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Planet der Illusionen (Orion 09)

Planet der Illusionen (Orion 09)

Titel: Planet der Illusionen (Orion 09)
Autoren: Hans Kneifel
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verzog das Gesicht.
    Die drei Millionen fielen von einem Extrem in das andere. Entweder ergriff sie eine schrankenlose Lethargie, oder sie stürmten die Schiffe, oder sie versuchten, sich gegenseitig von den Gefahren aus dem All zu überzeugen. Im Augenblick glich die Stadt einem Ameisenhaufen, in dem man mit einem langen Stock herumgestochert hatte.
    »Es ist allerhand los. Sie rennen herum wie die Irren«, sagte Helga.
    »Vorwitziges Ding, du!« sagte Shubashi vorwurfsvoll und ironisch. Helga zuckte die Schultern.
    »Wo landen wir?« fragte sich Cliff laut.
    Sie hatten keinerlei Anhaltspunkte. Ihre Aufgabe erschien ihnen in einem merkwürdigen Licht – sie lautete, in einer ziemlich großen Stadt eine Maschine zu finden, die sie nicht einmal kannten. Es war wirklich so ... McLane taumelte mit einer geradezu beängstigenden Sicherheit immer in die verwegensten Situationen hinein. Er suchte nicht die Abenteuer, die Abenteuer suchten und fanden ihn von ganz allein.
    »Am Boden, wenn's beliebt«, sagte Atan spitz.
    »Wo sonst?« knurrte Sigbjörnson.
    »Ich würde vorschlagen, du landest auf jenem Platz dort. Erstens sind dort weniger Menschen zu sehen, zweitens ist er vom Mittelpunkt der Stadt nicht allzu weit entfernt. Wenn wir jemanden fragen, bekommen wir womöglich eine unzureichende Antwort.«
    »Dann müssen wir eben nach intelligenten Kolonisten suchen«, sagte Cliff und konzentrierte sich auf die Steuerung. Die LANCET glitt unhörbar über die Dächer nach Süden und senkte sich endlich am Rand eines kleinen, runden Platzes auf den Spezialbeton des Untergrundes.
    »Wir gehen auf die Jagd, und du hantierst mit der Injektionsspritze, Helga!« ordnete Cliff an.
    »Einverstanden.«
    Sie verließen die LANCET, blieben in dem Schatten der kleinen Kugel stehen und sahen sich um. Dieses Mal war das Rennen zu den Schiffen nicht mehr so heftig und schnell; entweder ließ die körperliche Konstitution der Siedler nach, oder die Illusionen waren von geringerer Wirksamkeit. Die vier Raumfahrer der ORION spürten nichts außer einem angedeuteten Kopfschmerz.
    »Dort drüben – der große Mann!« sagte Cliff und deutete zwischen zwei Häusern hindurch.
    »Gut.«
    Sie begannen zu rennen. Binnen einer Minute hatten sie sich dem großen Siedler genähert. Er war wesentlich weniger abgerissen und verwildert, als sie es sich vorgestellt hatten. Vielleicht waren die Pausen zwischen den einzelnen Illusionswellen lang genug gewesen, so daß sich die Menschen erholt hatten. Cliff und Hasso rissen dem Überraschten die Arme nach hinten, und Atan nahm seinen Kopf in einen Zangengriff. In der gleichen Sekunde riß Helga den Ärmel hoch, setzte die Spritze an und drückte den Auslöser.
    Es zischte kurz und heftig.
    Das Medikament drang in die Blutbahn des Überfallenen ein, wurde bis ins Hirn geschwemmt und beruhigte dort die tobenden Zellen innerhalb von rund dreißig Sekunden. Die Augen des Mannes wurden wieder normal, und die Griffe der Raumfahrer lockerten sich.
    »Zum Satan ... was ist das?« fragte der große Mann erstaunt.
    »Das ist die Besatzung von Raumschiff ORION!« sagte Atan und ließ den Hals des Mannes los. Das Gesicht des Überfallenen entspannte sich unmerklich, und seine Bereitschaft zur Gegenwehr schwand.
    »Und was wollen Sie?«
    »Eine Auskunft«, sagte Cliff trocken. »Spüren Sie, wie Sie gegen die Vorstellungen immun geworden sind?«
    Der Mann blickte auf die LANCET, betrachtete mehrere Sekunden lang den Platz und die Menschen, die schnell an ihnen vorbeigingen und sie nicht beachteten, und schien sich dann schlagartig des gesamten Komplexes zu erinnern. Sein Kopf wurde zuerst rot, dann bleich. Seine Stimme zitterte vor Wut, als er hervorstieß:
    »Dieses verdammte Zeug ... wir alle sind total verrückt geworden. Was geht hier vor?«
    Cliff erklärte es ihm in drei, vier Sätzen.
    »Und was wollen Sie von mir?« fragte der Mann schweratmend. »Ich helfe selbstverständlich, so gut ich kann!«
    »Das ist nett«, erwiderte Helga Legrelle. »Wo wohnt Uurth?«
    »Der Prophet?«
    »Ja. Wir müssen seine Wohnung besuchen«, erläuterte Hasso. »Er soll dort etwas haben, das wir brauchen können.«
    Der Kolonist spuckte aus, dann erwiderte er voller Verachtung:
    »Wohnung! Ein Dreckloch ist das! Ich habe es im Videophon einmal gesehen, während eines Interviews. Ich bringe Sie hin ... etwa zweihundert Meter von hier entfernt. Kommen Sie!«
    Er drehte sich auf der Stelle um und stapfte davon. Mit seinen riesigen
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