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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition)
Autoren: Wulf Dorn
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erschreckt hatte und besser gehen sollte. Aber dann fügte er hinzu: »Wie gesagt, ich habe euch beide vernach lässigt. Ich war viel zu selten zu Hause. Kein Wunder, wenn unser Sohn schlechte Träume hat.«
    Sein Blick war besorgt, und das irritierte Sarah am meisten. Dieser Mann sah sie an wie ein fürsorglicher Vater, der feststellte, dass er Fehler bei der Erziehung seines Kindes gemacht hatte. So wie Stephen sie angesehen hätte, wenn ihm diese Einsicht gekommen wäre.
    Nein, dieser Mann würde nicht mehr gehen. Er hatte Stephens Platz eingenommen.
    Was mochte er dem wahren Stephen angetan haben?
    Sie verdrängte diesen Gedanken und konzentrierte sich auf die Gegenwart. Stephen konnte sie jetzt nicht helfen. Die Sicherheit ihres Sohnes war im Moment alles, was zählte. Es fiel ihr unendlich schwer, nicht zu schreien, und stattdessen weiter auf das schreckliche Spiel einzugehen.
    »Iss erst einmal was«, sagte sie mit gepresster Stimme, die ganz nach der liebevollen Ehefrau klingen sollte. »Wir reden morgen früh über alles.«
    »Gut, das werden wir.« Er schien zufrieden. »Geh ruhig schon hoch. Ich komme gleich nach.«
    »In Ordnung. Guten Appetit.«
    Sie zwang sich erneut zu einem Lächeln und ging auf den Flur. Dabei musste sie sich beherrschen, nicht die Treppe hochzustürmen, denn sie spürte noch immer seine Blicke im Nacken.
    »Sarah?«
    Sie blieb abrupt stehen, hielt den Atem an und sah sich langsam um.
    Jetzt ist es so weit , durchfuhr es sie. Er wollte mich nur in falscher Sicherheit wiegen. Jetzt wird er durchdrehen. Auf keinen Fall wird er mich zu Harvey gehen lassen .
    Alles in ihr war angespannt. Sie bereitete sich innerlich darauf vor, dass er sie nun angreifen würde und sie sich wehren musste.
    Doch er tat nichts dergleichen. Er stand nur weiterhin in der Küche.
    »Ich liebe euch, Sarah.«
    Es klang auf erschreckende Weise aufrichtig.
    Sarah verzog das Gesicht. Es hätte ein weiteres Lächeln werden sollen, doch es missglückte kläglich.
    »Ja … natürlich. Das … das weiß ich doch.«
    Sie schaute zur Haustür, die sich unmittelbar neben der Küche befand, und dann zur Treppe. Die Versuchung, blindlings loszurennen und Hilfe zu holen, war groß. Aber Harvey wartete oben im Schlafzimmer.
    »Das Tiramisu sieht übrigens großartig aus.«
    Er deutete mit dem Messer auf die Schüssel. Das Licht des Kühlschranks spiegelte sich in der Klinge.
    »J-ja«, stammelte sie. »Lass es dir schmecken.«
    »Werde ich. Und dann schlafen wir drei mal so richtig lange aus.«
    Wieder zwinkerte er ihr zu, und die Art, wie er sie dabei musterte, ließ sie schaudern.
    »Ja«, stieß sie hervor. »Gute Idee.«
    »Also bis gleich.«
    Mit diesen Worten wandte er sich ab, schloss den Kühlschrank und setzte sich im Dunkeln an den Tisch, um zu essen.
    Sarah sah ihm fassungslos zu. Zuerst konnte sie gar nicht glauben, dass er sie tatsächlich gehen ließ, aber dann nutzte sie ihre Chance. Sie nahm das Telefon aus der Ladestation, das neben Stephens Schlüsselbund auf der Flurkommode stand, und ging die Treppe hoch. Erst als sie sich außer Sichtweite des Wahnsinnigen wusste, begann sie zu rennen.
    9.
    So schnell sie konnte, eilte sie zum Schlafzimmer, schloss leise die Tür und lehnte sich heftig atmend dagegen.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass sie völlig durchgeschwitzt war. Ihr Nachthemd unter dem Morgenmantel klebte ihr am Leib, als habe sie darin eine Dusche genommen.
    »Mummy?« Harvey saß im Bett und sah sie fragend an. »Was ist denn …«
    Sarah unterbrach ihn mit einem schnellen Winken. »Pssst! Wir müssen ganz leise sein!«
    »Aber …«
    »Pssst«, machte sie wieder, lief zu ihm und schloss ihn in die Arme.
    Harvey verstummte, aber nun waren seine Augen wieder so groß wie vorhin, als er ihr von dem Mann vor seinem Fenster erzählt hatte.
    »Alles wird gut, Schatz«, flüsterte sie ihm zu und sah sich dabei hektisch um. »Aber sei leise, ja?«
    In der Schlafzimmertür steckte kein Schlüssel. Wozu auch? Hier musste man vor niemandem abschließen. Deshalb hatte Stephen bei ihrem Einzug alle Türschlüssel eingesammelt – alle, bis auf den der Gästetoilette im Erdgeschoss –, weil es im Haus einer Familie keine Schlüssel brauchte, wie er sagte, und um zu vermeiden, dass sich ihr damals zweijähriger Sohn versehentlich in einem Raum einschloss.
    Ich komme gleich nach , hallten die Worte des Unbekannten in ihrem Kopf wider. Er würde sein Buttersandwich essen, vielleicht auch den Rest Tiramisu, und dann
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