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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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die wir unterrichten. Wir wollen jetzt endlich den Hunger besiegen und die Unterdrückung. Dafür kämpfe ich.«
    Tosender Beifall war ihr Lohn.
    Â»Für immer?«, fragte Hero Dyk verwundert. »Den Hunger besiegen?«
    Â»Für immer«, bestätigte Jacqui LaBelle. »Es ist ganz einfach. Und schauen Sie … wie wunderbar, so viele Menschen zu treffen, die helfen wollen.« Sie stieg von der Bühne und ließ sich von Hero Dyk die Wangen küssen.
    Â»Ich bin ein großer Fan Ihrer Kunst«, lallte er. »Als ich sechzehn Jahre alt war, hörte ich zum ersten Mal Ihr ›Maantje timpe te‹. Ich lag auf dem Rasen meiner Eltern in der Sonne und konnte mich nicht satthören.«
    Jacqui lächelte und gab Autogramme. Sie war gut einen Kopf kleiner als er. Eike Freytag, der Lokalreporter, bat um ein Interview für seine Zeitung und den Blog, den er unterhielt.
    Â»Wer hat denn den eingeladen?«, wollte Hero Dyk von Lena wissen.
    Jacqui rief ihren Begleiter zu sich. »Pieter, hol mir was zu trinken bitte. Wasser bitte.«
    Pieter lief los. Die grauen Augen lagen völlig waagrecht in seinem Gesicht, beschattet von den mächtigen Augenbrauen.
    Hero Dyk bot Jacqui etwas von dem Lamm an. Ob sie schon gegessen habe?
    Â»Danke«, sagte die Sängerin, die abseits der Bühne nicht mehr erhaben wirkte, sondern überaus zart und zerbrechlich. »Ich esse kein Fleisch.«
    Â»Das ist völlig in Ordnung«, sagte Hero Dyk.
    Â»Solange Sie sich deshalb nur nicht für einen besseren Menschen halten als alle anderen«, mischte Lena sich lallend ein.
    Heeger führte seine Frau in eine Ecke und schimpfte mit ihr, aber bald lagen sie sich wieder in den Armen und kicherten fröhlich. Er schob sie durch den schweren Vorhang nach draußen und folgte ihr.
    Jacqui hatte inzwischen ihre Rolle abgelegt wie einen alten Mantel. Es war kaum noch vorstellbar, dass diese Frau nach Afrika reiste, um eine Schule aufzubauen. Sie trank das Glas Wasser, das Pieter ihr reichte, in einem Zug, als ob es Wodka wäre, dann gestattete sie Hero Dyk einen tiefen Blick in ihren Ausschnitt. Der wusste kaum, wie ihm geschah, und bekam ganz rote Ohren.
    Â»Jacqui!«, mahnte Pieter. In seinem lila Satinsakko sah er lächerlich aus.
    Â»Lass mich«, rief sie und lüftete ihren Ausschnitt weit für Hero Dyk. »Guck mal hier«, flüsterte sie ihm ins Ohr, lachte dann zu laut und warf ihren Kopf nach hinten.
    Hero Dyk grinste dumm, hob anerkennend die Brauen und blies die Backen auf. Sie hatte sehr kleine, fast jungenhafte Brüste.
    Â»Lassen Sie sie in Ruhe«, rief Pieter.
    Â»Hol mir noch mal Wasser«, wies sie ihn an, und Pieter lief los. »Hör nicht auf ihn«, sagte sie zu Hero Dyk und schmiegte sich an ihn. »Besuch mich mal. Was versteht der von Kultur? Wir zwei Künstler müssen zusammenhalten.«
    Hero Dyk gelang es, ihr eine Visitenkarte abzuschwatzen.
    Pieter stutzte auf einmal und schnüffelte wie ein Hund. »Wonach riecht es hier?«, wollte er wissen und gab sich sofort selbst die Antwort: »Das ist Rauch.«
    Hero Dyk roch es auch. Er sah sich um, alarmiert.
    Da stürzte Heeger in den Raum, sah sich gehetzt um und lief zur Bühne.
    Â»Was ist los?«, wollte Hero Dyk wissen. »Ist etwas passiert?«
    Heeger stand oben und gab dem DJ ein Zeichen, die Musik anzuhalten. »Hört alle zu«, rief er. »Ganz ruhig. Die Party ist aus. Gegenüber brennt ein Wohnhaus. Bitte keine Panik, es besteht nur geringe Gefahr für uns, aber ihr solltet in eure Autos steigen und nach Hause fahren. Ich bin Polizeibeamter. Ich weiß, was zu tun ist. Die Feuerwehr ist unterwegs. Wir müssen ihr Platz machen.«
    Jetzt fiel Hero Dyk seine Tochter ein. »Wo ist Lilly?«, rief er. Hannah kam ihm in den Sinn, die Mutter des Mädchens. Er hatte sie seit Wochen nicht gesehen.
    Â»Und Ophelia?«, rief Lena. »Ist Feli hier drin? Karl, wo ist deine Tochter? Hast du sie gesehen?«
    Draußen hörte man Sirenen. Hero Dyk stürzte vor die Tür, er schien nun völlig nüchtern zu sein.
    Die Mädchen hatten sich eine Weile draußen herumgetrieben, gelangweilt von der Party. Sie hatten sich ihre Drinks mit vor die Tür genommen und eine Zigarette nach der anderen geraucht, wobei sie sich über Dinge unterhielten, die junge Mädchen interessieren. Später waren sie um die Häuser gezogen. Lilly kannte
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