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Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Pixity - Stadt der Unsichtbaren

Titel: Pixity - Stadt der Unsichtbaren
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Ordner, warf den Stick von einer Hand in die andere.
    Er verließ das Haus auf dem Weg, den er gekommen war, schloss ab – es funktionierte ohne Problem, die Tür leistete keinen Widerstand mehr –, setzte sich in seinen Wagen und wartete. Auf gar nichts mehr.
    Michaels Wagen hielt kurz nach halb zwölf vor dem Haus. Bent­ner nahm die Kamera aus dem Handschuhfach, fotografierte einen Sarkovy, dem die Zeit im Nacken saß, der beinahe gestolpert wäre, sich fing, das Haus betrat. Und es nach zehn Minuten noch eiliger verließ, zwei Reisetaschen in der einen, die Laptoptasche in der anderen Hand.
    Heranzoomen. Das Gesicht außer Kontrolle, rot, nass, die Augen darin auf der Suche nach anderen Augen, die ihn von links, von rechts, von vorne, von hinten anstarren könnten. Die Reisetasche auf die Rückbank, die Laptoptasche neben sich gelegt, rasantes Anfahren und weg. Bentner folgte in sicherem Abstand, er fuhr ein Allerweltsauto mit Allerweltslackierung.
    Stadtauswärts, immer mehr Grün zwischen den Häusern, endlich nur noch Häuser als Störenfriede im Grün. Bentner bremste ab, als Sarkovy den Blinker setzte, anhielt, auf einer kleinen Brücke über einen noch kleineren Bach, der sich als ein Strich durch ein Stück Brachland davonmachte. Michael stieg aus, sah sich um, der parkende Wagen in gut fünfzig Metern Entfernung, hinter einem anderen parkenden Wagen fast nicht zu sehen. Er öffnete die Beifahrertür, beugte sich ins Innere, Bentner stieg ebenfalls aus, drückte sich an den Wagen vor seinem, duckte sich, hob die Kamera.
    Sarkovy, der den Laptop aus der Tasche nahm, zum Geländer ging, das Ding mehrmals brutal mit dem Metall bekannt machte, man hörte es, es klang dumpf, Teile splitterten ab, sprangen über den Boden. Sarkovy kickte sie zwischen den Stäben des Geländers hindurch ins Wasser, hob nun den Laptop über den Kopf, schleuderte ihn in die Tiefe, lehnte sich über das Geländer, sah das Gerät in den Wirbeln versinken, auftauchen, verschwinden oder untergehen.
    Das konnte niemand gesehen haben. Hier war wirklich Ödland, Fläche, die auf ihre Bebauung wartete vielleicht, aber der Bach durchschnitt das Gelände ungünstig. Die parkenden Autos dahinten dürften Spaziergängern gehören, Sarkovy hatte Glück. Dichtes Gebüsch in der Landschaft schützte ihn, zwar ausgemergeltes Wintergebüsch, aber es stand sehr dicht, unkultiviert. Man konnte den Mann und das, was er tat, nicht sehen, kein Auto näherte sich aus dieser, aus der anderen Richtung.
    Bentner lag auf dem Bauch, er hatte sich von der Straße hinter einen Busch gerobbt, fotografierte durch das dürre Gestänge der Pflanze. Wie Michael die Spuren seiner Tat beseitigte, sich bückte, etwas aufhob, über das Geländer warf. Wie er sich noch einmal nach allen Seiten umschaute, bevor er ins Auto stieg, weiterfuhr.
    Zu der kleinen Pension, vor dem Gebäude parkte, die Reisetasche von der Rückbank nahm, ausstieg, im Haus verschwand. Bentner wendete und fuhr in die Stadt zurück.
    »Nee. Altes mexikanisches Sprichwort: Hast du ’ne Kneipe, sperr sie nicht zu. Verdienst nämlich nix, wenn sie zu ist.«
    Rigo sagte das ohne ein Anzeichen von Scherz. Er hatte Bentner wie immer zugenickt, auf die Uhr geschaut, zwanzig vor eins, ein Blatt Papier, von dem behauptet wurde, es sei die Tageskarte, vom Tresen genommen und zusammen mit einem Kaffee zum hintersten Tisch gebracht. War von Bentner gefragt worden, ob er denn seinen Laden niemals zuschließe, und hatte sein Sprüchlein gebracht.
    »Okay«, sagte Bentner, »bring mir das von der Karte, was du selber essen würdest.«
    »Also die Tageskarte selbst. Papier schmeckt gar nicht mal so übel. Oder die mexikanische Pizza.«
    »Mexikanische Pizza?«
    »Dr. Oetker tiefgekühlt, mit einem Tequila zum Geschmacksneutralisieren.«
    Bentner war alles recht, er bestellte sich das.
    Es war angenehm, der einzige Gast zu sein. Der Wirt setzte sich zu einem und verfolgte jeden Bissen, den man aß, bis in die Speiseröhre.
    »Wenig los.«
    »Joah«, sagte Rigo. »Nicht einmal Gorland ist die nächsten Tage hier zu erwarten.«
    »Oh, warum?«
    »Paar zu viele Tabletten, sagt seine Schwester. Nicht das erste Mal wohl. Er passt aber auf, dass der Versuch nicht gelingt.«
    Bentner nickte. Die Nachricht stand vor seinem Kopf, er betrachtete sie, ließ sie nicht hinein.
    »Dafür scheint eure Kleine hier Stammgast zu werden. Stammgästin?«
    »Welche Kleine?«
    »Mit der du mal hier warst. Die scharfe Kleine halt.
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