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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder
Autoren: Martin Schuster
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Zerstörer. Machen Sie sich bewusst, wie es normalerweise ausgeführt wird, und verstoßen Sie gegen diese Regel. Man malt mit Farbe, es könnten aber auch Speisereste sein (wie in der »eat-art«). Man malt auf Leinwand: Kann es vielleicht auch ein Hühnerei sein? Man trägt die Farbe mit dem Pinsel auf oder kann »Schießbilder« herstellen. Dabei schießt man auf zwei Gipsschichten, zwischen denen Farbbeutel angebracht wurden. Die Farbe fließt aus dem Gips und verändert das »Bild« – eine Technik, wie sie Niki de St. Phalle (1930 – 2002) anwendete.
    Entdecken Sie eine eigene Art, es anders zu machen. Manchmal kann der Zufall zu Hilfe kommen, um eine neue Möglichkeit zu entdecken. Vielleicht ist ein Gegenstand irgendwie auf das entstehende Bild geraten und ergänzt es sinnvoll. Meist muss man aber über die üblichen Regeln nachdenken, um den kreativen Regelbruch zu finden.

    Nehmen wir die Fotografie. Sie ist heute ein geachteter Zweig der bildenden Kunst. Sie spielt sich aber merkwürdigerweise im täglichen Leben der Menschen in ganz engen thematischen Grenzen ab. Man fotografiert nur im Urlaub und auf Festen. Nehmen wir dagegen ein ganz ungewöhnliches Thema für einen Hobby-Fotografen (den die Profis abwertend »Knipser« nennen): Er könnte Fernsehbilder fotografieren, die ihn beim abendlichen Fernsehen emotional beeindrucken. Das wäre auf jeden Fall ganz neu und wäre nützlich, vergangene starke Gefühle – beim Betrachten der Sendungen – wiederzubeleben (vgl. eine Liste ungewöhnlicher Fotomotive in Kap. 14).

    Eine Sammlung von Beispielen, wie man Alltagskreativität im Kunst- und Schreibhobby verwirklichen kann, findet sich im späteren Abschnitt »Beispiele für tägliche Kreativkraft« in diesem Kapitel.
    Bezeichnungen wie »kreative Medien«, »Kreativtherapien«, »kreatives Hobby«, »kreatives Gestalten« heben meist nur auf die Produktion von bildnerischen Werken ab und nicht auf eine, auch nur minimale, Innovation. Durch diese Begriffe soll der Stolz, den man durch das Schaffen von kreativen Werken erreicht, an die jeweilige Tätigkeit »geheftet« werden. Aber dabei wird der Blick auf die Kreativität leider auch vernebelt.
Kreativität wahrnehmen
    Wenn man Kreativität entdecken und schätzen und auch verwirklichen will, muss man wissen, was Kreativität ist. Es hilft zusätzlich, wenn man ihre Abstufungen erkennen kann. Sowohl Innovation als auch Nützlichkeit eines kreativen Werks sind nicht einfach da oder nicht da, sondern es kann mehr oder weniger davon geben.
    Hier versuche ich mich einmal an zwei Skalen: nämlich einer Skala zur Einschätzung der Stärke der Innovation und einer anderen für die Nützlichkeit einer Kreation; diese Skalen beziehen sich auf Werke der genialen großen Kreativität wie auch auf die Alltagskreativität. In Kapitel 5 findet sich noch eine Skala zur Einschätzung des Schaffensdrangs.
    Da dies ein ganz neuer Versuch ist, einen Bereich messbar zu machen, der bisher nicht messbar war, haben sowohl die Definitionen der Skalenpunkte als auch die Zuordnung von Werken zu den Skalenpunkten »Entwurfcharakter«. Vielleicht findet die Leserin oder der Leser ganz andere Beurteilungskriterien der Innovation und der Nützlichkeit.
    Hier wähle ich als ein Kriterium für die Größe der Innovation die Distanz einer Idee zum »Zeitgeist«. Lilienthals Flugapparate wären danach deutlich weniger innovativ als die Entwürfe Leonardo da Vincis (1452 – 1519), weil sich die Überzeugung, dass diese Innovation technisch möglich sei, in Lilienthals Zeit der industriellen Revolution weitgehend durchgesetzt hatte. Ein zweites Kriterium soll die Nähe oder Entfernung der Innovation von Vorarbeiten und bereits bestehenden Ideen sein. (Um dies beurteilen zu können, muss man natürlich Kenntnisse über das Entstehen der Innovation haben.) Schließlich werden am unteren Ende der Skala Innovationen aufgenommen, die es zwar schon gibt, die aber für die Gruppe oder auch nur für das Individuum neu sind.
Skala für die Innovation, die Originalität des Projekts (Skalenwert 7 – 0)
    Die erste Skala allein für die Innovation erfasst das Ausmaß der Kreativität noch nicht, dazu müsste auch die Nützlichkeit beurteilt werden; erst in der Kombination beider Skalenwerte lässt sich ein Wert für Kreativität ermitteln.
Skalenwert 7
    Ein ganz unvorstellbarer Gedanke (oder ein ebensolches Werk) bricht mit wesentlichen bisherigen Vorstellungen der Menschheit. Es gibt für den
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