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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus
Autoren: Ben Bova
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dass die hehre Hoffnung, den Grünen bei der Umkehrung des Treibhauseffekts auf der Erde zu helfen, zusammen mit seiner Besatzung und mit ihm selbst gestorben sei. Mein brillanter, stattlicher, charmanter und fröhlicher Bruder war mit der Einschätzung gestorben, dass er ein Versager sei.
    Und er hatte in den letzten Minuten seines Lebens an mich gedacht. Er hatte seine letzte Botschaft nicht an seinen Vater gerichtet. Oder an die Grünen. Er wollte zu mir sprechen! Er wollte mir seine letzten Gedanken und Erkenntnisse anvertrauen.
    Ich schaute vom dunklen Bildschirm auf, lehnte den Kopf gegen die gepolsterte Kopfstütze und ließ die Zeit Revue passieren, die Alex und ich gemeinsam verbracht hatten. Sie schien so kurz, nur ein paar Momente in unsrer beider Leben.
    Ich beschloss, es besser zu machen.
     

EIN NEUES LEBEN
     
    Ich bestellte Marguerite in meine Kabine.
    Sie erschien nach nicht einmal einer Minute, woraus ich schloss, dass sie sich in ihrem Quartier direkt neben meinem aufgehalten haben musste.
    Dann warf ich einen Blick auf die Uhr, die auf dem Schreibtisch stand: Es war schon nach Mitternacht – mehr als fünf Stunden, seit sie mir Alex’ Chip gegeben hatte. Ich hatte seit über fünf Stunden am Schreibtisch gesessen.
    »Ich habe dich geweckt«, sagte ich.
    Sie lächelte andeutungsweise. »Nein, so schnell ziehe ich mich nicht an.«
    Sie trug noch immer den Overall, den sie die ganze Zeit angehabt hatte.
    »Du konntest nicht schlafen?«, fragte ich.
    »Ich hatte gearbeitet«, sagte Marguerite und setzte sich auf einen Stuhl vorm Schreibtisch. »Das heißt, ich hatte nachgedacht.«
    »Worüber?«
    »Über deinen Bruder.«
    »Aha.«
    »Er muss dich sehr geliebt haben.«
    »Ich habe ihn auch geliebt«, sagte ich. »Ich glaube, er war der einzige Mensch im Sonnensystem, den ich überhaupt geliebt habe.«
    »Dann haben wir beide also den Menschen verloren, den wir am meisten geliebt haben«, sagte Marguerite mit leiser Stimme.
    »Deine Mutter«, sagte ich.
    Sie nickte knapp und mit schmalen Lippen. Sie wollte ihre Gefühle verbergen.
    Ich betrachtete Marguerite. Wie sehr sie ihrer Mutter glich, und doch hatte sie eine ganz
    andere Persönlichkeit.
    »Marguerite, wie viel ... Material ist in den Überresten meines Bruders?«
    Sie blinzelte mich verwundert an.
    »Genug, um eine Probe seiner DNA zu nehmen?«, fragte ich.
    »Zum Klonen?«
    »Zum Klonen.«
    Sie wandte für einen Moment den Blick von mir ab und sah mich dann wieder an. »Das wird nicht funktionieren, Van. Ich habe das schon überprüft. Der Körper war für eine zu lange Zeit einer zu großen Hitze ausgesetzt. Sie hat die Polypeptide und langkettigen Moleküle zersetzt. Die Nukleinsäuren sind zerfallen ... die Hitze hat alles zerstört.«
    Das Herz sank mir in die Hose.
    »Es gibt nichts, das wir tun könnten«, sagte Marguerite.
    »Er hat sich für einen Versager gehalten«, sagte ich ihr. »Mein Bruder ist mit dem Gedanken gestorben, nichts bewirkt zu haben.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Also erzählte ich ihr von den Grünen und dass Alex die Hoffnung gehegt habe, die Erdbevölkerung durch den Anblick der Venus als ›Schocktherapie‹ zu drastischen Maßnahmen zu motivieren, damit die Erde durch den Treibhauseffekt nicht in eine ähnliche Katastrophe schlitterte.
    »Ja, das wird für die Grünen ein Schlag ins Kontor sein«, sagte Marguerite, als ich fertig war. »Sie hatten gehofft, die Venus als abschreckendes Beispiel zu zeigen. Sie wollten die Menschen dahingehend konditionieren, dass sie jedes Mal, wenn sie die Venus am Himmel sahen, an den Treibhauseffekt dachten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das wird nicht hinhauen. Die Wissenschaftler wie Mickey und die anderen werden ihnen die Wahrheit sagen müssen, dass der Treibhauseffekt auf der Venus und unsrer nichts miteinander zu tun haben.«
    »Dein Vater wird sehr erfreut sein.«
    Ich schaute sie strafend an.
    »Er und seine Freunde werden mit dieser Neuigkeit doch sofort hausieren gehen, stimmt’s? Er hat sogar seinen Sohn geopfert, nur um herauszufinden, dass die Venus uns nichts zu sagen hat.«
    »Aber das ist doch eine gute Nachricht«, hörte ich mich sagen. Beinahe flüstern.
    »Eine gute Nachricht für deinen Vater«, konterte Marguerite.
    »Nein«, sagte ich lauter und nachdrücklicher, als ich die Wahrheit erkannte. »Nein, es ist eine schlechte Nachricht für meinen Vater – und uns alle.«
    Sie beugte sich auf dem Stuhl etwas nach vorn. »Wie meinst du das?«
    »Die
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