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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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nach wahrscheinlichem Wahrheitsgehalt von eins bis neunundneunzig Prozent und Werbung.
    Werbung für Tönungen, Lipgloss und … Urea-Creme. Woher und von wem genau stammen eigentlich die fünf Prozent Urea? Diese Frage konnte mir bis jetzt niemand beantworten, und ich nahm mir vor, endlich einen Brief an die Herstellerfirma zu schreiben. Schließlich hatte ich ja jetzt Zeit.
    Aber Mona hatte schon recht mit der Frage, was ich jetzt machen wollte. Ich wusste es nicht. Immerhin war ich noch nie arbeitslos gewesen. Studium, Praktikum, erster Job – alles war bis jetzt reibungslos verlaufen. Musste man beim Arbeitsamt einen Termin machen? Hingehen? Anrufen? Oder zuerst Stellenbörsen durchforsten?
    »Was meinst du, sandfarben oder beige?«, fragte Mona, die mittlerweile mit dem Zucker in der Hand aus der Küche zurückgekommen war. Sie hielt mir zwei identische Filzteile vor die Nase.
    »Das ist doch dasselbe!«, kommentierte ich die seltsam anmutende Frage. Die beiden Filzteile sahen für mich wirklich exakt gleich aus.
    »Das-sel-be?«, echauffierte sich Mona. »Es ist doch ein himmelweiter Unterschied, ob du deine Milchpumpe in ein warmes Sand hüllst oder in ein cooles Beige!«
    »Oh.«
    Ich betrachtete Mona, wie sie aufgeregt beide Teile immer wieder begutachtend ins Licht hielt. Sie selbst trug seit ihrer Selbstständigkeit immer eigenwillige Kombinationen in grellen Farben mit auffälligen Filzapplikationen. Mit ihrem frechen Kurzhaarschnitt und der knabenhaften Figur sah sie viel jünger aus, als sie war. Sie könnte glatt als fünfundzwanzig durchgehen.
    »Ich bin ganz durch den Wind. Ich weiß gar nicht, wie ich in der kurzen Zeit die ganzen Bestellungen abarbeiten soll.«
    Mona sah mich nachdenklich an, schmunzelte und zog daraufhin die linke Augenbraue hoch, wie immer, wenn sie eine ihrer verrückten Ideen hatte.
    »Auf GAR KEINEN FALL !«, nahm ich ihr ihre Frage vorweg. »Bevor ich anfange zu filzen, singe ich lieber auf der Straße!«
    »Das will ich sehen!«, sagte Mona lachend.
    *
    Zurück in meiner Wohnung überkam mich ein seltsames Gefühl von Leere. Sollte man nicht vielleicht weinen – oder zumindest traurig sein –, wenn man gekündigt wurde? Oder wütend? Ich fühlte nichts von alledem.
    Morgen würde ich zum Arbeitsamt gehen und alles Weitere klären. Heute war schon genug passiert. Ein wenig Ablenkung würde mir guttun , dachte ich gerade, als wie auf Bestellung das Telefon klingelte.
    »Du bist also gefeuert worden?« Trine war nicht der Typ für komplizierte Ausschweifungen. Wenn sie was zu sagen hatte – was fast immer der Fall war –, dann tat sie das.
    »Woher weißt du das denn jetzt schon wieder?«, fragte ich überrascht, obwohl ich mir die Antwort denken konnte.
    »Na, Mona hat mich angerufen.«
    Ich wunderte mich immer wieder, wie schnell der Buschfunk zwischen meinen Freundinnen funktionierte. In der Zeit, in der ich von Monas Wohnung in meine gegangen war, war wahrscheinlich bereits das ganze Viertel über meine neue Situation informiert worden.
    Aber es war gut, dass Trine anrief. Ein wenig wollte ich mich noch trösten lassen.
    Trine hieß eigentlich Tine, wurde aber von allen nur Trine genannt, weil sie oft etwas trantütig war. Wenn jemand irgendwo Witze erzählte, war es meist Trine, die zuletzt lachte und dabei immer ein bisschen erleichtert darüber war, die Pointe verstanden zu haben.
    »Ja«, antwortete ich zerknirscht, »es stimmt.«
    »Das ist doch super, Süße! Dann kannst du ja jetzt endlich auch mal schwanger werden.«
    Typisch Trine. Sie betonte schon seit der Grundschule, dass es nie zu früh für ein Kind sei und junge Mütter auch gleichzeitig die beste Freundin der Kinder sein könnten, da sie eben agiler seien.
    Trine selbst hatte ihr erstes Kind mit sechsundzwanzig bekommen. Genau richtig, meinte sie damals, immerhin war sie schon fast zwei Jahre mit Paul zusammen, und es lief richtig gut. Außerdem hatte sie nach ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau schon mehrere Jahre gearbeitet, genug eingezahlt in die Staatskasse. Da war es Zeit.
    »Trine?«
    »Ja?«
    »Ist dir vielleicht entgangen, dass man in der Regel einen Mann braucht, um ein Kind zu bekommen? Ich meine, zumindest, um es zu produzieren?«
    »Ach, Charlotte. Da lässt sich doch sicher schnell jemand finden.«
    Ich wusste nicht, woher Trine ihre unerschütterlich positive Einstellung zum Leben hernahm. Es war und blieb mir wirklich ein Rätsel.
    »Zum Beispiel dein Marc. Der wär doch was!«
    Wie
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