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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Peter Ransley
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damals im Unterhaus wegen Hochverrats verhaften wollte, führte eine starke Fraktion an, die Frieden um fast jeden Preis wollte. Holles hatte lange für das Parlament gekämpft, war indes ernüchtert, seit Prinz Rupert direkt vor dem Patt in Turnham Green ein Drittel seines Regiments in Brentford abgeschlachtet hatte. Er war bereit, die zivile Kontrolle über die Regierung gegen die Religionsfreiheit einzutauschen. Mr Pym argumentierte, dass dies einer Katastrophe gleichkäme. Wenn das Parlament die Waffen niederlegte, wie es der König forderte, damit es überhaupt zu einer Vertragsunterzeichnung kommen konnte, würden sie alles verlieren, was sie erreicht hatten. Und er wäre der Erste auf dem Schafott.

    Vor diesem düsteren Hintergrund betrat ich einen riesigen, zugigen Sitzungssaal in der Nähe der Painted Chamber in Westminster. Lord Stonehouse grüßte mich kurz angebunden und teilte mir mit, dass er meine Notizen um sieben Uhr abends in der Queen Street haben wolle, dann wies er mir eines der Pulte für die Schreiber zu. Es war ein hastig zusammengeschustertes Ad-hoc -Komitee aus Mitgliedern des House of Lords und des House of Commons, dessen eigentliche Aufgabe darin bestand, noch mehr Geld aufzutreiben, und dessen vage definierter Zweck es war, angesichts der Schlacht von Edgehill militärische Forderungen zu stellen. Mit anderen Worten, es war eine jener Versammlungen, in denen die eigentliche Arbeit geleistet wurde.
    »Tom! Jetzt seid Ihr einer von uns!«
    Es war Mr Ink, bis zum Kragen mit Tinte bespritzt, der mich umarmte. Ich fühlte einen Stich, weil ich fast wieder dort war, wo ich angefangen hatte, aber dann lachten wir über die alten Zeiten, als er mir jene Worte in die Hand gedrückt hatte, die die Welt verändern würden.
    »Ich glaube immer noch, dass Worte ein Feuer im Herzen der Menschen entfachen können, Tom«, rief er voll Inbrunst.
    Der gute Mr Ink! Traurig erklärte ich ihm, dass Worte zu Verordnungen geworden waren, aber dann tippte mir Mr Pym auf die Schulter. Er feuerte Fragen über Edgehill auf mich ab und schüttelte den Kopf, als ich ihm sagte, dass ich die Schlacht, die ich erlebt hatte, in den Darstellungen der Londoner Flugschriften, die ich gelesen hatte, nicht wiedererkennen würde.
    »Warum habt Ihr nicht selbst etwas geschrieben?«
    »Mr Black arbeitet für die Regierung.«
    »Regierungen müssen zuhören.« Auf seine nervöse, fahrige Art zupfte er an seinem Ziegenbart. »Setzt Euch hierher«, sagte er schroff und deutete auf den Stuhl neben sich.
    Ich erklärte ihm, ich sei ein Schreiber, doch da er in Nähe der Schreibpulte saß, bedeutete er mir mit einer ungeduldigen Geste, dass das keine Rolle spiele, und sobald ich mich vergewissert hatte, dass meine Feder gespitzt war, fiel auch schon der Hammer des Vorsitzenden. Es war so, wie ich befürchtet hatte. Der Vorsitzende pries überschwänglich Lord Essex’ großartigen Sieg, obgleich, wie er hinzufügte, kein Sieg so großartig sei, dass man keine Lehre daraus ziehen könne.
    In unserer Ecke kratzten die Federn pflichteifrig übers Papier, meine im Einklang mit den anderen. Selbst wenn ich taub gewesen wäre, hätte ich dennoch niederschreiben können, was Lord Essex darauf erwiderte, solche Allgemeinplätze waren es. Mit einem Wort, die Lehre, die es aus Edgehill zu ziehen galt, war Geld. Er brauchte große Mengen davon, um den König zu schlagen. Er ratterte Zahlen herunter. Männer, Pferde, Kanonen, Waffen … wenn man ein genügend großes Heer aufstellte und dem König langsam die Lebensmittel ausgingen, würde ihn das an den Verhandlungstisch zwingen. Bei der Erwähnung von Verhandlungen schüttelte Mr Pym den Kopf, doch Holles und seine Unterstützer nickten resigniert zum Zeichen ihrer Zustimmung. Die meisten Männer am Tisch, einschließlich Lord Stonehouse, zeigten keinerlei Reaktion, weder in die eine noch in die andere Richtung.
    Als Essex geendet hatte, gab es eine jener sich in die Länge ziehenden Pausen, die auf einen Redebeitrag folgten, der so mit Zahlen und Fakten angefüllt war, dass er unwiderlegbar schien. Niemand bestritt, dass mehr Geld gebraucht wurde. Geld fehlte immer. Die kratzenden Federn kamen allmählich zur Ruhe. Die Männer husteten, rutschten auf ihren Stühlen hin und her, raschelten mit den Papieren. Jemand fing den Blick des Vorsitzenden auf.
    »Mr Cromwell«, sagte er.
    Ich hatte kaum Notiz von dem Abgeordneten für Cambridge genommen, seit ich ihn damals in der Lobby hatte
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