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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht
Autoren: Robert Jordan
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begleiten, Lord Ituralde?«, sagte er, als er sich wieder aufrichtete.
    Die große Flügeltür zum Ballsaal hing nicht mehr in ihren Angeln, allerdings konnte sich Ituralde nur schwerlich vorstellen, dass sie von Banditen geraubt worden war. Der hohe, spitze Torbogen war breit genug, um von zehn Seite an Seite gehenden Männern durchschritten zu werden. In dem fensterlosen ovalen Raum trieben fünfzig Laternen jeder Größe und Art die Schatten zurück, allerdings reichte das Licht kaum bis zur Kuppeldecke. Getrennt von der freien Tanzfläche standen zwei Gruppen von Männern vor den bemalten Wänden, und auch wenn das Weiße Band sie dazu veranlasst hatte, auf die Helme zu verzichten, waren dennoch alle zweihundert oder mehr bewaffnet, keiner hatte auf sein Schwert verzichtet. Auf der einen Seite standen ein paar Lords der Domani - Rajabi, Wakeda, Ankaer -, die genauso mächtig wie Shimron waren, umringt von ihren jeweiligen niederen Gefolgsleute und eidverschworenen freien Männern, sowie ein paar kleine Gruppen, die teilweise nur aus ein oder zwei Personen bestanden und manchmal gar keine Adligen aufwiesen. Die Drachenverschworenen hatten Räte, aber keinen übergeordneten Befehlshaber. Dennoch war jeder dieser Männer ein Anführer, ihr Gefolge bestand aus Dutzenden und bei einigen sogar aus Tausenden. Keiner schien glücklich zu sein, dass er hier war, und ein paar warfen finstere Blicke durch den Raum zu der Stelle, an der fünfzig oder sechzig Taraboner dicht beieinander standen, die genauso grimmig zurückschauten. Sie mochten alle Drachenverschworene sein, aber zwischen Domani und Tarabonern herrschte keine Freundschaft. Beinahe hätte Ituralde beim Anblick der Ausländer gelächelt. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass auch nur die Hälfte von ihnen heute erscheinen würde.
    »Lord Rodel Ituralde kommt im Zeichen des Weißen Bandes.« Shimrons Stimme hallte durch die von Laternenlicht geschaffenen Schatten. »Soll der, der Gewalt im Sinn hat, sein Herz erforschen und an seine Seele denken.« Und das war das Ende der Förmlichkeiten.
    »Warum bietet Lord Ituralde das Weiße Band an?«, verlangte Wakeda zu wissen, der die eine Hand an dem Langschwert an seiner Seite und die andere zur Faust geballt hatte. Er war kein großer Mann, wenn auch größer als Ituralde, und so hochmütig, als würde er auf dem Thron sitzen. Einst hatten ihn die Frauen als attraktiv beschrieben. Jetzt bedeckte ein schräg gebundenes schwarzes Tuch die leere rechte Augenhöhle, und sein Schönheitsfleck war eine schwarze Pfeilspitze, die auf eine dicke, von der Wange zur Stirn verlaufende Narbe zeigte. »Will er sich uns anschließen? Oder uns bitten, sich zu ergeben? Alle wissen, dass der Wolf so mutig wie durchtrieben ist. Ist er so mutig?« In die Männer auf seiner Seite des Raums kam Unruhe; zum Teil war es Heiterkeit, zum Teil aber auch Wut.
    Ituralde verschränkte die Hände hinter dem Rücken, um nicht an dem Rubin in seinem linken Ohrläppchen herumzufummeln. Es war weithin als Zeichen dafür bekannt, dass er wütend war, und manchmal tat er es auch absichtlich, aber jetzt musste er eine ruhige Miene zur Schau stellen. Selbst wenn der Mann an seinem Ohr vorbei sprach! Nein. Ruhe. Duelle entstanden aus Zorn, aber er war hier, um ein Duell auszufechten, und dazu brauchte er Ruhe. Worte konnten tödlichere Waffen als Schwerter sein.
    »Jeder Mann hier weiß, dass wir im Süden einen weiteren Feind haben«, sagte er mit ruhiger Stimme.
    »Die Seanchaner haben Tarabon geschluckt.« Er schaute zu den Tarabonern hinüber und sah sich mit ausdruckslosen Blicken konfrontiert. Er hatte noch nie in den Gesichtern von Tarabonern lesen können. Anstelle dieser lächerlichen Schnurrbärte, die wie haarige Stoßzähne waren - schlimmer noch als die Saldaeaner! -, und den albernen Gesichtsschleiern hätten sie genauso gut Masken tragen können, und das armselige Licht der Laternen war auch keine Hilfe. Aber er hatte sie auch schon gesehen, wenn sie sich mit Rüstungen verschleierten, und er brauchte sie. »Sie sind auf die Ebene von Almoth geströmt und bewegen sich weiter nach Norden. Ihr Ziel ist klar. Sie wollen auch Arad Doman unterwerfen. Ich fürchte, sie wollen die ganze Welt.«
    »Will Lord Ituralde wissen, wen wir unterstützen, falls diese Seanchaner bei uns einfallen?«, fragte Wakeda.
    »Ich glaube fest daran, dass Ihr für Arad Doman kämpfen werdet, Lord Wakeda«, sagte Ituralde sanft.
    Wakeda lief purpurrot an, als er die
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