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Ploetzlich Shakespeare

Ploetzlich Shakespeare

Titel: Ploetzlich Shakespeare
Autoren: David Safier
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stimmte, gegen mich war das Krümelmonster ein echt zurückhaltendes Kerlchen.
    «Und da gibt es noch einen Grund, warum du nicht zu ihm gehen solltest», erklärte Holgi und stellte sich zwischen mich und die Wohnungstür.
    «Welchen?»
    «Jan ist gar nicht so toll, wie du denkst.»
    Ich blickte erstaunt: «Wieso das denn?»
    «Hallo? ... Der Mann ist Zahnarzt!»
    Ich schob Holgi beiseite, ging aus der Wohnung und hörte, wie er mir verzweifelt hinterherrief: «Der Psychologe ist aber gut... sogar sehr gut..., er hat mir sogar bei meinem Penisneid geholfen ...!»
    Aber ich hörte nicht mehr auf Holgi und fuhr stattdessen in die Düsseldorfer Innenstadt zu Jans großer Zahnarztpraxis. Die junge, blonde Zahnarzthelferin am Empfang erklärte mit aufgesetztem Zahnweiß-Lächeln, dass Jan noch bis 18 Uhr Termine hätte, und wandte sich dann wieder ihrem Computer zu. Ich blickte auf die Uhr und stellte fest, dass ich nicht in der Lage war, noch ein paar Stunden zu warten, hatte ich doch gerade genau den richtigen Alkoholpegel, um meinen verrückten Plan durchzuziehen. In ein paar Stunden würde ich meinen ganzen Schwung und meinen angetrunkenen Mut bestimmt verloren haben.
    «Ich habe jetzt aber einen Behandlungstermin bei ihm!», erklärte ich daher energisch.
    Die Frau schaute in ihren Computer und sagte dann: «Sie sind wohl kaum Herr Bergmann?»
    «Ich meine, in zehn Minuten», korrigierte ich hastig meinen Bluff.
    «Ach, dann sind Sie Frau Reiter.»
    «Ja, klar bin ich Frau Reiter», erwiderte ich überdreht. Die Zahnarzthelferin sah mich zweifelnd an. Dann stellte sie fest, dass ich (bzw. Frau Reiter) schon bei der Behandlung zuvor die Krankenkassenkarte für das Quartal abgegeben hatte, und wies mir Behandlungszimmer eins zu. Ich ging dort hinein, und es war wie alle Zahnarztbehandlungszimmer auch: ein schöner kleiner Vorhof der Hölle. Es roch nach Desinfektionsmittel, Neonlicht schien, und im Hintergrund hörte man klassische Musik. Als ich mir gerade die Folterinstrumente ansah und mich fragte, warum die Menschheit zwar zum Mond fliegen konnte, es aber nicht schaffte, eine humane Zahnmedizin zu entwickeln, hörte ich, wie sich Schritte näherten. Mein Herz schlug höher, gleich würde ich Jan wiedersehen. Ich atmete tief durch, ging in Gedanken nochmal die Worte durch, die ich ihm sagen wollte. Die Tür ging auf, und ... Olivia kam rein. Ich bekam Schnappatmung.
    Olivia hatte ihre Haare nach hinten zu einem Zopf gebunden und trug einen weißen Kittel, dennoch besaß sie selbst in diesem Outfit die Frechheit, sehr viel besser, stilvoller und aristokratischer auszusehen als ich. Dem Kittel nach zu urteilen arbeitete sie jetzt mit Jan in der Praxis. Und sie war mindestens genauso erstaunt, mich zu sehen, ihrerseits: «Rosa? ... Ich dachte, Frau Reiter ...?»
    Was sollte ich jetzt sagen? Ihr gestehen, dass ich geflunkert hatte, weil ich ihr ihren Zukünftigen ausspannen wollte?
    «Ähem ... ich ... ich ... wurde als Termin dazwischen geschoben, ich bin hier zur Vorsorge», stotterte ich.
    Olivia überlegte kurz und sagte dann: «Na gut... dann setz dich mal hin...»
    «Ich ... ich dachte, Jan ...»
    «Der hat eine OP nebenan, ich kann das auch machen.» Ich schluckte.
    «Oder vertraust du mir nicht?», fragte sie bohrend nach.
    Natürlich tat ich das nicht. Sie hatte mich noch nie ausstehen können, weil sie Jan schon liebte, bevor ich ihn aus dem Meer gefischt hatte.
    «Ähem, doch ... doch ... na klar... vertraue ich dir», erwiderte ich und setzte mich unschlüssig auf den Stuhl. Olivia machte einen auf super-professionell, nahm eins von diesen kleinen Zahnspiegeldingsbums in die Hand und forderte mich auf: «Dann mach doch bitte mal den Mund auf.»
    Ich tat, wie mir geheißen, und sie sagte, leicht angewidert: «Uhh.»
    « ...Wieso ?», fragte ich besorgt. Ich war seit zwei Jahren nicht mehr beim Zahnarzt gewesen, weil mich ein Besuch zu sehr an Jan erinnert hätte.
    «Du hast eine ganz schöne Alkoholfahne», antwortete Olivia etwas indigniert.
    Ich wurde rot.
    «Und das dahinten sieht nicht gut aus.»
    «Nicht gut?»
    Mir wurde mulmig.
    «Mit meine ich böse.»
    «Böse?!?»
    Jetzt bekam ich es mit der Angst zu tun.
    «Richtig böse. Ein Riesenloch. Aber keine Sorge, das kriegen wir gleich hin», erklärte Olivia und nahm einen Bohrer in die Hand.
    «Das ... das müssen wir doch gar nicht hinkriegen», erwiderte ich panisch.
    «Doch, das müssen wir», erklärte sie kühl sachlich. Dann
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