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Poltergeist

Titel: Poltergeist
Autoren: Kat Richardson
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Tür hinter sich schloss. Jetzt wollte ich natürlich erst recht wissen, was hinter der verschlossenen Doppeltür geschehen war. Der Poltergeist hielt sich jedenfalls dort auf, so viel war sicher. Und das bedeutete, dass auch Ian dort war.
    Ich wagte es nicht, noch einmal an der Reihe aus Glasbausteinen vorbeizugehen. Falls Ian mich durch das Glas sehen konnte, würde er mich vielleicht erkennen und fliehen, bevor ich mit Carlos zurückkehren konnte. Ich sah mich um. Zwischen der Doppeltür und der Tierhandlung befand sich eine weitere schmale Tür, die vielleicht in den Import-Export-Laden oder direkt zu dem geheimnisvollen Raum führte, wo sich Ian und Celia aufhielten. Nachdenklich ging ich die Gasse Richtung Weller Street hinunter. Ich überlegte mir, wie ich mehr über dieses verschlossene Geschäft
herausfinden konnte. Auf der Weller Street bog ich Richtung Sixth Avenue ab. Die mysteriöse Doppeltür befand sich beinahe in einer direkten Linie zu dem hinteren Teil von Anas Wohngebäude, das nur eineinhalb Blocks von dort entfernt war. Der Laden, Anas Wohnung und der Parkplatz nördlich auf der Jackson Street, wo ich mein Auto abgestellt hatte, bildeten beinahe ein gleichschenkliges Dreieck. Auf einmal kam mir eine Idee.
    Zwei weitere Polizeiwagen waren in der Zwischenzeit an mir vorbeigekommen – einer auf der Maynard Avenue und ein weiterer auf der Sixth Avenue. Außerdem hatte ich zwei Polizisten gesehen, die zu Fuß unterwegs waren. Ich ging in einen Teeladen an der Ecke Sixth Avenue und Weller Street und bestellte eine Tasse grünen Tee. Während ich an der Bar saß, die auf die Sixth hinausblickte, und das erfrischende Getränk zu mir nahm, starrte ich aus dem Fenster.
    Von hier aus konnte ich die Vorderseite von Anas Haus sehen. Ein Gast neben mir, ein Filipino mit perfektem Haarschnitt, las Zeitung und trank eine Kanne Tee. Ich nahm meine Styroportasse und ging wieder hinaus.
    Dort schlenderte ich gemächlich an den Läden vorbei, um wie eine Touristin zu wirken. Solis war nirgends zu entdecken, auch wenn ich vermutete, dass er oder seine Kollegen sich ganz in der Nähe befanden. Selbst für Halloween und einen Sonntag waren zu viele Polizisten und zu viele Leute auf der Straße, die in der Nähe des Fujisaka-Gebäudes Zeit totschlugen.
    Eine Stunde lang lief ich so durch die Gegend und sah mich dabei aufmerksam um. Ich trat in eine Bäckerei, die Cake House My Favorite hieß, und blickte aus den wandhohen Fenstern, ehe ich zu dem Trödelladen neben Pink Godzilla weiter spazierte. Von dort aus betrachtete ich die
Straße, während ich so tat, als ob ich mir die japanischen Spielsachen und Videospiele ansehen würde. Dann machte ich einen Schlenker und lief von der Union Station, einer Metrohaltestelle, über das Asian Antique Emporium auf der Fifth Avenue bis zum neuen Uwajimaya Village zurück, vorbei an den Nisei-Appartements.
    Die Polizei war allgegenwärtig, doch die meisten Polizisten in Zivil hielten sich in der Nähe des Fujisaka-Gebäudes auf. Ich vermutete, dass Kameras und Fernrohre auf die Eingangstür gerichtet waren, die wahrscheinlich in einem der leeren Geschäfte des alten Uwajimaya Village und auf einem der Häuser in der Maynard Avenue aufgebaut waren. Das hätte jedenfalls ich getan, wenn ich an Solis’ Stelle gewesen wäre – die Hinter- und die Vordertür beobachten, die Straße patrouillieren und an allen wichtigen Ecken meine Männer postieren. Falls es in dieser Woche kein anderes außerordentliches Verbrechen gegeben hatte, hatte er wahrscheinlich genügend Leute zusammenbekommen, um die Gegend eine Weile zu observieren. Ians Drohungen gegen Ana und Ken waren erst vierundzwanzig Stunden alt und hatten ernst genug geklungen, um einige Tage derartiger Observierungen zu rechtfertigen. Irgendwann würde Solis seine Kollegen dann wieder entbehren und alleine die Bewachung übernehmen müssen. Doch noch hatte er die volle Stärke der Polizei hinter sich.
    Ian würde sowieso nicht lange warten. Jetzt hatte er nicht nur den Poltergeist wieder, sondern sein Zorn war auch groß genug, um ihn unvorsichtig werden zu lassen. Ich konnte nur hoffen, dass er mit dem Angriff bis zum Anbruch der Dunkelheit warten würde. Zum Glück war das recht wahrscheinlich, weil das Wesen geschwächt war und sich noch eine Weile erholen musste.

    Das Durcheinander, das die kostümierten Kinder und Teenager auf der Straße veranstalteten, sobald es Abend war, konnte für Ian zudem nur von Vorteil sein. Er
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