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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Colleen Houck
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mal. Muss der Professor mich wegen irgendwas sprechen?«
    Artie kratzte geschäftig in seinem Kalender herum, trug Dinge ein und radierte anderes aus. Auf meine Frage ging er nicht ein. Dann schlug er seinen Terminkalender mit einem Klapp zu, schob ihn sich unter den Arm und zerrte gewaltsam an seinem traurigen, braunen Pullunder, bis ihm dieser an die Gürtelschnalle reichte, jedoch im nächsten Mo ment wieder Zentimeter für Zentimeter nach oben rutschte, was ich zu ignorieren versuchte.
    Er schenkte mir ein mattes Lächeln. »Nein, nein. Dann hole ich dich zu unserem Date ab.« Ohne ein weiteres Wort trat Artie um mich herum und steuerte auf die Tür zu.
    Hatte ich richtig gehört? Was war gerade geschehen?
    »Artie, warte mal. Was meinst du damit?«
    Der Kurs fing an, und der Pullunder bog um die Ecke und war verschwunden. Ich plumpste auf meinen Platz zu rück und ließ mir verwirrt unser rätselhaftes Gespräch durch den Kopf gehen. Vielleicht meint er ja kein richtiges Date. Vielleicht versteht er unter einem Date etwas anderes als ich. Das muss es sein. Allerdings sollte ich auf Nummer sicher gehen.
    Vergeblich versuchte ich den ganzen Tag über, Artie im Sprachlabor zu erwischen. Die Klarstellung, was das Date betraf, würde warten müssen.
    Am Abend würde mein erster Wushu -Kurs stattfinden. Ich zog mir die schwarze Hose an, ein T-Shirt und die flachen weißen Schuhe. Auf meiner Fahrt durch den Wald nach Salem ließ ich das Verdeck des Cabrios unten. Ich entspannte mich völlig, als mich die kühle Abendbrise umwehte. Die untergehende Sonne färbte die Wolken purpurn, rosa und orangefarben.
    Das Kampfsportstudio war riesig. Ich schlenderte in den hinteren Teil, wo ein Bereich von Spiegeln umgeben und mit blauen Matten ausgelegt war. Drei junge Männer und eine durchtrainierte junge Frau wärmten sich hier auf. In der Ecke war eine Frau mittleren Alters, die mich an meine Mom erinnerte, mit Stretchübungen beschäftigt. Sie lächelte mich an, und ihr war anzusehen, dass sie ein bisschen nervös war, doch gleichzeitig hatte sie ein entschlossenes Funkeln in den Augen. Ich setzte mich zu ihr. »Hi, ich heiße Kelsey.«
    »Jennifer.« Sie blies sich den Pony aus dem Gesicht. »Freut mich.«
    Unser Lehrer kam in Begleitung eines jungen Mannes ins Studio geschlendert. Der weißhaarige Lehrer war alt, aber sehr munter und tough. Mit starkem Akzent stellte er sich als Chu Soundso vor, meinte aber, wir sollten ihn Chuck nennen. Der junge Mann neben ihm war sein Enkel Li. Li war eine jüngere Version seines Großvaters. Die schwarzen Haare trug er kurz geschoren, und er war groß, drahtig und muskulös und hatte ein sympathisches Lächeln.
    Chuck fing die Unterrichtsstunde mit einer kurzen Ansprache an: » Wushu ist chinesische Kampfkunst. Sie haben von den Shaolin-Mönchen gehört? Die machen Wushu . Mein Studio heißt Shing , was ›Triumph‹ bedeutet. Sie alle werden Gelegenheit haben zu triumphieren, wenn Sie Wushu meis tern. Wushu ist ein Kampfstil. Wushu besteht aus Schlägen und Tritten, Stretching, Gymnastik und Waffentechniken. Tja, wer sind denn nun berühmte Leute, die Wushu anwenden?«
    Ratlos schauten wir einander an.
    »Jet Li, Bruce Lee und Jackie Chan wenden alle Wushu an. Zuerst bringe ich Ihnen die Begrüßung bei. So begrüßen Sie Ihren Lehrer zu Beginn jeder Stunde. Ich sage: ›Ni hao ma?‹ Und Sie sagen: ›Wo hen hao.‹ Das bedeutet: ›Wie geht es Ihnen?‹ Und: ›Mir geht es gut.‹«
    »Ni hao ma?«
    Wir erwiderten ein gestottertes »Woo hena hau« .
    »Wo … hen … hao.«
    »Wo hen hao.«
    Chuck grinste uns an. »Sehr gut, Schüler! Dann machen wir uns mal ans Stretching.«
    Er zeigte uns Stretchübungen für Waden und Arme und ermunterte uns dann, uns auf den Boden zu setzen und nach unseren Zehen zu greifen. Er sagte, wir sollten mehrmals am Tag Stretchübungen machen, um unsere Beweglichkeit zu steigern. Dann ließ er uns Grätschen machen. Vier meiner Mitschüler machten ihre Sache gut, doch Jennifer tat mir leid. Sie war allein schon während der Stretchübungen ins Schnaufen gekommen und gab sich alle Mühe, nun in die Grätsche zu gehen.
    Chuck lächelte uns allen zu, auch der Schülerin, die nur mit Mühe seinem Unterricht folgte, und ermunterte sie weiterzumachen. Als Nächstes ließ er seinen Enkel vortreten, um uns die erste Kampfstellung vorzuführen, an der wir uns versuchen sollten. Sie hieß Reiterstellung, und das Ganze sah aus, wie es klang. Anschließend machten
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