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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool
Autoren: Markus Wand
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wieder ein, um sein eigenes Kapitel zu schreiben.
    Hart.
    Gnadenlos.
    Intensiv.

2. Kapitel
     
    Abend.
    Die Schatten wurden länger.
    Der Ozongehalt in der Luft war auf ein erträgliches Maß gesunken. Die Menschen hängten den Stress des Tages in den Kleiderschrank und hüllten sich in Freizeit.
    Nicht alle.
    Reinhard Kofen, amtierender deutscher Meister im Radrennfahren, bereitete sich auf seine zweite Trainingseinheit vor. Er hatte sich mit seinem Teamgefährten Klaus Hofer einige Kilometer außerhalb der Stadt verabredet. Sie wollten beide noch eine letzte, lockere Runde drehen, bevor sie sich mit ihren Rennstallkollegen am Gardasee trafen. Dort warteten die eigentlichen Strapazen auf sie. Zwei Wochen beinharte Profiroutine.
    Schlafen.
    Essen.
    Kilometer fressen.
    Reinhard hatte gestern geheiratet und Klaus war sein Trauzeuge, deshalb waren sie nicht, wie üblich, mit den anderen im Bus mitgefahren.
    Eine Ausnahme.
    Sein Hightechrad war auf dem Dachständer des Mercedes montiert und die restlichen Utensilien lagen gut verstaut im Kofferraum. Er umarmte seine Frau Tatjana noch einmal und sie küssten sich leidenschaftlich.
    Er blickte ihr tief in die Augen.
    Auch nach fünf Jahren brannten sie noch füreinander.
    Tatjana hatte sich über die Zeit damit arrangiert, auf ihren Partner zu verzichten. Vielleicht waren die vielen Trennungen das Geheimnis ihrer Beziehung – das Einerlei des Alltäglichen der anderen Paare kannten sie nicht.
     
    Reinhard kam pünktlich am vereinbarten Treffpunkt an. Klaus wartete bereits auf ihn. Mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßte er Reinhard.
    „Na, wie war die Hochzeitsnacht?“
    „Das würdest du wohl gerne wissen! Besser, ich sage nichts, sonst kannst du dich nicht mehr auf´s Radeln konzentrieren.“
    Reinhard versuchte, Strenge in seine Stimme zu legen. Er war kein guter Schauspieler und lachte.
    „Oh lala“, erwiderte Klaus und pfiff. Sein Grinsen war noch ein gutes Stück breiter geworden.
    Beide zwängten sich in ihre Ausrüstung, montierten die Räder von den Trägern und starteten. Gelöst fuhren sie dahin, unterhielten sich über die Hochzeit.
    Die kommenden Tage.
    Hatten Spaß.
    Das stoische Summen der Zahnräder legte sich über die Athleten. Ein vertrauter, zarter Film, der sie zusätzlich entspannte.
    Reinhard wurde es kalt.
    Blitzartig.
    Unvorstellbar kalt.
    Jemand hatte in seinem Innern das Tor zur Arktis aufgestoßen. Hatte die Geschichte dieses Abends umgeschrieben. Die laue Dämmerstunde aus dem Kapitel herausgerissen.
    Zerfetzt.
    Weggeworfen.
    Durch die grässliche Fratze der Kälte ersetzt.
    Jeder Atemzug verdichtete das Eis, welches sich unaufhörlich in Reinhard Körper ausbreitete, verschwendete einen weiteren Rest an Wärme, welcher dieser erdrückenden Übermacht seinen Tribut zollte.
    Reinhard war nicht mehr in der Lage, zu sprechen.
    Worte zerbrachen.
    Zu hören.
    Töne wurden tonnenschwer.
    Stürzten zu Boden.
    Zu denken.
    Gefühllosigkeit überrannte seine Nervenbahnen, lähmte seine Synapsen. Taubheit höhlte ihn aus, ergriff von ihm Besitz.
    Das hilflose und verzweifelte Gesicht seines Freundes Klaus war das letzte Bild, welches den Weg zur Schaltzentrale seines Hirns fand.
    Dort fror es ein.

3. Kapitel
     
    Er schwitzte.
    Frenzel schwitzte wie ein Schwein.
    Mit mehr als einer viertel Tonne Eisen im Visier, stickiger Luft in den Lungen und über 30 Grad Celsius Außentemperatur war dies kein Wunder. Voller Konzentration begab sich dieser 1,69 m große, knapp 90 kg schwere, muskelbepackte, 33 jährige Körper an die Powerlifterhantelstange, um das Letzte herauszuholen.
    Er hatte sich noch nie an solch eine gewaltige Last gewagt. Die anderen Athleten im Studio legten eine Pause ein, um diesem Spektakel beizuwohnen, schließlich war es nicht an der Tagesordnung, das fast Dreifache des eigenen Körpergewichts in der Kniebeuge zu versuchen.
    Dazu musste man schon ein Freak sein.
    Frenzel war ein Freak.
    Das sah man auf den ersten Blick.
    Mit seinem Ringeranzug, den Leningrad-Cowboys-Schuhen und der langen Narbe, die unter seiner Augenklappe heraus über seine linke Gesichtshälfte verlief, wäre er sogar in Venice Beach, dem Bodybuilding Mekka in Kalifornien, aufgefallen.
    „Auf, du alter Sack!“, schrie er, füllte seine Lungen ein letztes Mal mit Sauerstoff, positionierte sich unter die Hantelstange und hob die Last aus dem Kniebeugenständer. Mit vorsichtigen Schritten bewegte er sich einige Zentimeter zurück, balancierte das Gewicht
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