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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf
Autoren: Astrid Lindgren
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wird ein leichter Match für uns.“
    Aber sie beschlossen für alle Fälle, mit List vorzugehen.
    Niemand konnte ja wissen, wo die Kinder ihre Perlen hatten, und daher war es am besten, sie mit Freundlichkeit heranzuholen. Sie taten so, als ob sie gar nicht wegen der Perlen nach der Taka-Tuka-Insel gekommen wären, sondern nur einen kleinen Ausflug machten. Es war ihnen sehr warm, und sie schwitzten, und Buck schlug vor, erst mal ein Bad zu nehmen.
    „Ich will nur zu unserm Schiff zurückrudern und unsere Badehosen holen“, sagte er.
    Und das tat er. In der Zwischenzeit stand Jim allein am Strand.
    „Ist das hier eine gute Badestelle?“ fragte er in einschmeichelndem Ton die Kinder.
    „Eine ganz ausgezeichnete Badestelle“, sagte Pippi. „Ganz ausgezeichnet für Haie. Die baden jeden Tag hier.“
    „Was schwatzt du?“ sagte Jim. „Hier sind ja keine Haie zu sehen.“
    Aber er war doch etwas unruhig, und als Buck mit den Badehosen zurückkam, erzählte er ihm, was Pippi gesagt hatte.
    „Unsinn“, sagte Buck. Und dann rief er Pippi zu:
    „Bist du es, die behauptet, daß es gefährlich ist, hier zu baden?“
    „Nee“, sagte Pippi, „das hab’ ich niemals gesagt.“
    „Das ist ja merkwürdig“, sagte Jim. „Hast du nicht gesagt, daß es hier Haie gibt?“
    „Ja, das habe ich gesagt. Aber gefährlich – nee, das will ich nicht behaupten. Mein Großvater hat selbst voriges Jahr hier gebadet.“
    „Na also“, sagte Buck.
    „Und Großvater kam schon Freitag aus dem Krankenhaus zurück“, fuhr Pippi fort. „Mit dem nettesten Holzbein, das 254

    jemals ein alter Mann gehabt hat.“
    Sie spuckte nachdenklich ins Wasser.
    „Man kann also nicht behaupten, daß es gefährlich ist.
    Obwohl natürlich ein paar Arme und Beine draufgehen, wenn man hier badet. Aber solange Holzbeine nicht mehr als eine Krone kosten, finde ich nicht, daß man aus purem Geiz auf ein stärkendes Bad verzichten sollte.“
    Sie spuckte noch einmal ins Wasser.
    „Mein Großvater ist übrigens kindisch verliebt in sein Holzbein. Er sagt, daß Holzbeine einfach unersetzlich sind, wenn man sich ordentlich an einer Keilerei beteiligen will.“
    „Weißt du, was ich glaube?“ sagte Buck. „Ich glaube, du lügst. Dein Großvater muß doch ein alter Mann sein. Er will sich doch wohl nicht mehr schlagen.“
    „Und ob er will!“ schrie Pippi. „Er ist der boshafteste Alte, der jemals seinem Gegner mit einem Holzbein über den Schädel gefahren ist. Er fühlt sich nicht wohl, wenn er sich nicht von morgens bis abends herumschlagen kann. Sonst beißt er sich vor lauter Wut selbst in die Nase.“
    „Du redest Unsinn“, sagte Buck. „Er kann sich doch nicht selbst in die Nase beißen.“
    „Doch“, versicherte Pippi. „Er klettert auf einen Stuhl.“
    Buck dachte eine Weile darüber nach, aber dann fluchte er und sagte:
    „Ich kann dein dummes Zeug nicht mehr länger mit anhören.
    Komm, Jim, wir ziehen uns aus.“
    „Übrigens will ich euch sagen, daß Großvater die längste Nase der Welt hat. Er hat fünf Papageien, und alle können nebeneinander auf seiner Nase sitzen.“
    Aber jetzt wurde Buck richtig böse.
    „Weißt du was, du rothaariges kleines Ungetüm, du bist wahrhaftig das verlogenste Balg, das ich je getroffen habe.
    Schämst du dich nicht? Glaubst du wirklich, daß du mir einreden kannst, daß fünf Papageien in einer Reihe auf der 255

    Nase deines Großvaters sitzen können? Gib zu, daß das eine Lüge ist!“
    „Ja“, sagte Pippi traurig. „Ja, das ist eine Lüge.“
    „Da kannst du sehen“, sagte Buck. „Habe ich es nicht gesagt?“
    „Es ist eine abscheuliche, furchtbare Lüge“, sagte Pippi noch trauriger.
    „Ja, das habe ich sofort begriffen“, sagte Buck.
    „Denn der fünfte Papagei“, schrie Pippi, „der fünfte Papagei muß auf einem Bein stehen.“
    „Geh zum Teufel“, sagte Buck. Und dann gingen er und Jim hinter einen Busch, um sich auszuziehen.
    „Pippi, du hast ja keinen Großvater“, sagte Annika vorwurfsvoll zu Pippi.
    „Nee“, sagte Pippi fröhlich. „Muß man einen haben?“
    Buck war der erste, der die Badehose anhatte. Er sprang elegant von einer Klippe ins Meer und schwamm hinaus. Die Kinder in der Höhle oben schauten mit gespanntem Interesse zu. Da sahen sie eine Haiflosse, die einen Augenblick lang auf der Wasseroberfläche aufblitzte.
    „Haj, haj“, schrie Momo.
    Buck, der mit großem Wohlbehagen dabei war, Wasser zu treten, drehte den Kopf und sah, wie das
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