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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht
Autoren: Robert Jordan
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zu setzen. Er war über zwanzig Jahre lang ein guter Herrscher gewesen. Das Licht mochte dafür sorgen, dass er es wieder sein konnte.
    Ein lautes Krachen im Süden ertönte. Ituraldes Hand fuhr zum Griff seines Langschwerts. Leder und Metall quietschten leise, als die anderen ihre Waffen lockerten. Ansonsten herrschte Stille. Der Wald war so still wie eine gefrorene Gruft. Es war nur ein Ast, der unter dem Gewicht des Schnees abgebrochen war. Nach einem Augenblick ließ Ituralde zu, dass er sich wieder entspannte - so sehr er sich entspannen konnte, seit die Geschichten, dass der Wiedergeborene Drache in Falme am Himmel erschienen war, nach Norden vorgedrungen waren. Vielleicht war der Mann wirklich der Wiedergeborene Drache, vielleicht war er tatsächlich am Himmel erschienen, aber was auch immer die Wahrheit war, diese Geschichten hatten Arad Doman in Brand gesetzt.
    Ituralde war davon überzeugt, dass er dieses Feuer hätte austreten können, wenn man ihm nur freie Hand gelassen hätte. Das war keine Prahlerei. Er wusste, was er mit einer Schlacht, einem Feldzug oder einem Krieg erreichen konnte. Aber seit der Rat entschieden hatte, dass es besser für den König wäre, wenn man ihn aus Bandar Eban herausschmuggelte, schien Alsalam sich in den Kopf gesetzt zu haben, die Wiedergeburt von Artur Falkenflügel zu sein. Seitdem hatte er seine Unterschrift und sein Siegel unter zahllose Kampfbefehle gesetzt, eine wahre Flut, die aus dem Versteck strömte, wo auch immer ihn der Rat verborgen hatte. Sie wollten niemandem verraten, wo er war, nicht einmal Ituralde. Jede Frau des Rates, die er gefragt hatte, war bei der Erwähnung des Königs ausweichend geworden. Es hatte fast den Anschein, als wüßten sie nicht, wo Alsalam war. Das war natürlich ein lächerlicher Gedanke. Der Rat richtete ein waches Auge auf den König. Ituralde war immer der Meinung gewesen, dass sich die Handelshäuser zu sehr einmischten, und doch wünschte er sich, sie würden jetzt eingreifen. Warum sie die Hände in den Schoß legten, blieb ein Geheimnis, denn ein König, der den Handel schädigte, blieb nie lange auf dem Thron.
    Er stand loyal zu seinen Eiden, außerdem war Alsalam ein Freund, aber die Befehle, die der König verfasst hatte, drohten ein Chaos anzurichten. Doch man konnte sie nicht ignorieren. Alsalam war der König. Er hatte Ituralde befohlen, so schnell wie möglich nach Norden gegen eine große Ansammlung von Drachenverschworenen zu marschieren, von der Alsalam angeblich von seinen Spionen erfahren hatte; nach zehn Tagen, als noch immer kein Drachenverschworener in Sicht gekommen war, kam dann der Befehl, wieder mit der größtmöglichen Schnelligkeit nach Süden zu marschieren, gegen eine andere Horde, die nie gefunden wurde. Er hatte den Befehl erhalten, seine Streitkräfte für die Verteidigung Bandar Ebans zu konzentrieren, wo ein Angriff von drei Seiten die Sache ein für allemal entschieden hätte; dann sollte er sie teilen, wo ein Hammerschlag ebenfalls eine Entscheidung herbeigeführt hätte, nur um Boden einzunehmen, von dem er wusste, dass die Drachenverschworenen ihn aufgegeben hatten, und von der Stelle wegzumarschieren, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Was noch viel schlimmer war, Alsalams Befehle waren oft an die mächtigen Adligen gegangen, die Ituralde folgen sollten, und so wurden Machir in die eine Richtung, Teacal in die andere und Rahman in eine dritte geschickt. Viermal war es zu Scharmützeln gekommen, weil Teile des Heeres in der Nacht aufeinandertrafen, während sie auf Befehl des Königs Eilmärsche zurücklegten und nur mit Feinden rechneten. Und die ganze Zeit über nahmen die Drachenverschworenen an Zahl und Zuversicht zu. Ituralde hatte seine Triumphe gehabt - bei Solanje und Maseen, bei dem See von Somal und Kandelmar; die Lords von Katar hatten gel ernt, die Produkte ihrer Minen und Schmieden nicht an die Feinde Arad Domans zu verkaufen -, aber jedes Mal hatten Alsalams Befehle seine Erfolge zunichte gemacht.
    Aber dieser letzte Befehl war anders. Zum einen hatte einer der Grauen Männer Lady Tuva ermordet, um zu verhindern, dass er Ituralde erreichte. Warum der Schatten diesen Befehl mehr als jeden anderen fürchtete, blieb ein Geheimnis; aber das war mehr als Grund genug, schnell zu marschieren - bevor ihn der nächste Befehl Alsalams erreichte. Dieser Befehl eröffnete viele Möglichkeiten, und er hatte jede einzelne davon, die ihm in den Sinn gekommen war, in Erwägung gezogen. Aber die
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