutter herein. Ihre schwarzen Knopfaugen erfaßten die Situation mit einem Blick.
    »Ach, du bist wieder da«, sagte sie so gleichmütig, als hätte ich nur eben mal im Mohrrübenbeet Unkraut gejätet. Die kleine adrette, schier unermüdliche Frau trippelte an mir vorbei, küßte erst Helena und machte sich dann emsig daran, meine schläfrige Nichte aus ihrem nassen Mantel zu pellen.
    »Schönes Gefühl, so sehnsüchtig erwartet zu werden«, murmelte ich.
    Mama überhörte den pathetischen Unterton. »Wir hätten dich hier wahrhaftig gut gebrauchen können.«
    Sie meinte nicht, um dem Hund die Zecken aus dem Fell zu holen. Ich sah, wie sie mit Helena einen Blick wechselte, eine deutliche Warnung, daß noch schlechtere Nachrichten warteten. Weil ich mich der geheimnisvollen Krise, die offenbar über den Didius-Clan hereingebrochen war, nicht gewachsen fühlte, wandte ich mich dem handfesten und nächstliegenden Problem zu. »Wir brauchen einen Unterschlupf. Das Bett vom großen Bruder ist schon belegt?«
    »Ja. Ich dachte mir, daß du dazu ein Wörtchen zu sagen hast!«
    Ich sah, daß Censorinus anfing, nervös zu werden. Meine Mutter linste mich hoffnungsvoll an, während ich versuchte rauszukriegen, was von mir erwartet wurde. Aus irgendeinem Grund schien sie die hilflose alte Frau zu spielen, deren starker und mutiger Sohn endlich aus seinem Bau gekrochen war, um sie zu verteidigen. Das paßte überhaupt nicht zu ihr. Also war Vorsicht geboten. »Ich habe bloß eine Frage gestellt, Mama …«
    »Oh, ich wußte, daß ihm das nicht passen würde!« erklärte Mama, ohne jemanden direkt anzusprechen.
    Ich war zu müde, um zu widersprechen, und beschloß, dem Legionär die Stirn zu bieten. Er hielt sich wahrscheinlich für einen knallharten Burschen, aber es war leichter mit ihm fertig zu werden als mit einer verschlagenen Mutter mit undurchschaubaren Motiven.
    Censorinus hatte kapiert, daß sein Spiel aus war. Mama machte klar, daß sie ihn nur so lange bei sich hatte wohnen lassen, wie sie darauf wartete, daß jemand kam und dagegen Einspruch erhob. Ich war wieder da: ihr Handlanger für die Drecksarbeit. Meiner Bestimmung konnte ich nicht entgehen.
    »Hör mal, Freundchen, ich bin groggy und völlig durchgefroren, deswegen mache ich’s kurz: Ich bin zur schlimmsten Zeit des Jahres tausend Meilen weit gereist und hab meine Wohnung von Eindringlingen zertrümmert vorgefunden. Mein Bett steht praktisch unter Wasser wegen eines Lochs im Dach. In spätestens zehn Minuten will ich auf der Ausweichmatratze liegen, und daß du dich auf ihr breitgemacht hast – tja, Pech, nimm’s als Wink des Schicksals; die Götter sind nun mal wankelmütige Freunde.«
    »Soviel zur römischen Gastfreundschaft!« blaffte Censorinus mich an. »Und soviel zu Kameraden, die so tun, als wären sie echte Kumpel!«
    Sein drohender Unterton beunruhigte
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