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Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

Titel: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Autoren: J. K. Rowling
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für sein Haus ein maßgebliches Handbuch der Tierwesen schreiben wolle. Damals war ich nur ein kleiner Angestellter im Zaubereiministerium, und ich packte diese Gelegenheit sofort beim Schopfe, nicht nur, um mein klägliches Gehalt von zwei Sickeln die Woche aufzubessern, sondern auch, um meine Freizeit mit Reisen um die Erde zu verbringen, immer auf der Suche nach neuen magischen Tierarten. Der Rest ist Verlagsgeschichte:
Phantastische Tierwesen
erscheint inzwischen in der zweiundfünfzigsten Auflage.
    In dieser Einführung möchte ich einige der am häufigsten gestellten Fragen beantworten, die seit der Erstveröffentlichung dieses Buches im Jahr 1927 allwöchentlich in meinem Postsack landen. Zunächst zur wichtigsten Frage überhaupt: Was ist ein Tierwesen?

W AS IST EIN T IERWESEN ?
    Die genaue Bestimmung des »Tierwesens« war jahrhundertelang umstritten. Neulinge im Studium der Magizoologie mag dies überraschen, und deshalb wollen wir die Schwierigkeit zunächst einmal klarer umreißen, indem wir uns drei unterschiedliche Arten magischer Geschöpfe genauer ansehen.
    Werwölfe leben die überwiegende Zeit in menschlicher Gestalt (ob nun als Zauberer oder Muggel). Einmal im Monat, bei Vollmond, jedoch verwandeln sie sich in wilde, vierbeinige Bestien, die nur Mord im Sinn haben und kein menschliches Gewissen kennen.
    Das Verhalten des Zentauren unterscheidet sich deutlich von dem des Menschen; Zentauren leben in der Wildnis, lehnen es ab, sich zu kleiden, und halten sich am liebsten gleichermaßen fern von Zauberern wie von Muggeln, während doch ihr Verstand durchaus dem menschlichen gleichkommt.
    Trolle sind von menschenähnlicher Gestalt, sie gehen aufrecht, man kann ihnen ein paar einfache Wörter beibringen, und doch sind sie weniger klug als das dümmste Einhorn und besitzen keine magischen Fähigkeiten im eigentlichen Sinne, abgesehen von ihrer gewaltigen und unnatürlichen Körperkraft.
    Wir stellen uns nun die Frage: Welches dieser Geschöpfe ist ein »Zauberwesen« – das heißt ein Geschöpf, dem einklagbare Rechte in der magischen Welt zustehen sowie eine Stimme in Angelegenheiten ihrer Regierung – und welches dieser Geschöpfe ist ein »Tierwesen«?
    Frühe Versuche, festzulegen, welche magischen Geschöpfe als »Zauberwesen« bezeichnet werden sollten, waren äußerst grobschlächtig.
    Burdock Muldoon, im vierzehnten Jahrhundert der Vorsitzende des Magischen Rats 1 , verfügte damals, jedes Mitglied der magischen Gemeinschaft, das auf zwei Beinen gehe, solle fürderhin die Stellung eines »Zauberwesens« genießen, alle anderen hingegen sollten »Tierwesen« bleiben. In freundschaftlichem Geiste berief er alle »Zauberwesen« zu einem Gipfeltreffen mit den Zauberern ein, um die neuen magischen Gesetze zu erörtern, und stellte zu seiner größten Bestürzung fest, dass er sich verschätzt hatte. Im Versammlungssaal wimmelte es von Kobolden, die auch noch alle Zweibeiner mitgebracht hatten, die sie hatten auftreiben können. Bathilda Bagshot beschreibt dieses Schauspiel in ihrer
Geschichte der Magie
:
    Man verstand kaum sein eigenes Wort durch das Gekreisch der Diricawls, das Klagen der Augureys und den nicht enden wollenden markerschütternden Gesang der Fwuuper. Während die Zauberer und Hexen genervt in ihren Unterlagen blätterten, schwirrten ihnen allerlei Wichtel und Feen giggelnd und schwatzend um die Köpfe herum. Ein gutes Dutzend knüppelbewehrter Trolle machte sich daran, das Mobiliar kurz und klein zu schlagen, und Sabberhexen schwebten umher auf der Suche nach fressbaren Kindern. Der Ratsvorsitzende stand auf und wollte das Treffen eröffnen, rutschte jedoch auf einem Haufen Porlock-Mist aus und rannte fluchend aus dem Saal.
    Wie wir sehen, war der bloße Besitz zweier Beine keine Gewähr dafür, dass ein magisches Geschöpf Anteil an den Fragen der Zaubererregierung nehmen konnte oder wollte. Der verbitterte Burdock Muldoon schwor daraufhin allen weiteren Versuchen ab, neben den eigentlichen Zauberern noch weitere Angehörige der magischen Gemeinschaft in den Magischen Rat aufzunehmen.
    Muldoons Nachfolgerin, Madame Elfrida Clagg, unternahm den Versuch, die »Zauberwesen« neu zu bestimmen, in der Hoffnung, engere Bande zu anderen magischen Geschöpfen knüpfen zu können. »Zauberwesen«, verkündete sie, seien all jene Wesen, die der menschlichen Sprache mächtig seien. Wer immer sich den Ratsmitgliedern verständlich machen konnte, wurde daher zum nächsten Treffen eingeladen.
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