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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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sind keine Zahnärzte!« Lisa fuchtelt mit einem Joghurtlöffel. »Mit dem Bohren sind Fragen gemeint. Die wollen an die Wurzel gehen. Auf den Grund, meine ich. Schnabel auf, Celia, und zwei Mal sag ich ’ s nicht!«
    »Dann bin ich aber ein richtiger Philosoph, weil ich nämlich eigentlich immer ein Loch im Bauch hab«, murmelt Tim und greift nach dem letzten Würstchen.
    Mensch, Tim, das war jetzt aber wirklich daneben. Doch der Prof, der lacht und klatscht auf Tims Baseballkappe.
    »Dann erkläre mir doch mal, mein Freund, warum die Philosophen so erpicht drauf sind, ihre Löcher im Bauch zu füllen?«
    »Weil sie hungrig sind!« Tim schnauft tief auf. »Aber nicht nach Pommes oder so. Mehr so im Kopf, glaube ich. Mein Papa hat gesagt, man kann nicht bloß so irgendwas behaupten, weil, dann kann man auch Blödes behaupten, was gar nicht stimmen kann. Hat er gesagt. Man muss das, was man behauptet, auch …«, Tim schnauft, »weiß nicht mehr, hab ’ s vergessen.« Und er greift nach dem letzten Joghurt, obwohl er das doch gar nicht mag.
    Der Prof grinst und reicht ihm einen Löffel.
    »Man muss die Behauptung auch sinnvoll begründen, Tim. Das hat dein Papa gemeint, schönen Gruß, er hat recht. Sinnvoll denken ist nicht so ein Irgendwie, so was bloß Hingedachtes. Wenn ein Philosoph über den Himmel spricht, dann wundert er sich vielleicht, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, aber er kommt nicht mit der Hölle, versteht ihr, was ich meine?«
    Na klar verstehen wir das. Himmel und Bäume kann er sehen, die Hölle aber nicht, wenn ’ s die überhaupt gibt … gesehen hat die nämlich noch keiner.
    »Philosophen sind also so was wie Soldaten an der Grenze, sie bewachen nämlich die Grenzen der Vernunft, bevor man ins Reich der totalen Spekulation abdriftet. Ufff!« Der Prof putzt seine Sonnenbrille und schaut uns der Reihe nach an.
    »War das jetzt zu schwierig für euch?«
    Ja … doch …
    »Überhaupt nicht!«, ruft Lisa, natürlich Lisa, und sie kriegt gar nicht mit, dass Celia von der Bank gerutscht ist. »Das soll heißen, spekulieren kann man irgendwas, was einem grad so einfällt, aber vernünftig ist das nicht. Denn dann kann man sich auch nicht miteinander unterhalten. Stimmt doch, oder?« Lisa lächelt stolz, sie weiß ja schon, dass es stimmt.
    Gleich kriegt sie hundert Punkte, die Superkandidatin.
    Von Lucas aber nicht. »Klugscheißerin!«, zischelt er, Bananenbrei klebt an seiner Zahnspange. »Kannste auch deutsch reden? Was soll ’ n das heißen, das Spekuzeugs. Hat ja wohl mit Speck nix zu tun, oder?« Er knufft Tim auf seinen dicken Bauch. Der knufft zurück. Mensch, Lucas, hör auf, hier rumzustänkern.
    Spekulation heißt doch einfach … na ja, Vermutung. Biste nur blöd oder was? Der Prof hat ’ s doch grad vorhin erklärt.
    »Danke, Ida.« Der Prof lächelt mich an, aber gleich darauf auch Lisa, leider. »Lisa, natürlich kann man sich nicht gut unterhalten, wenn einer nur irgendwas plappert und der andere was anderes. Dann plappert man endlos aneinander vorbei. Ein richtig schönes Streitgespräch kann man nur führen, wenn handfeste Argumente auf dem Tisch liegen. Argumente, Ida?«
    »Ansichten!«, ruft Lisa, »Überlegungen! Meinungen!«
    »Klugscheißerin!«, zischelt Lucas, aber leise.
    »Besserwisserin«, seufze ich, aber genau so leise. Ärgern muss ich mich aber nicht, weil, der Prof legt seinen Arm um mich, leicht verschwitzt, um Lisa legt er ihn nicht …
    »Es war nur so, Lisa, dass die ersten Philosophen im alten Griechenland überhaupt keine Streitgespräche geführt haben. Die haben nur alle allein die Natur beobachtet und da ihre Schlüsse gezogen, die sich von den unseren weit unterscheiden, aber davon später. Gespräche unter den Philosophen gab es sehr viel später, erst bei Sokrates. Der fing an, sich direkt zu unterhalten mit den Leuten in Athen. Was meinst du damit und warum denkst du nicht anders? Den ersten Philosophen ging es nur um die Natur, also um die Frage, warum ist die so, wie sie ist. Warum das Feuer, das Wasser, die Erde, die Luft? Davon erzähle ich euch auf dem Campingplatz. Wie wär ’ s, wenn wir jetzt aufbrechen würden? Aufräumen, Freunde, und alle an Bord, sind alle da?« Er schaut sich um, wir auch … weil, Celia fehlt. Das hat keiner gemerkt. Der Prof bückt sich unter den Tisch. »Wo ist der Zwerg, muss ich mir Sorgen machen?« Nee, muss er nicht. Dahinten, gar nicht weit weg, da winselt ein Hund, und wo ein Hund ist, da ist auch
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