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Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker

Titel: Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker
Autoren: Frank Borsch
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beugte er sich vor und zog eine Schublade unter dem Werktisch auf. Okrivar waren klein, bessere Zwerge. Die Lade hing nur eine Handbreit über dem Boden. Kruuper nahm das Gerät aus der Lade. Er tat es mit fast ehrfürchtiger Bedachtsamkeit.  
    »Gib es mir!«, befahl Sinnafoch.
    Kruuper gab es ihm. Es war klein. Sinnafochs Handfläche war groß genug, um als Unterlage für das Gerät zu dienen. Es war unscheinbar, aus Standard-Komponenten zusammengefügt, die an Bord des Schlachtschiffs auf Lager waren. Hätte Sinnafoch es bei einem Okrivar-Techniker gesehen, er hätte es wohl für ein Kabinenschloss oder eine Steuereinheit gehalten und keinen weiteren Gedanken darauf verschwendet.  
    Doch der Schein trog. Mithilfe der Baupläne, die Sinnafoch im Flottennetz gefunden hatte, war es Kruuper gelungen, eine Waffe zu bauen, gegen die Cedosmo wehrlos sein würde.  
    Cedosmo ... und jeder andere Frequenzfolger oder -mittler, sollte die FrequenzMonarchie beschließen, diese Waffe gegen ihn einzusetzen.  
    Auch er selbst, Sinnafoch.
    Ihn fröstelte. Der Stumpf seines Pigasoshaars juckte unangenehm.
    Er gab das Gerät an Kruuper zurück. Der Okrivar nahm es entgegen und passte es vorsichtig in das Gehäuse des Gedankenaufzeichners ein. Dann setzte er den Verschluss wieder auf.  
    »Das Gerät ist komplett«, sagte er.
    »Gib es mir!«
    Sinnafoch legte den Gedankenaufzeichner auf den Werktisch, schaltete die starke Lampe ein, in deren Licht der Okrivar tagelang gearbeitet hatte, und untersuchte das Gehäuse. Er konnte keine Spuren von Manipulationen erkennen.  
    Der Frequenzfolger steckte den Aufzeichner in die Tasche. »Du kannst gehen«, sagte er zu Kruuper. »Deine Aufgabe ist erfüllt.«
    Der Okrivar rührte sich nicht von der Stelle.  
    »Was ist?«, fragte Sinnafoch. »Gibt es noch etwas, das du mir über das Gerät mitteilen willst?«  
    »Nicht über das Gerät«, antwortete Kruuper. »Über mich.«  
    »Was ist mit dir?«
    »Ich habe eine Bitte.«
    Sinnafoch musterte den Okrivar. Sein Verhalten war unerhört. Nicht auf der Stelle zu gehen nach seiner Aufforderung, stellte einen Affront dar. Dazu noch eine Bitte vorzutragen ... er sollte Kruuper bestrafen, ihn lehren, was sein Platz im Leben war.  
    Doch Sinnafoch dachte nicht daran. Kruuper faszinierte ihn. In dem Okrivar schlummerten ungeheure, ungenutzte Ressourcen. Und Mut, erwies sich jetzt, besaß er ebenfalls.  
    »Was ist deine Bitte?«, fragte Sinnafoch. Kruuper würde wohl die Beförderung einfordern, die der Frequenzfolger ihm in Aussicht gestellt hatte. Oder war er vielleicht sogar so kühn und würde seine Kabine zurückerbitten?  
    »Ich bitte um die Entlassung aus deinem Dienst«, sagte der Okrivar. »Ich will wieder Versorgungsoffizier der CORRALSO sein.«  
    Eine Degradierung. Er bat um seine Degradierung! Unglaublich. Faszinierend.  
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Sinnafoch und legte die Hand auf die Tasche, in der der manipulierte Gedankenaufzeichner ruhte, »sobald dies hier geleistet hat, was ich mir davon erhoffe. Das verspreche ich dir.«  

    *

    Sinnafoch loggte sich in das Flottennetz ein, kaum dass Kruuper die Kabine verlassen hatte.  
    Der Frequenzfolger hatte sich lange in Geduld geübt, nun konnte er es nicht abwarten, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen.  
    Sinnafoch machte sich mit der aktuellen Lage in Hathorjan vertraut. Die Veränderungen waren gering. Der Widerstand der Tefroder hatte sich weiter ver stärkt. Es musste nichts bedeuten, mochte lediglich das übliche, unergründliche Auf und Ab des Krieges sein ... oder es war ein Vorbote des Bündnisses zwischen Tefrodern, Maahks und Gaids. Die nächsten Wochen würden es erweisen.  
    Die Truppenverlegung nach Anthuresta hielt unverändert an. Nicht mehr lange, und die Feinde der Frequenz-Monarchie würden merken, was vor sich ging.
    Sinnafoch las weiter, zwang sich zur Gründlichkeit. Er konnte keine Entwicklungen finden, die seinem Plan entgegenstünden.  
    Der Frequenzfolger legte sich auf den kalten Stahlboden, löschte die Lichter. Er dachte zurück an Oxtorne. Die Gefangenschaft war der verletzlichste Moment seiner vielen Leben gewesen. Ganz auf sich allein gestellt, ein Blatt im Wind, wie ihn der Oxtorner Steelion Hartok genannt hatte.  
    Nie war Sinnafoch so schwach gewesen.
    Und welche Stärke war ihm daraus erwachsen, sich zu bewähren! Sie schien ihm unerschöpflich.  
    Sinnafoch genoss eine Zeit lang das Gefühl, dass nichts und
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