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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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zurück auf den Platz und spielt weiter, als sei nichts geschehen.
    In den darauffolgenden 14 Ligaspielen geht die Alemannia nur ein einziges Mal noch als Verlierer vom Platz. Am 27. Spieltag unterliegt sie dem SV Darmstadt 98 zu Hause mit o:i - zugleich Neururers letzter Tag auf Aachens Trainerbank. Vier Spieltage vor Saisonschluss ist die Alemannia sensationell Tabellenvierter, punktgleich mit dem Dritten, Fortuna Düsseldorf. Doch im Endspurt geht der Mannschaft die Puste aus, gegen Wattenscheid, Offenbach, Freiburg und Meppen verliert sie die letzten vier Saisonspiele. Der siebte Platz im Endklassement muss als Erfolg gewertet werden - insbesondere unter jenen außergewöhnlichen Begleitumständen im Jahre 1989:
    Auf der Jahreshauptversammlung des Vereins im Januar ist Geschäftsführer Bernd Schütt an einem Herzinfarkt verstorben, nachdem er von Gegnern im Verein massiv angegriffen worden war. Schütt gilt als der starke Mann im Club, unterhält ausgezeichnete Kontakte zum Deutschen Fußball-Bund, ist über alle Vorgänge bei der Alemannia bestens informiert, auch über die weniger schönen: Einige Spieler haben Verträge mit Prämienregelungen erhalten, die an die Zuschauereinnahmen bei Heimspielen gekoppelt sind. Es wird ruchbar, dass Zuschauerzahlen von Vereinsmitarbeitern nach unten korrigiert worden sind, um die Bonuszahlungen zu drücken beziehungsweise gar nicht erst stattfinden zu lassen. Oder: Vor dem bereits ausverkauften Spiel gegen Schalke fragt Neu-rurer den Geschäftsführer Schütt, ob der ihm nicht zwei Karten für Freunde geben könne. Als die beiden Neururer-Bekannten beim Spiel ihren Platz einnehmen wollen, ist der besetzt - das lässt auf einen klassischen Fall von Doppelkartenverkauf schließen.
    Schütt weiß, dass Neururer weiß, dass einige Dinge im Verein nicht sauber laufen - insofern hätte er den Trainer sehr gern außerhalb des Vereins gesehen. Auch Dr. Jürgen Linden, Oberbürgermeister der Stadt und Alemannias Verwaltungsratsvorsitzender, ist kein ausgewiesener Neururer-Fan. Der Trainer hat Linden öffentlich kritisiert, entsprechend, heißt es, möchte der Politiker den meinungsfreudigen Übungsleiter lieber heute als morgen nicht mehr in Verantwortung bei der Alemannia sehen.
    Die Mannschaft ficht das innerbetriebliche Chaos im Verein nicht an, doch ihr Trainer sorgt sich neben den ganzen Hintergrundgeräuschen im Club vor allem auch um die ausgegebene Zielsetzung, mit einem Minikader in der Ersten Bundesliga bestehen zu sollen. Es ist ein Plan, den Neururer, bei aller Freude, der jüngste Trainer in der Geschichte der Ersten Fußball-Bundesliga zu werden, nicht teilen kann. Deswegen steht für ihn längst fest: Er wird Aachen verlassen. Da ist es ein Glücksfall, dass plötzlich ein Angebot an Peter Neururer gerichtet wird, das er einfach nicht ablehnen kann.

Königsblauer Wahnsinn - Schalke
    as Angebot kommt, als Peter Neururer seine bis dahin erfolgreichste Zeit erlebt. Mit Alemannia Aachen trainiert er Anfang April 1989 eine Mannschaft, die-wenn auch unerwartet - in ein paar Wochen in die Erste Liga aufsteigen kann. Es ist spät am Sonntagabend. Das Telefon klingelt bei Neururers in Aachen. Am anderen Ende der Leitung meldet sich Helmut Kremers, der neue Manager des FC Schalke 04. Kremers sitzt mit dem im Januar gewählten Präsidenten, dem reichen Klinikbesitzer Günter Eichberg, noch in der Geschäftsstelle des Clubs zusammen. Die beiden haben ein Pröblem.
    Zwar ist Papst Johannes Paul II. seit knapp zwei Jahren Mitglied im Verein, aber Trainer Diethelm Ferner, seit September 1988 im Amt, hat keinen Erfolg, weswegen man sich von dem knorrigen Mann aus Ostpreußen vor Kurzem getrennt hat. Nach der Entlassung Ferners hat sich Kremers kurzerhand auf die Bank gesetzt. Aber auch der Ex-Nationalspieler kann nicht verhindern, dass der königsblaue Traditionsverein, der gerade erst in die Zweite Liga abgestiegen ist, sich mit atemberaubender Geschwindigkeit auf die Amateur-Oberliga zubewegt.
    Ende März, zu Ostern, hat es weiteren Ärger gegeben: Im Anschluss an die 3:4-Heimniederlage gegen Darmstadt 98 ist es zu Zuschauerausschreitungen gekommen, der Platz von einem Teil der 7500 Zuschauer gestürmt worden, Schiedsrichter Michael Prengel wird dabei von einem erbosten Fan in den Hintern getreten. Die Volksseele auf Schalke kocht, der Verband verhängt wegen der Vorkommnisse neben einer Geldstrafe gegen den Club auch noch eine Platzsperre. Das nächste Heimspiel hat der S04 in
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