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Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Pinguinwetter: Roman (German Edition)

Titel: Pinguinwetter: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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entspannt.
    »Nein, Süße, eher dass … dass wir beide … dass wir uns nicht mehr sehen können. Na ja, vorerst nicht. Oder gar nicht. Ich weiß es auch nicht.«
    Marc schien erleichtert und ein wenig schuldbewusst zugleich zu sein. Er kräuselte die Stirn, zog beide Augenbrauen hoch und sah mich mit großen Augen an.
    »Wie? Nicht mehr sehen? Warum denn? Ziehst du etwa weg?«
    Ich war überrascht, aber auch gleichzeitig ein bisschen besorgt. Schließlich war Marc eine feste Instanz in meinem Leben, solange ich denken konnte, und ich wollte keinesfalls auf ihn verzichten.
    »Nein, nein, ich ziehe nicht weg«, antwortete er langsam und nahm meine Hände in seine. »Es ist eher … na ja … ich habe da jemanden.«
    »Was soll das heißen, du hast da jemanden ? Du hast doch immer mal wieder eine gehabt! Du weißt doch, dass mich das nicht stört! Wir kennen uns doch schon so lange … Mir macht es nichts aus, echt nicht!«, versicherte ich mit zittriger Stimme.
    Ich verstand gar nichts mehr. Was sollte das Ganze denn auf einmal?
    »Dir nicht, aber ihr, denke ich. Ihr macht es etwas aus. Wir wollen … na ja … wir wollen es festmachen.«
    »Ihr wollt es festmachen ?!?« Ich echote schrill in mein eigenes Ohr.
    Dabei kam ich mir vor, wie in einer dieser amerikanischen Psycho-Satiren, in denen die Psychologen bei der Patientenbefragung immer nur die vorangegangenen Sätze wiederholten.
    »Meine Mutter hat mich geschlagen.«
    »Ihre Mutter hat Sie geschlagen?«
    »Meine Mutter war alkoholabhängig.«
    »Ihre Mutter war also alkoholabhängig?«
    Ich setzte erneut an. Diesmal konzentrierte ich mich, um nicht ganz so schrill zu klingen.
    »Was soll das heißen, ›festmachen‹? Inwiefern? Zusammenziehen oder was?«
    »Also eigentlich wohnen wir schon zusammen. Sarah-Nadine ist zu mir gezogen. Vor ein paar Monaten …«
    Sarah-Nadine? Was ist das denn für ein Name? Ich musste meine Gedanken sortieren. Zusammenziehen? Er, Marc? Der große Beziehungshasser und größte Gegner der festen Zweier-Lebensgemeinschaft, seit es diese überhaupt gibt?
    »Das ist ja mal eine Neuigkeit. Ich meine, du warst doch immer dagegen. Dieses ganze Wofür-gibt-es-so-viele-schöne Frauen-auf-der-Welt-Gerede und das Anti-Beziehungs-Gequassel – das war doch von dir! Ich versteh das nicht. Wieso jetzt auf einmal?«
    Ich hatte das Gefühl, als rinne mir mein Leben wie Sand durch die Hände. Marc war mein letztes Sandkorn gewesen, eines, von dem ich dachte, dass es mir immer bleiben würde, egal wie viele Windhosen in meinem Leben wüteten. Und jetzt sollte mir eine bescheuerte Sarah-Nadine das auch noch mit ihrem swarovskisteinbestückten Handstaubsauger wegsaugen?
    »Mit Sarah-Nadine ist es anders, Baby. So was habe ich überhaupt noch nie erlebt. Kein Einzwängen in spießige Normen, einfach nur … Es ist Liebe, denke ich. Sie hat sogar selbst vorgeschlagen, dass ich zu dir fahre und mit dir spreche. Sie sagte sogar, es wäre okay, wenn wir sozusagen Abschiedssex hätten. Sie ist wirklich anders als alle Frauen, die ich kenne.«
    Ja, das kann man wohl sagen. Lass ihn frei, und er kommt von alleine, hatte schon Demi Moore gesagt. Na toll. Die Frau hatte Marc ganz klar eingewickelt und das auch noch mit einer brillanten Strategie. Sie wusste sicher, dass sie mit Verboten oder nervigem Kontrollieren bei einem Typen wie Marc nichts ausrichten konnte. Also machte sie das Gegenteil und fing ihn so ein. Sie musste ihn schon gut kennen.
    »Sie sagte also, es sei in Ordnung für sie, dass wir Abschiedssex hätten?«, fragte ich ungläubig.
    »Genau genommen sagte sie, es sei doch wichtig, sich richtig zu verabschieden. Und das sehe ich auch so«, fügte er hinzu.
    Aha, so verabschiedet man sich heutzutage richtig.
    »Wir haben uns auf der Arbeit kennengelernt. Wir sind auf einer Augenhöhe, sie ist echt eine besondere Frau. Sie ist – was soll ich sagen? – perfekt!«
    Ich hörte ein lautes Hallen in meinem Kopf. Perfekt-fekt-fekt-fekt …
    Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie perfekt Sarah-Nadine war. Wahrscheinlich wog sie fünfzig Kilo bei einer Körpergröße von einem Meter achtzig. Und sie lächelte sicher den ganzen Tag und bewegte dabei ihren grazilen Körper, der spärlich in durchsichtige weiße Leinenfetzen gehüllt war, zum Takt von kubanischen Klängen, während sie Marc einen Caipirinha nach dem anderen zubereitete. Ihr langes, blondes, splissfreies Haar wehte dazu im Wind, der durch das geöffnete Fenster hereinströmte, und immer
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