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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Colleen Houck
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setzte sich neben Ren. »Du kannst dich immer noch nicht an sie erinnern?«
    Ren zuckte mit den Achseln. »Ich habe die junge Dame zum ersten Mal in meinem Leben zu Gesicht bekommen, als sie – oder wahrscheinlich war es in Wirklichkeit Kishan – vor meinem Käfig stand und mich befreit hat.«
    »Richtig! Ein Käfig. In einem Käfig sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Erinnerst du dich? Du warst im Zirkus, ein Zirkustiger, und ich habe dich gemalt und dir vorgelesen. Mit meiner Hilfe konntest du dich befreien.«
    »Ich erinnere mich, im Zirkus gewesen zu sein, aber du warst nicht dort. Ich weiß, dass ich mich selbst befreit habe.«
    »Nein. Das konntest du gar nicht. Wenn du dich befreien konntest, warum ist es dir dann die ganzen Jahrhunderte über nicht gelungen?«
    Er runzelte die Stirn. »Keine Ahnung. Ich erinnere mich lediglich daran, dass ich aus dem Käfig ausgebrochen bin, Kadam angerufen und auf ihn gewartet habe, damit er mich nach Indien zurückbringt.«
    Mr. Kadam unterbrach ihn. »Erinnerst du dich, zu Phet in den Dschungel gegangen zu sein? Dass du dich mit mir gestritten hast, ob wir Miss Kelsey mitnehmen sollen?«
    »Ich weiß, dass wir uns gestritten haben, aber das war nicht ihretwegen. Ich war fest entschlossen, Phet einen Besuch abzustatten, doch du wolltest nicht, dass ich meine Zeit vergeude.«
    Aufgewühlt und ungläubig fragte ich: »Was ist mit Kishkindha? Ich war auch dort.«
    »In meiner Erinnerung war ich allein.«
    »Wie kann das sein?«, flüsterte ich. »Du erinnerst dich an Mr. Kadam? Kishan? Nilima?«
    »Ja.«
    »Dann bin also nur ich aus deinem Gedächtnis gestrichen?«
    »Es scheint so.«
    »Was ist mit dem Valentinstanz, dem Kampf gegen Li, den Schoko-Erdnussbutter-Cookies, den Filmen, dem Popcorn, Oregon, der Uni, Tillamook? All den Dingen, die wir zusammen gemacht haben? Ist das einfach … weg?«
    »Nicht ganz. Ich erinnere mich, gegen Li gekämpft und Cookies gegessen zu haben, an Tillamook, die Filme und Oregon, aber an dich erinnere ich mich nicht.«
    »Dich hat es also aus purem Zufall nach Oregon verschlagen?«
    »Nein. Ich war da an der Uni.«
    »Und mit wem hast du deine Freizeit verbracht?«
    Er legte die Stirn in Falten, als müsste er sich konzentrieren. »Am Anfang allein, und dann ist Kishan gekommen.«
    »Erinnerst du dich an den Streit mit Kishan?«
    »Ja.«
    »Und weswegen habt ihr euch gestritten?«
    »Keine Ahnung. O doch! Cookies. Wir haben uns um Cookies gestritten.«
    »Das ist ein schlechter Witz«, jammerte ich. »Wie konnte das geschehen?«
    Mr. Kadam erhob sich und streichelte mir die Hand. »Ich bin nicht sicher. Vielleicht handelt es sich nur um eine vorübergehende Amnesie.«
    »Das glaube ich nicht«, schniefte ich wütend. »Es ist zu spezifisch. Er kann sich bloß an mich nicht erinnern. Dafür ist allein Lokesh verantwortlich.«
    »Ich vermute, Sie haben recht, aber lassen Sie uns nicht die Hoffnung verlieren. Gönnen wir ihm etwas Zeit, damit er sich von seinen Verletzungen erholen kann, bevor wir uns den Kopf zermartern. Er muss sich ausruhen, und dann konfrontieren wir ihn mit Dingen, die sein Gedächtnis anregen. Währenddessen werde ich Phet zu Rate ziehen, ob er ein Heilmittel kennt.«
    Ren hielt eine Hand hoch. »Bevor ihr mich lauter Tests unterzieht, mit Kräutern vollstopft und mich in Erinnerungen schwelgen lasst, würde ich mich gerne ein wenig zurückziehen.« Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
    Wieder schossen mir Tränen in die Augen. »Ich denke, ich wäre jetzt auch lieber allein«, stammelte ich und humpelte davon. Als ich bis zur Treppe gehinkt war, musste ich wegen der Schmerzen in meinem Knöchel innehalten. Tränenblind klammerte ich mich mit aller Gewalt am Geländer fest. Da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich drehte mich um und vergrub mein feuchtes Gesicht schluchzend an Kishans Brust. Ich wusste, es war unfair, Trost bei ihm zu suchen und in seiner Gegenwart um seinen Bruder zu weinen, aber ich konnte nicht anders.
    Er legte mir den Arm unter die Knie, hob mich hoch und trug mich die Treppe empor. Nachdem er mich auf mein Bett gelegt hatte, ging er ins Bad, kam mit einer Taschentuch-Box zurück und stellte sie mir auf den Nachttisch. Kishan murmelte ein paar Worte auf Hindi, strich mir das Haar aus dem Gesicht, drückte mir einen Kuss auf die Augenbraue und ließ mich allein.
    Am späten Nachmittag sah Nilima nach mir.
    Ich saß in dem weißen Sessel, den Plüschtiger fest an mich gepresst. Den
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