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Portland Head Light

Portland Head Light

Titel: Portland Head Light
Autoren: Mathilda Grace
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Dominic grinste und deutete auf den Tabak.
    „Das wird deiner holden Anna aber gar nicht gefallen.“
    Anna war Freds Ehefrau und das seit mittlerweile sechzig Jahren, und die holde Anna, Fred nannte sie immer so, mochte es gar nicht gern, wenn der rauchte, deswegen tat er es immer heimlich, was sie natürlich wusste. Aber was sie nicht sah, konnte Anna ihm nun mal nicht vorwerfen. Diese Zwei waren für Dominic der Inbegriff einer Ehe, basierend auf Vertrauen und Liebe. So etwas gab es heutzutage gar nicht mehr, jedenfalls nicht in seiner Generation.
    „Pah!“ Fred steckte sich seine Zigarette an und trat dann auf ihn zu. „Wenn ich meiner holden Anna erzähle, dass du noch gar nicht im Bett warst, vergisst sie meine Zigarette und hält dir erstmal einen Vortrag über Schlaf und seinen Nutzen.“
    Dominic versuchte empört auszusehen, schaffte es aber nicht, sondern grinste stattdessen. „Du weißt, dass man das Erpressung nennt? Und woher willst du wissen, dass ich noch gar nicht im Bett war?“
    „Ich weiß es eben“, antwortete Fred spitzbübisch und zwinkerte ihm zu. „Lass' uns zum Pier gehen. Vielleicht entdecken wir heute endlich eine passende Meerjungfrau für dich. Meine holde Anna ist ja schon vergeben.“
    Dominic lachte und folgte Fred dann gemächlich die Straße runter Richtung Hafen. Diese Art von Gesprächen hatten sie in den letzten Wochen schon so oft geführt und er genoss die alberne Neckerei des alten Fred jedes Mal aufs Neue, der es sich zur Aufgabe gemacht zu haben schien, ihn unbedingt verkuppeln zu wollen. Es war für Fred ein Unding, dass ein Mann wie er, in den besten Jahren, wie Fred immer sagte, noch alleine durchs Leben ging, und Dominic würde den Teufel tun und ihm widersprechen. Man widersprach einfach keinem Menschen, der seit sechzig Jahren eine glückliche Ehe führte, auch wenn Dominic gar nicht vorhatte, an seinem Singleleben in naher Zukunft etwas zu ändern.

    Der uralte Fred behielt Recht. Eine knappe Woche später zog ein Küstensturm über Cape Elizabeth hinweg, der die Stromversorgung in der Stadt für eine Nacht lahmlegte und mehrere Bäume entwurzelte, die bis lange in den Tag hinein die Straßen blockierten. Ein Dank an seinen Generator, der ohne zu Mucken ansprang und Dominic Strom und Wärme lieferte. Alle, die außerhalb der Stadt wohnten, hatten für solche Fälle Generatoren, die ihre Versorgung sicherstellten, falls man während eines Sturms von der Stadt abgeschnitten wurde, was im Herbst und Winter durchaus der Fall sein konnte. Und sollte Fred weiterhin Recht behalten, würde Cape Elizabeth einen verdammt harten Winter erleben.
    Die Aussicht schreckte Dominic nicht, ganz im Gegenteil. Deshalb war er schließlich hier. Also nicht wegen einem möglichen, harten Winter, aber einfach deshalb, um in Ruhe darüber nachzudenken, was er mit seinem restlichen Leben anfangen wollte. Und wie sollte man in Ruhe nachdenken, wenn andauernd Menschen um einen herum waren? Menschen wie David, Adrian oder Nick. So sehr er diese Bande mittlerweile zu schätzen gelernt hatte, Dominic wollte sie im Moment einfach nicht um sich haben. Deswegen hatte er außer David auch niemandem erzählt, wo er jetzt war, denn die Nachricht, dass er seinen Rennstall und das dazugehörige Team verkauft hatte, war im Sommer wie eine Bombe eingeschlagen. Aber auf David war bei solchen Dingen immer Verlass. Dominic hatte seinen Freund gebeten zu schweigen und David schwieg.
    Es war Dominic nicht leichtgefallen, David darum zu bitten, denn ihm war bewusst, dass der und ihre Freunde sich natürlich Sorgen machen würden, wohin er verschwunden war, aber vor allem, warum er das getan hatte, doch derzeit wollte er sich damit nicht befassen. Dominic wusste nur, dass es richtig gewesen war, den Rennstall und sein bisheriges Leben aufzugeben, denn nach Davids schwerem Unfall hatte er keine Nacht mehr durchschlafen können, ohne aus Alpträumen hochzuschrecken, in denen er David verbrennen sah. Und weil er so auf Dauer keinen Rennstall leiten konnte, vor allem nicht, weil er es von Tag zu Tag mit mehr Widerwillen getan hatte, war Dominic am Ende die Entscheidung für den Verkauf nicht schwer gefallen. Seine Jungs würden auch sehr gut ohne ihn zurechtkommen, das wusste er und deswegen machte er sich diesbezüglich auch keine Sorgen. Die Rennen würden weitergehen, nur eben ohne ihn.
    Einsetzendes Telefonklingeln riss Dominic aus seinen Grübeleien. Wer rief denn auf seinem Festnetzanschluss an? Die
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