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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens
Autoren: Brenda Joyce
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Adonis. Shane grinste breit. Liams Gesicht war wie versteinert. Erst jetzt bemerkte die Königin, daß auch Liam einen groben Umhang über einer Tunika trug und barfuß war wie sein Vater. Sie erinnerte sich an den Knaben im Wams, mit enger Hose, Lederschuhen und einer roten Feder, die an seiner Mütze wippte. Eine Welle des Mitgefühls durchströmte sie. Doch die spöttisch funkelnden Augen kühlten schnell jedes Gefühl für den dreisten Iren, der ebenso wild und gefährlich geworden war wie der Alte.
    Cecil neigte sich ihr zu. »O’Neill der Große«, flüsterte er. »Das wird ihm mit Sicherheit gefallen.«
    »Damit ist uns nicht gedient«, fauchte Ormond. »Das ist ja noch schlimmer als O’Neill.«
    »Sei’s drum«, mischte Dudley sich ein. »Er ist hier - er hat der Königin mehr als Gehorsam geleistet, als er sich ihr zu Füßen warf.«
    Elisabeth schenkte O’Neill ein Lächeln. »O’Neill der Große.« Ihre Stimme klang laut und hell. Sie registrierte das Staunen der Höflinge und die stolze Genugtuung Shanes. »Vetter des Heiligen Patrick und Freund der Königin von England. Wir gewähren Euch Vergebung und heißen Euch in London willkommen. Gottes Segen sei mit Euch.«
    Shanes Lächeln erstarb. Seinen Anspruch auf die Länder des O’Neill hatte sie nicht bestätigt, und das wußten alle ebensogut wie er.
    Die Schänke war ein rauchgeschwängerter, muffiger, langgezogener Raum. Seit Jahren drängten sich hier Abend für Abend ungewaschene, verschwitzte Gäste. Und vielen Trunkenbolden war es zu mühsam, nach draußen zu gehen, um ihre Notdurft zu verrichten.
    Auch an diesem Abend war die Spelunke gerammelt voll, doch kein Engländer war geblieben, nachdem Shanes wilde Horde eingefallen war. Die Iren schütteten einen Krug Bier nach dem anderen in ihre Kehlen, grölten obszöne und kriegerische Lieder, kniffen die drallen Bedienungen in den Hintern und grapschten nach ihren Brüsten.
    Liam hockte allein in einer Ecke. Er hatte den ersten Krug Bier vor sich stehen. Er lachte nicht, er sang nicht. Sein Blick glitt über die aufgedunsenen Gesichter und blieb an seinem Vater hängen.
    Shane grölte höhnische Trinksprüche auf die Monarchin, nannte sie quittengelb und leberkrank, mit dem Rückgrat eines Aals. Hätte ihn der Wirt oder ein Schankkellner angezeigt, wäre er noch am selben Abend im Tower gelandet. Seinem Sohn war das gleichgültig, denn er war nur Shanes Sohn, weil der Ire seine Mutter brutal vergewaltigt hatte. Noch vor sieben Jahren hatte Liam seinen Vater für unbesiegbar gehalten, heute wußte er freilich, daß kein Mensch unsterblich war und einer, der so gefährlich lebte wie sein Vater, den Tod geradezu einlud.
    Shane feixte übers ganze Gesicht, schüttete den zehnten Krug in sich hinein, ohne daß das Bier ihm etwas anhaben konnte - nichts konnte ihm etwas anhaben. Seine Männer johlten ihm begeistert zu. Shane packte sich eine Bedienung, die so sehr erschrak, daß sie ein volles Tablett fallen ließ und das Bier sich über die verdreckten Holzdielen ergoß. Shane setzte sich das Mädchen auf den Schoß, hielt sie mit stahlhartem Arm umklammert, die andere Hand wühlte in ihrem Mieder und holte eine Brust heraus. Die Männer wieherten beim Anblick des nackten Frauenfleisches.
    Liam zuckte zusammen. Er sah seine Mutter vor sich, bleich, blond, verbittert. Und dann kam der Vater, den er nicht kannte, und entriß den Zehnjährigen den Armen seiner Mutter. Liam verdrängte die böse Erinnerung.
    Das Mädchen wehrte sich verängstigt gegen den groben Iren. Shane lachte dreckig und kniff sie in die Brust. Das Mädchen schluchzte.
    Liam sprang auf. Er hatte keine Angst vor seinem Vater. Die Angst war ihm mit Prügeln ausgetrieben worden. Er schob sich an den dichtbesetzten Tischen vorbei. Shane sah ihn kommen, hörte auf, das Mädchen zu quälen, ein böser Funke glomm in seinen Augen. Auch das Mädchen sah Liam und wehrte sich nicht mehr, sie sah ihm mit weitaufgerissenen Augen entgegen.
    »Laß sie los!« zischte Liam.
    Shane lachte dröhnend, stieß die Magd grob zu Boden und baute sich vor Liam auf. Das verstörte Mädchen brachte sich kriechend in Sicherheit. Liam war auf das Unvermeidliche gefaßt. Niemand, auch nicht sein Sohn, provozierte O’Neill, ohne einen blutigen Preis dafür zu bezahlen. Shanes fleischige Faust schoß nach vorn. Liam blockte den Schlag ab, taumelte aber unter der gewaltigen Wucht nach hinten. Shane war ein massiger Berg aus Fleisch und Muskeln, sein Sohn war ihm
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