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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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westliche Population sucht im Winter weiter südlich gelegene Wurfplätze in Labrador und Neufundland sowie in den Hoheitsgewässern Kanadas auf, die mittlerePopulation gebärt die Jungen im Grönländischen Meer nahe der Insel Jan Mayen und die östliche Population hat ihre Geburtsplätze im Weißen Meer. Zum Fellwechsel wandern die Robben dann im Frühjahr wieder Richtung Norden. Auf ihrem Zug orientieren sich die Tiere wahrscheinlich an der grünlichen Färbung der Küstengewässer sowie am Temperaturgradienten, der am Rande des Packeises entsteht.
    Unterbrochene Tragzeit
    Im Alter von vier bis acht Jahren pflanzen sich die jungen Sattelrobben das erste Mal fort. Die Paarung erfolgt immer im Gebiet der Wurfplätze; dort treffen Tausende aufeinander und die Chancen, einen Geschlechtspartner zu finden, sind optimal. Ältere Weibchen werden oft schon wenige Tage nach der Geburt eines Jungtieres in der zweiten Märzhälfte wieder begattet. Die Eizelle macht nur einige wenige Teilungen durch, dann ruht der Keim für drei Monate in der Gebärmutter, bevor er sich weiterentwickelt. Dadurch wird der günstige Paarungszeitpunkt ausgenutzt, dem Muttertier aber dennoch genügend Zeit gegeben, sich für die kräftezehrende Schwangerschaft und Säugezeit neue Fettreserven anzufressen. Wenn die trächtigen Weibchen im Februar an den Wurfplätzen angelangt sind, bringen sie bei günstigen Bedingungen möglichst bald ihre Jungen zur Welt. Ist die Witterung schlecht oder das Eis weniger als 25 cm dick und damit nicht ausreichend tragfähig, kann die Geburt allerdings ohne Schaden für das Junge hinausgezögert werden, bis die Bedingungen besser geworden sind. Dann werfen innerhalb weniger Tage alle Weibchen. Diese Synchronisation ist sehr sinnvoll, da Raubtiere auf keinen Fall alle Jungtiere erbeuten können und sich die gesamte Gruppe auch wieder gemeinsam auf die Wanderung begeben kann, weil alle Jungtiere den gleichen Entwicklungsstand haben.
    Nahrhafte Muttermilch
    Die Geburt, die meist nachts oder in den frühen Morgenstunden stattfindet, dauert in der Regel nicht einmal eine Minute. Das Junge muss dabei einen gewaltigen Temperatursturz vom warmen Mutterleib in die eisige Polarluft verkraften. Da das Fell noch vom Fruchtwasser nass ist, isoliert es so schlecht, dass das Jungtier in den ersten Lebensstunden durch permanentes Zittern zusätzliche Wärme erzeugen muss. Da ist es lebenswichtig, so bald wie möglich von der sehr nahrhaften Muttermilch zu trinken. Sie enthält ca. 46 % Fett und erreicht, dass das Junge innerhalb der kurzen Säugephase von nur zehn bis zwölf Tagen sein Geburtsgewicht von 10–12 kg ungefähr verdreifacht. Die Mutter geht in dieser Zeit kaum auf Beutefang und zehrt von ihren Fettreserven. Wenn sie nach knapp zwei Wochen ihr Junges verlässt, ist dessen Blubberschicht sogar noch dicker als die der Erwachsenen. Das ist auch dringend erforderlich, denn das Junge ist anfangs noch sehr unbeholfen im Wasser und muss sich die Jagdfertigkeit erst langsam aneignen. Außerdem kann es während des ersten Fellwechsels nach ca. zwei Wochen nicht ins Wasser und muss dann von seinen Fettreserven leben. Das silbrige zweite Fell wird nach etwa einem Jahr durch ein weiteres, geflecktes Jugendfell ersetzt.
    Klappmützen: Hundsrobben im arktischen Treibeis
    In den Gewässern rund um den Nordpol sind sie zu Hause: die meisten im Nordwestatlantik und in der Grönlandsee. Hier bewohnen sie vor allem die Treibeisregion über tiefem Wasser. Aufs festere Packeis ziehen sich die Klappmützen nur im März/April zurück, wenn die Jungen zur Welt kommen – stets in der Nähe des Wassers. Klappmützen legen weite Wanderungen zu den Wurfplätzen zurück. Hier droht die größte Gefahr für die Robben durch das Abschmelzen des Eises infolge des Klimawandels: Wird das Eis zu dünn, können die schweren Muttertiere nicht zu ihren Jungen zurück. Der Nachwuchs verhungert oder ertrinkt.
    Die Bullen und ihre »Mützen«
    Ihren ungewöhnlichen Namen verdanken die zu den Hundsrobben zählenden Klappmützen einer Besonderheit im Körperbau der ausgewachsenen Bullen. Im Alter von etwa vier Jahren bildet sich eine von der Stirn bis über das Maul hängende, fleischige, sackartige Wucherung der Nase heraus, die im entspannten Zustand einer nach unten geklappten Mütze ähnelt. Die Bullen sind in der Lage, die Wucherung als Dominanzgebahren zu einem kissenartigen Gebilde aufzublasen, z. B. wenn sie mit anderen Bullen um die Gunst eines
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