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Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Titel: Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Autoren: Thomas Riedel
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beiden Seeleute das Boot vom Strand ins Meer. Ungefähr in der Mitte der Bucht setzte Kalle zusammen mit seinen Gehilfen die beiden Segel des Bootes. Es dauerte nicht lange und der Wind erfasste die noch schlaffen Segel. Mit einem Male ging ein kräftiger Ruck durch das Boot, und es setzte sich immer schneller werdend in Bewegung. Es dauerte nicht lange und das Boot hatte die schützende Bucht verlassen. Je weiter sie in das offene Meer vorstießen, desto heftiger wurde der Seegang. Panisch vor Angst lagen die beiden Gefährten nebeneinander platt auf dem Boden des Bootes, und klammerten sich krampfhaft an einigen Holzplanken fest. Sie hatten eine solche Angst, dass sie nicht einmal die Zeit hatten, sich zu übergeben. Kreidebleich waren sie bereits nach kurzer Zeit nicht mehr dazu in der Lage, auch nur ein einziges Wort zu sagen. Diese Überfahrt war nichts im Vergleich mit der zum Güldenen Wald. Und obwohl sie dass Meer abgrundtief hassten, sehnten sie sich in diesem Moment auf das Schiff von Kapitän Sigmund Cordoba zurück. Der Seegang wurde schon bald immer schwerer, und die beiden hörten zwischen dem peitschenden Wind und der brodelnden Gischt nur noch einige Wortfetzen von dem, was sich Kalle und seine Männer zu schrien. Als der Sturm zu stark wurde, holten die Männer die beiden Segel ein. Immer wieder schwappten große Wellen über den Rand des Bootes. Jetzt verstanden die Freunde, warum dieses Ölzeug so überlebenswichtig war. Für mehr als zwei Stunden wurde das kleine Boot zu einem Spielball der mittlerweile meterhohen Wellen. Kalles Männer setzten sich ebenfalls in das kleine Zelt, das nur noch spärlichen Schutz bot. Nur Kalle blieb draußen und versuchte mit all seiner Kraft dem Sturm zu trotzen, und seinen Kurs zu halten. Erst nach Stunden beruhigte sich die See soweit, dass die beiden Männer wieder die Segel setzten, und Kalle seinen alten Kurs nun wieder vollständig ansteuern konnte. Zwar war die See immer noch stark aufgewühlt, aber zumindest waren sie aus dem Zentrum des Sturmes herausgekommen.
     
    „Es wird nicht mehr lange dauern! Vielleicht noch eine Stunde, dann haben wir die Küste Berols erreicht!“ schrie Kalle in das kleine Zelt.
     
    Diese Worte gingen den Freunden herunter wie Öl. Sie konnten es nicht mehr erwarten, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Selbst, wenn es sich dabei nur um eine Wüste aus Eis handelte. Doch im Moment war ihnen alles lieber, als länger auf diesem stürmischen Meer umherzufahren. Nach einer halben Ewigkeit hörte der starke Wellengang plötzlich abrupt auf. Plötzlich schien es, als wäre überhaupt keine Bewegung mehr im Meer vorhanden.
     
    „Wir sind an unserem Ziel! Wir haben die Küste erreicht!“ rief Kalle erleichtert und froh in das mittlerweile ziemlich zerfetzte Zelt.
     
    Himbi und Mugel konnten es nicht glauben. Sollten sie es tatsächlich durch diesen höllischen Sturm geschafft haben? Oder waren sie mittlerweile vor Furcht wahnsinnig geworden und ihre Sinne spielten ihnen einen bösartigen Streich? Zögerlich rappelten sich die kreidebleichen Freunde auf und verließen das Zelt. Und tatsächlich. Vor ihnen ragte eine riesige Insel aus purem Eis aus dem Wasser. Die See um die Insel herum bewegte sich keinen Zentimeter und war glatt wie ein Spiegel. Vorsichtig steuerte Kalle an die steilen Klippen der Insel heran. Berol hatte keinen bekannten Hafen, und soweit das Auge reichte, ragten meterhohe Eiswände in den Himmel. Fast schien es, als handele es sich bei dieser Insel um einen schwimmenden Tafelberg.
     
    „Wie um alles in der Welt sollen wir denn dort hinaufkommen?“, fragte Himbi.
     
    Kalle schnaubte einmal kurz und winkte dann einem seiner Männer zu, der etwas aus einer kleinen Kiste im Zelt herauskramte. Nach kurzer Zeit kam eine mächtige Armbrust zum Vorschein, die der Seemann mithilfe einer riesigen Kurbel spannte. Dann legte er einen schweren Eisenbolzen ein, dessen Spitze mit messerscharfen Widerhaken bestückt, und an dessen Ende ein stabil aussehendes dünnes Seil angebracht war. Mit einem frechen Grinsen zielte er hoch in die Luft und drückte ab. Surrend erhob sich der schwere Bolzen in die Lüfte und schlug mit Knochen brechender Kraft am oberen Rand der Eisklippe ein. Zwei kräftige Rucke versicherten dem Seemann, dass das Seil sicher und fest im Eis verankert war. Mugel sah Himbi breit grinsend von der Seite an.
     
    „Hast du gesehen? So geht man mit einer Armbrust um!“ lachte er, obwohl
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