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Plötzlich Royal

Plötzlich Royal

Titel: Plötzlich Royal
Autoren: Roland Brodbeck
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Glaubwürdigkeit. Die tendenziell älteren und sehr konservativen Bevölkerungsteile haben Sie abgehängt. Für einen Mitte-Links-Politiker wäre das eine tolle Umfrage. Gut, treten Sie nicht mit Labour gegen mich an.“
    „Ach so, grundsätzlich verboten wäre das nicht, oder?“, hoffte Timm.
    „Doch, denn er ist der König. Ist dir wohl noch gar nicht aufgefallen“, gab Cramer misslaunig zurück.
    „Ich bringe Sie in Ihrem gepanzerten Wagen zurück nach Windsor Castle“, schlug Cramer nun sehr bestimmt vor und wandte sich dann an den Duke of Edinburgh: „Seine Majestät wird Sie dort gerne zum Fünfuhrtee erwarten, Prince Philip. Wir haben nur dort ein Sicherheitsdispositiv. Sie verstehen, Eure Hoheit?“
    Ich bekräftigte nochmals die Einladung für den Duke of Edinburgh und folgte dem Premier zur gepanzerten Limousine, die noch jenseits der Umzäunung stand. Ich fürchtete, er hätte weitere schlechte Nachrichten.

Papas Koffer
    Noch verstand ich nicht, warum ich nicht mit den Prinzen William oder Harry im Hubschrauber zurückfliegen konnte. Vielleicht wollte Premierminister Cramer auf der gemeinsamen Fahrt nach Schloss Windsor reden, womöglich über den Aktenkoffer mit den runden Ecken, der auf dem Video mit dem Terroristen und Earl Binnester zu sehen gewesen war. Wir gingen vom Victoria Memorial wieder zurück entlang der Mall. Viele bedankten sich für die kleine Zeremonie. Beim Zaun drückten die Gardisten die Menge von dem bereitstehenden Konvoi weg, der aus der Panzerlimousine, zwei ähnlichen Fahrzeugen und zwei Radpanzern bestand.
    „Darf ich Ihren Mann für die Fahrt nach Windsor allein sprechen, Prince Simon?“, fragte Cramer, und ein Chauffeur öffnete für Simon und Timm eine der beiden anderen Wagen. Ich setzte mich mit Cramer in die Panzerlimousine und wir winkten, während der Wagen nun von der Demonstration langsam wegrollte. Ich fühlte mich nicht sonderlich gut.
    „Worum geht es?“
    „Vorsicht, Lippenleser. Erst wenn wir schneller fahren, können wir reden.“
    Also schwieg ich. Der Konvoi zog nach der Mall eine lange Schleife, um gegen Westen fahren zu können. Cramer drückte einen Knopf und eine Scheibe trennte uns nun schalldicht vom Chauffeur.
    „Gut, ab hier gibt es vielleicht nur noch einzelne Handyfotos von Passanten“, meinte Cramer.
    „Sie wollen mir die Abdankung nahelegen, da mein Vater im Attentat mit drin hängt?“
    „Nein!“, antwortete Cramer bestimmt.
    Wir winkten einer Gruppe Schulkinder am Straßenrand, kurz bevor die Straße nun den Charakter einer Stadtautobahn annahm.
    Ich zog es vor, nicht weiter zu spekulieren. Ich konnte ihm leicht ansehen, dass er mir etwas sehr Unangenehmes mitteilen wollte, aber noch nach den richtigen Worten suchte. Cramer schaute geistesabwesend einem etwas seltsam bunten Lieferwagen zu, der uns langsam auf der mehrspurigen Straße überholte. Dann wandte er sich wieder mir zu.
    „Wir haben uns in den letzten Stunden intensiv mit Ihrem Herrn Vater auseinandergesetzt, uns ist der runde Koffer selbstverständlich nicht entgangen. Es ist zweifellos Geld von Ihrem Vater an Earl Binnester geflossen.“
    „Ich hoffe doch, Sie wollen mir nicht sagen, er wollte mich beseitigen, damit eines Tages meine Schwester Königin würde?“
    „Gestern Nacht war ich mir selbst nicht sicher. Immerhin war Ihr Vater im Konsulat von Schanghai bereit, unserem Geheimdienst Rede und Antwort zu stehen.“
    Ich fühlte, wie mein Bauch sich zusammenzog. Cramer schwieg für einen Moment. Der Konvoi fuhr nun auf der Autobahn M4 in Richtung Heathrow.
    „Kurz, Ihr Herr Vater hat bei der Vernehmung zugegeben, er habe Earl Binnester zwanzig Millionen Pfund in Wertpapieren und eben zwei Millionen Schweizer Franken in bar im abgerundeten Koffer bezahlt. Binnester sollte als Gegenleistung Mitglieder des Oberhauses bestechen, damit die Reform des Thronfolgegesetzes angenommen wird und Frau Burger – also Ihre Mutter, Sascha – einmal Königin würde. Als Gatte der Monarchin hätte er selbstverständlich einen bedeutend höhere Position gehabt als jetzt.“
    „Damit zuerst meine Mutter und dann meine Schwester Königin geworden wären“, folgerte ich. Es schmerzte schon, dass Papi mich als Thronfolger aktiv verhindern wollte.
    „In das Attentat gegen Ihren Großvater ist Ihr Vater nicht verwickelt“, fuhr Cramer fort. „Der Tod König Georges hat ja schließlich im letzten Moment seine eigenen Pläne einer Traumhochzeit seiner Tochter als künftige Köngin
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