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P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben

P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben

Titel: P.M. Manetti lesen oder Vom Guten Leben
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angeordnet. Beide Flächen wurden gemäß denselben Prinzipien der Nachhaltigkeit bebaut, nur die Anbaupläne, die Flächengrößen, die Art der Produkte waren verschieden.
    »Sonne gibt’s hier genug«, erklärte Lea, »die Herausforderungbesteht also nur darin, wie wir dem Boden genug Biomasse und Wasser zuführen können. Das bedeutet 100% Recycling und die Benutzung eines Teils des Bodens nur für den Ersatz der Biomasse, die wir dem System für den externen Konsum entnehmen. Wir müssen die Entropie dieses lokalen Systems konstant halten. Das geht nur durch den Einsatz von menschlicher Intelligenz, genannt Agronomie oder Permakultur. Wir müssen die Pflanzen etwas manipulieren, ihre Kombination, die Fruchtfolge, einen Haufen anderer Faktoren – aber dabei nicht übertreiben. Wir müssen dafür sorgen, dass die Fotosynthese lokal effizienter wird als in natürlichen Ökotopen. Wie gesagt, neben der Intelligenz haben wir nur eine andere fast unerschöpfliche Variable: die Sonne. Noch für ein paar Millionen Jahre. Dann müssen wir uns Fall-Back-Optionen überlegen.«
    »Auswandern in ein anderes Sonnensystem?«
    »Oder selber Sonnen machen.«
    An Sonne fehlte es wirklich nicht. Es war sehr heiß. Wir fuhren mit dem Velo durch die Felder. Soja, Alfalfa, Mais, Hirse, Erdnüsse, Kichererbsen, schwarze Bohnen, Weizen, weiße Bohnen, Maniok … Es wechselte sich alles gemäß einem ausgeklügelten Muster ab. Wir kamen an Viehweiden vorbei: Schafe, weiße Rinder, Ziegen. Schuppen, ein Biogasreaktor, mit Ethanol betriebene Landmaschinen. Die Bewässerung erfolgte durch ein System von Teichen, die mit den Swimmingpools der
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verbunden waren. In den Teichen gediehen Fische, darauf schwammen Enten herum. Am Ufer standen Gänse. Fish and Chips, Crispy Duck. Gänseklein.
    Auf dem Rückweg kamen wir zu einigen Gewächshäusern, je 100 Meter lang. Hier wurden Pflanzen angebaut, die mehr Feuchtigkeit brauchten: Peperoni, Tomaten, Gurken, Salate, Kohlsorten. Wir besuchten die Farm der
habicombi
Biltmore. Ich fand Nora und Heinz beim Jäten. Sie hatten keine Zeit für Interviews.
    Lea zeigte mir ihre Versuchsbeete.
    »Du willst also hier bleiben«, stellte ich fest.
    »Ja, hier ist es spannend. Ich kann viel lernen, viel experimentieren.Irgendwann komme ich dann in die Schweiz zurück. Oder ich gehe nach Afrika. Dort gibt es viele Gegenden, die dieser hier ähnlich sind. Da kann man unsere Methoden anwenden, wenn man uns lässt, wenn man Afrika eine Chance gibt. Wir haben Mittel im Rahmen der GEF beantragt.«
    »GEF?«
    »Ein UN-Fonds, der ökologische Investitionen in armen Ländern ermöglicht. Das ist natürlich Politik, aber wir haben einige Beziehungen.«
    Lea zeigte mir einige Lebensmittelverarbeitungsbetriebe. Es wurden Tofu, Sojasauce, Bohnenpaste, Erdnussbutter, Kichererbsenmehl, Hirseflocken, Sonnenblumen- und Erdnussöl, Milchpulver und Kondensmilch, Tortillamehl, Gemüse- und Fleischbouillon, Pökelfleisch, Speck, Leberpastete hergestellt. Diese haltbaren Produkte wurden unter der Marke Aliva an die lokalen
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, befreundete Genossenschaften, Quartierdepots, Nachbarschaftsküchen, Restaurantkollektive geliefert. Um Verpackungen und Transportgewicht zu sparen, gab es keine Einheiten unter fünf Kilogramm. Aliva-Produkte waren entweder leicht oder reich an Kalorien, was die Transportkosten minimierte. Sie wurden mit Biogas-Lastwagen so nahe wie möglich an die Empfänger herantransportiert. Sie wurden nicht einfach auf einen anonymen Markt geworfen, sie wurden gezielt dorthin geliefert, wo sie gebraucht wurden. Konserven, die Kühlsysteme brauchten, wurden nur in kurzfristig konsumierbaren Mengen und nur für Alívio selbst produziert: Frischkäse, Joghurt, Frischfleisch.
    »Und sind diese Produkte denn auch biologisch?«, fragte ich. »Das wissen wir nicht«, antwortete Lea, »wir vermuten es aber stark. Wir betreiben keinen Bio-Kult, sondern effiziente, nachhaltige Landwirtschaft. Auf jeden Fall sind unsere Produkte
Aliva
. Wir verteilen sie fast zum Selbstkostenpreis, und der ist sehr niedrig. Sie kosten uns fast gar nichts. Dank der
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leben wir praktisch gratis, unsere Maschinen haben dank Ökodesign eine niedrige Abschreibungsrate, die Sonne schickt keine Rechnungen, der Boden gehört uns.Wir schlagen nur eine kleine Marge drauf für nötige Importe. Wir brauchen keinen Gewinn, wir müssen nur so weitermachen können wie bisher.«
    »Ein normaler Supermarkt-Konsument kommt also nicht zu
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