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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls
Autoren: Chris Wooding
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Innern der Wolke kamen
die rasch aufeinanderfolgenden Blitze von Schüssen und das Krachen von Explosionen.
    Die Marine hatte eine Route nach Retribution Falls blockiert, aber es gab offensichtlich auch noch andere Wege, auf denen man die Stadt verlassen konnte, wie es die Piraten nun taten. Sie hatten die Verteidigung der Stadt aufgegeben und zogen sich zurück, verschmolzen mit dem Nebel über ihnen, verschwanden in Rinnen und Schluchten. Die Marine hatte Verluste erlitten, die jedoch dank des Überraschungsangriffs gering ausgefallen waren.
    Frey kam mit der Ketty Jay im Rücken der Marine-Flotte heraus, die noch immer auf die Stadt und nicht zum Rand der Doline blickte. Falls jemand die drei unbedeutenden Luftfahrzeuge vorbeischleichen sah, erkannte er sie vielleicht und schoss darum nicht auf sie. Jedenfalls gelangte die Ketty Jay unbehelligt in die Schlucht, die aus der Doline hinausführte, weg von der Schlacht. Die felsigen Hänge der Hookhollows schlossen sich um sie und versperrten den Blick auf Retribution Falls. Bald hatten sie die Piratenstadt hinter sich gelassen, und alles war wieder still.
     
    Malvery und Crake trugen Silo in die winzige Krankenstube und legten ihn auf den OP-Tisch. Der Murthianer war bewusstlos. Sein Atem ging flach und schnell. Seine Augen bewegten sich rastlos hinter den Lidern. Es roch nach Öl und Blut, und der Boden neigte sich mit den Flugbewegungen der Ketty Jay.
    Crakes Hände waren blutverschmiert. Er dachte irgendwie, dass ihm davon übel sein sollte, aber er war zu sehr auf den Augenblick konzentriert, als dass er sich eine solche Schwäche erlaubt hätte. Er erinnerte sich an den Silo, der ihm nach der Schießerei in Rabban geholfen hatte, Bess
wieder zusammenzuflicken, den Silo, der auf jenem grasbewachsenen Hang mit ihm geredet und gescherzt hatte. Sie waren einander nicht mehr fremd. Crake würde tun, was immer er tun musste.
    Malvery riss Silos Hemd auf und legte die Wunde frei, ein ausgefranstes Loch in einem massigen Brustmuskel, aus dem schreckliche Mengen dunkelroten Blutes quollen. Malvery fluchte unterdrückt.« Er hat innere Blutungen. Ich kann nichts tun.«
    »Du musst!«, protestierte Crake. »Schneide ihn auf. Stille die Blutung!«
    »Ich kann nicht.« Malvery rückte seine Brille mit den runden grünen Gläsern zurecht und zupfte nervös an einem Ende seines weißen Schnurrbarts. »Ich kann einfach nicht.«
    Er öffnete eine Schublade und holte eine Flasche mit medizinischem Alkohol heraus. Er nahm den Stopfen ab und hob sie an die Lippen, bevor Crake ihm die Flasche aus der Hand riss und sie wütend auf den OP-Tisch knallte.
    »Du bist der Einzige, der es kann, Malvery!«, fuhr er den Doktor an. » Vergiss, was mit deinem Freund passiert ist. Du bist Chirurg! Erledige deinen verdammten Job!«
    »Ich bin kein Chirurg mehr«, erwiderte Malvery und sah den Mann an, der jetzt vor ihm auf dem OP-Tisch lag. Blut quoll stoßweise aus der Schusswunde und rann in grotesken roten Strömen über Silos Brust. Crake drückte vergebens die Hände auf die Wunde, dann sah er sich nach etwas um, was besser geeignet war, den Blutverlust zu stoppen.
    Er verstand Malverys Qualen, hatte aber keine Zeit für Mitgefühl, während Silo im Sterben lag. Wäre er doch nur ein besserer Dämonist gewesen, dann hätte er den Murthianer vielleicht mit Hilfe der Kunst zu heilen vermocht. Aber er besaß nicht die erforderliche Ausrüstung, und darum
konnte er nichts tun. Silos einzige Chance war Malvery, und der Doktor war wie gelähmt.
    »Spucke und Blut, willst du bloß danebenstehen und zusehen?«, schrie Crake.
    »Was willst du von mir?«, brüllte Malvery. »Ein Wunder? Er stirbt! Ich kann nichts dagegen tun!«
    »Du kannst es versuchen!«, gab Crake ebenso scharf zurück. Malvery war schockiert über die Heftigkeit in Crakes normalerweise ruhigem Ton. »Das hier ist nicht wie beim letzten Mal. Er wird sowieso sterben. Niemand wird dir die Schuld geben, wenn du es nicht schaffst, ihn zu retten, dafür werde ich sorgen. Aber ich möchte nicht in deiner Haut stecken, wenn der Kapitän herausfindet, dass du es nicht einmal versucht hast.«
    Just in diesem Moment gierte die Ketty Jay nach Backbord und ließ ihn stolpern; er musste die Hand auf den OP-Tisch legen, um sich abzustützen. Die Alkoholflasche kippte vom Tisch, aber Crake fing sie auf, bevor sie herunterfiel. Malverys Blick wanderte zu ihr.
    »Gib mir die Flasche«, sagte er.
    Crake funkelte ihn nur wütend an.
    »Ich werde
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