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Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden

Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden

Titel: Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
Autoren: Marc A. Herren
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Thort hatte den Ferronen den Frieden gebracht, aber er hatte ihn nicht durch Verhandlungen erreicht, sondern mit eiserner Faust erzwungen. In dieser Epoche und an diesem Ort besaß ein Leben allenfalls vernachlässigbaren Wert.
    Die Wachen hegten keinen Zweifel daran, welches Schicksal die Gefangenen erwartete. Sie wunderten sich lediglich, dass man ihnen noch nicht den Befehl gegeben hatte, sie zu töten.
    Im Stillen verfluchte Michalowna ihre telepathische Gabe. Auf den ersten Blick schien sie ein Geschenk. Musste sie das Leben nicht unermesslich leichter machen? Doch dieser Schluss hatte sich bereits vor langer Zeit als Trugschluss erwiesen. Was bedeutete schon Wissen? Es wurde überschätzt, hatte Michalowna erfahren müssen. Wissen half nur selten weiter. Doch eines bewirkte es zuverlässig: Es trübte das Lebensglück.
    Jenem, der zu viel wusste, gingen rasch die Illusionen aus. Und was war ein Leben ohne tröstliche Illusionen?
    Träge schleppten sich die Stunden dahin. Crest und Trker-Hon schwiegen irgendwann. Der Topsider besaß nahezu unerschöpfliche Reserven, war jederzeit dazu bereit, Stunde um Stunde Haare zu spalten, das Für und Wider einer Frage zu erörtern. Doch Crest war alt und krank. Seine Kräfte verließen ihn.
    Der Arkonide lehnte sich in der Hocke gegen die Wand, um nicht den feuchten Boden zu berühren. Es ging nicht lange gut. Er sackte auf die Knie, schließlich lag er – und klapperte mit den Zähnen.
    Tatana Michalowna zog ihre Jacke aus und trat zu dem alten Mann, der am Boden lag. »Hier!« Sie hielt Crest die Jacke hin. »Sie wird Sie etwas wärmen.«
    Der Arkonide sah sie an, dann die Jacke. »Sie sind zu gut zu mir, Tatana. Aber das kann ich nicht annehmen. Sie benötigen Ihre Jacke selbst.«
    »Nein.« Sie zwang ihre Lippen zu einem Grinsen, das verwegen daherkommen sollte. »Es geht so. Sie wissen doch, ich mache mir warme Gedanken.« Sie spielte auf ihre Paragabe an. Wenn sie diese mobilisierte, benötigte sie Energien, die sie ins Schwitzen brachte. Doch inzwischen war die Telepathin ausgelaugt und stand kurz davor, ebenfalls vor Kälte zu zittern.
    Crest zögerte einen Augenblick, dann richtete er den Oberkörper auf und schlang die Jacke um sich. »Danke, Tatana!«
    »Keine Ursache. Sie hätten an meiner Stelle nicht anders ...«
    Sie brach ab, als sie in den Gedanken der Wachen Unruhe las. Im nächsten Moment wurde der schwere Bügel, der die stählerne Tür des Verlieses sicherte, zurückgezogen.
    Ein Mann trat ein. In der rechten Hand hielt er eine entsicherte Waffe. In der Mitte seiner Stirn glänzte ein Auge. Der Thort.
    Die Tür fiel hinter dem Herrscher aller Ferronen zu. Drei Schritte vor den Gefangenen blieb er stehen. Crest schreckte hoch und wäre gestrauchelt, wenn ihn Michalowna und Trker-Hon nicht gestützt hätten.
    »Wer sind Sie?«, fragte der Thort. »Und ich möchte Sie warnen: Sagen Sie mir die Wahrheit!«
    Michalowna hatte das Gefühl, als durchbohre sie der Blick des Dreiäugigen. Sie konzentrierte sich. Ihr wurde warm und rasch heiß, als sie mit letzter Kraft ihre Gabe mobilisierte. Es war vergeblich. Die Gedanken des Thort blieben ihr verborgen, obwohl er ihr direkt gegenüberstand.
    Sie versuchte seinen Blick zu deuten und las unerbittliche Entschlossenheit in dem Stirnauge. Und Leid. Leid, das ihr vertraut war. Der Thort, erkannte sie, war wie sie: Er hatte zu viel erfahren, um sich noch Illusionen hinzugeben.
    »Sprechen Sie!«, befahl der Thort.
    Michalowna gab sich einen Ruck. Was hatten sie schon zu verlieren? »Ich bin Tatana Michalowna, ich bin ein Mensch. Das hier ist Crest da Zoltral, ein Arkonide. Trker-Hon ist ein Topsider.« Sie schwieg einige Sekunden, dann räusperte sie sich und fügte hinzu: »Wir kommen aus anderen Sonnensystemen. Und der Zukunft.«
    Zu ihrer Überraschung war der Thort nicht überrascht. Ungerührt, als hätte sie ihm mitgeteilt, sie stammten aus der Nachbarstadt, fragte er: »Was führt Sie in meine Zeit?«
    Eine Sekunde lang spürte sie die eigene Verwirrung. »Die Hoffnung auf das Leben. Crest ist todkrank. Auf der Erde, meiner Heimatwelt, ist eine Heilung unmöglich. Deshalb sind wir aufgebrochen, um an einem anderen Ort Heilung für ihn zu finden.« Michalowna beschloss, dem Thort nichts von der Welt des Ewigen Lebens zu erzählen. Sie fürchtete, dass es seine Bereitschaft, ihnen Glauben zu schenken, überfordern würde.
    »Und dann kommen Sie nach Ferrol?« Michalownas letzte Aussage schien ihn zu
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