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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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»Pass doch auf, blöde Kuh!« nur dumpf wahr, so, als steckten dicke Wattebäusche in meinen Ohren.
    Am Kiosk an der Ecke, der direkt vor meiner schönen Stadtwohnung lag, kaufte ich mir noch die Gala . Bezeichnenderweise lautete der Titel Prominent und arbeitslos: VIP s, die von Arbeitslosengeld leben mussten .
    Na fein, dachte ich, immerhin bin ich nicht die Einzige, selbst die VIP s dieser Welt ereilt dieses Schicksal.
    Als ich die Treppe zu meiner Wohnung im zweiten Stock hochging, kam mir Mona, meine Nachbarin und gleichzeitig beste Freundin, entgegen.
    »Charly! Was machst du denn um diese Zeit hier?«, begrüßte Mona mich. »Hast du heute frei? Toll!« Bevor ich antworten konnte, sprudelte es schon weiter aus Mona heraus: »Du siehst aber schlecht aus. Krank irgendwie! So blass! Hast du was?«
    Ich lehnte mich, schnaufend vom Aufstieg, an das Treppengeländer. Mona hatte die Situation richtig erkannt. Ich fühlte mich tatsächlich krank und matt. Es war, als habe mein Körper nur darauf gewartet, in den Ruhemodus schalten zu können, und das nach dem Gespräch vorhin sofort getan.
    »Ach, Mona, es ist nichts. Ich brauch wohl nur ein bisschen Ruhe.«
    Ich zog mich die letzten Stufen zu meiner Wohnung hoch und kramte meinen Schlüssel aus der Tasche.
    Mona wohnte Tür an Tür mit mir. Spätestens morgen würde sie feststellen, dass etwas nicht stimmte. Im Grunde hatte es also keinen Sinn, ihr etwas vorzumachen.
    Das sah Mona wohl genauso. »Charlotte, kannst du mir mal bitte sagen, was los ist?«, fragte sie und sah mich eindringlich an.
    »Ich bin im Arsch«, antwortete eine fremde Stimme aus meinem Mund, »und zwar richtig.«
    *
    Mona konnte es nicht glauben.
    Sie hatte mich mit in ihre Wohnung gezerrt und war der Meinung, ich dürfe jetzt auf keinen Fall allein sein. Mit den Worten »Ich mach dir erst mal einen Tee« schob sie mich in das Wohnzimmer, das über und über mit riesigen Filzbergen übersät war, und verschwand in ihrer kleinen Küche.
    Mona hatte sich vor einigen Monaten mit Filzarbeiten selbstständig gemacht und verkaufte diese seit Neuestem im Internet. Anscheinend erfolgreich, wie ich jetzt feststellen musste.
    »Fenchel oder Kamille?«, rief sie mir aus der Küche zu.
    »Ich bin nicht krank, Mona«, antwortete ich gereizt, »ich bin nur arbeitslos.«
    »Ach was, das ist fast dasselbe«, gab Mona unbeeindruckt zurück. »Dann mach ich dir eben einen schönen Grünen!«
    Ich sah mich um. Die Filzberge hatten sicher eine Höhe von über einem Meter und waren nicht nur im Wohnzimmer, sondern in der ganzen Wohnung verteilt. Blaue, grüne, rote und sämtliche weiteren Mitglieder der großen Farbpalette sammelten sich unsortiert auf dem Boden, sodass dieser kaum noch zu sehen war.
    »Du hast ja mächtig Zeug hier«, kommentierte ich das Chaos und wollte mich gerade auf einen Sessel fallen lassen, auf dem nur ein einziges seltsames, ockerfarbenes Filzgebilde lag.
    »Pass auf!« Mona zog mir das Filzteil gerade noch unter meinem Allerwertesten hervor. Eine Sekunde später, und ich hätte darauf gesessen. »Das ist mein neuester Renner!«, verkündete Mona stolz und stellte meinen Tee auf der Sessellehne ab. »Die Filzhülle für die Milchpumpe!«
    Ich fragte erst gar nicht, wofür so etwas überhaupt gut war. Mona würde mich sowieso von ganz alleine und in aller Ausführlichkeit darüber informieren. Sie war immer ganz euphorisch, wenn es um ihre Passion ging.
    »Mutterpass-Schutzhüllen und Milchpumpen-Umhänge. Davon kriegen die Leute nie genug. Wusstest du, dass Mütter so was noch vor der Wickelkommode anschaffen?«
    Ich nahm einen Schluck von dem noch heißen Tee und verbrannte mir die Zunge. »Autsch! Nein, wusste ich nicht.«
    »Eben! Ich habe gerade einen Großauftrag von einer Firma bekommen, die das mit den Schutzhüllen im ganz großen Stil aufziehen will …« Mona schlug sich die Hand auf den Mund. »Sorry. Ich fasele hier was von meinen Aufträgen, dabei bist du gerade eben gefeuert worden.«
    Gefeuert. Es fühlte sich an wie angeschossen werden, wenn das Wort fiel.
    »Schon gut«, beruhigte ich sie, »du kannst ja nichts dafür. Immerhin lenkst du mich ab …«
    »Haste dir mal überlegt, was du jetzt machen willst?«
    »Mona?«
    »Ja?«
    »Es ist vor einer Stunde passiert.«
    »Zucker?«
    »Gerne.«
    Während Mona sich durch die Filzberge zurück in die Küche kämpfte, blätterte ich in der Klatschzeitung herum. Der größte Teil bestand aus wilden VIP -Gerüchten mit Einstufungen
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