Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition)
Autoren: Kim Henry
Vom Netzwerk:
müssen. Da passierte es. Sie lehnte sich über seinen Mund und plötzlich war da ein Stupsen in ihrem Bauch. Eine Berührung so sanft, wie der Kuss eines Schmetterlings. Sie hielt in ihrer Bewegung inne, presste ihre Hände auf den Bauch, riss die Augen auf. Das war ihr Kind. Nun konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Tränen des Glücks und der Hoffnung. Sie dachte nicht mehr an Silas’ Verletzungen, auch nicht an seine Schmerzen, sondern nahm seine Hand und führte sie dorthin, wo sich das erste Mal ihr Kind zu Wort gemeldet hatte.
    Seine Augen weiteten sich, als er verstand. Selbst hinter den Verbänden konnte sie ihn lächeln sehen.
    „Unsere Tochter“, sagte er, und auch in seinen Augenwinkeln glitzerte es feucht.
    „Unsere Zukunft“, sagte sie und hielt seine Hand.

Epilog
     
    „ Nimmst du ihn mal? “
    Kayas Lächeln war anders geworden als früher. Klarer, sanfter. Die braunen Augen voll flirrender Wärme. Nivikka ließ bereitwi l lig Silas ’ Hand los, als er seiner Frau das Bündel abnahm, in dem das Leben zappelte .
    Fest ließ sich Kaya von Nive umarmen, dann von Marc, der sie viel schneller wieder losließ und in einem Anflug von Verlegenheit b e gann, mit Nivikka zu albern.
    „ Er ist ein Prachtkerl “ , sagte Nive auf grönländisch . Silas war stolz, dass er schon so viel verstand.
    „ Da hast du r echt. Mein Sohn aber auch. “ Die Frauen lachten und umarmten sich erneut, dann verlangte Nive, das Baby noch einmal in den Arm gelegt zu bekommen.
    „ Nicht so oft “ , warnte Marc. „ Sonst will sie auch noch eins, und langsam geht mir der Saft aus. “
    Sechs der sieben Kinder der Rossums spielten am Rand des Hel i pads von Thule, bauten aus dem Pulverschnee einen Schne e mann. Im Hintergrund hob röhrend die DC-7 in den Himmel, mit der sie aus Ilulissat angekommen waren.
    „ Du musst uns viel öfter besuchen kommen “ , sagte Nive und sah dabei Silas an, als hinge das ganz allein an ihm.
    „ Oder ihr uns “ , gab er zurück. „ Der Weg ist derselbe. “
    „ Eurer war bis hierher schwerer. Ihr braucht noch viel mehr B e wegung, um die Kanten abzuschleifen. Aber das ist okay, denn es ist Eis, und Eis kann man bearbeiten. Mit Stein wäre das nicht so ei n fach. “ Nive brachte ihren Mund an Kayas Ohr, aber Silas konnte sie trotzdem immer noch hören. „ Und wenn alles nicht hilft, dann hilft Wärme, und das Eis schmilzt. “
    Nive und ihre seltsamen Weisheiten.
    Der Mann, der den Hubschrauber durchcheckte, kam aus dem Cockpit gekrochen und winkte ihnen mit erhobenem Daumen zu. Silas rieb sich die Hände. „ Zeit, meine Damen und Herren. Wo ist meine Tochter? “ Mit ausgebreiteten Armen rannte die dreieinhal b jährige Nivikka auf ihn zu. Ein Gummiball in pinkfarbenem The r moanzug, die Kapuze fest um das kleine Gesicht geschlo s sen, sodass nur Augen und Nase herausschauten. Er hob sie in die Luft und drehte sich mit ihr im Kreis, bis Jubeln und Quieken, gedämpft durch Nylon und Seidenfutter, ihn belohnten.
    „ Jetzt fliegen wir nach Haus e . Willst du nach Haus e fliegen, Nivi? Willst du steuern? “
    „ Silas! “ , warnte Kaya und nahm ihren neugeborenen Sohn wi e der an sich.
    Zuerst setzte er die Kleine in den Spezialsitz zwischen den be i den vorderen Sitzen, dann schnallte er seine Frau ebenso sorgfältig fest . Zum Schluss der Helm, den Kaya hasste. Dylan lag in ihrem Arm und schlief selig. Nicht mehr lange, dann würden die Motoren au f heulen und das Baby würde aufwachen und w einen, und Silas wü r de platzen vor Stolz, weil einer der ersten wachen Momente seines So h nes ihm den Vater zeigen würde, der den Helikopter sicher und pr o fessionell über das ewige Eis gleiten ließ.
    „ Ich liebe dich, Kaya “ , sagte er leise auf Inuit , als er den letzten Gurt festzog.
    „ Ich liebe dich, Silas. “ Ihr warmes Lächeln war alles, was er in di e ser Welt brauchte, um zu H ause zu sein. In dieser verrückten, einzi g artigen Welt, die Grönland war. Dieser Welt, die so voller Fa r ben war, wie sonst kein Ort.
    Er ließ den Motor aufheulen. Die Rotoren zerschnitten pfeifend die trockene, kalte Luft. Dylan blinzelte aus seinem Deckenpaket heraus und begann im nächsten Augenblick zu krähen. Kaya seufzte. „ Das hätte ich nur zu gern vermieden. “
    „ Unzufrieden klingt er nicht. “ Silas lachte und funkte die Bitte um Startgenehmigung an den Tower . Eine weibliche Stimme antwortete. Chri s tiane hatte Dienst im Tower.
    „ Permission to take off. In
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher