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Perry Rhodan - 2524 - Der Sturmplanet

Titel: Perry Rhodan - 2524 - Der Sturmplanet
Autoren: Leo Lukas
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wieder. Aber die ist wahrscheinlich sowieso nur für die Ersatzteilverwalter interessant.
    Für dich, Lethem, sind diese grässlichen Dinger wahrscheinlich alltägliche Gebrauchsgegenstände. Mir jedoch wurde, nachdem man mich darüber instruiert hatte, was sie alles konnten und gegen welche Misslichkeiten sie gewappnet waren, erst so richtig angst und bang.
    Die JULES VERNE blieb am Rand des namenlosen Sonnensystems zurück, dessen zweiten von sieben Planeten unsere NAUTILUS ansteuerte. Es handelte sich um eine sturmumtoste Sauerstoffwelt von 12.120 Kilometer Durchmesser, auf der die Schwerkraft 0,98 Gravos betrug. Ansonsten war sie nur mit viel gutem Willen erdähnlich zu nennen.
    »Und? Wie wirst du ihn taufen?«, fragte Francinn Theseus-Chan.
    »Wen?«
    »Na, den Planeten. Er war bisher nicht in unseren Sternkarten verzeichnet, und als Quasi-Entdeckerin steht dir die Namensgebung zu.«
    Die rothaarige Biologin war ein komischer Vogel. Ihren SERUN hatte sie mit allerlei Fetischen behängt, außerdem trug sie ein Samuraischwert auf den Rückentornister geschnallt. Andererseits schien sie trotz ihrer Jugendlichkeit über viel Erfahrung zu verfügen und insgesamt eine propere Person zu sein.
    »Unter uns, ich beneide dich darum«, sagte sie. »Ich bin zwar schon auf einem ganzen Haufen Welten rumgelatscht, doch die waren alle namensmäßig bereits vergeben.«
    »Muss ich ihn denn taufen?«
    »Falls du darauf verzichtest, wird ihm bloß eine Nummernkombination zugeordnet. Passiert automatisch, fortlaufend. In diesem Fall wäre das«, sie konsultierte ihr Multifunktions-Armband, »35.361. Die Quersumme davon ergäbe, Moment ... achtzehn. Oje! Schlechtes Omen. Die Zahl der Finsternisse.«
    »Hä?«
    »Schon die Chaldäer haben entdeckt, dass sich auf der Erde nach fast genau achtzehn Jahren alle Sonnen- und Mondfinsternisse in derselben Reihenfolge wiederholen, allerdings nicht exakt am selben Ort. Achtzehn muss aber nicht unbedingt Unheil verheißen. In Schikaneders Libretto zu Mozarts ›Zauberflöte‹, das voller Freimaurersymbolik steckt, singt der Magier Sarastro achtzehn Mal; auch sein Name wird je achtzehn Mal ausgesprochen und gesungen. Und beim berühmten Chor Nummer achtzehn, ›O Isis und Osiris‹, umstehen ihn laut Regieanweisung achtzehn Eingeweihte!«
    »Sei mir nicht böse, Francinn, das geht mir zu weit. Auf solche Zahlenspiele gebe ich nichts.«
    »Verstehe.« Sie schluckte kurz, wirkte aber keineswegs gekränkt. »Außerdem ist ein Eigenname im Sprachgebrauch einfach praktischer als 35.361.«
    »Das stimmt natürlich. – Und falls ich das, äh, Taufrecht an dich abtrete?«
    »Gilt nicht. Und es würde Unglück bringen.«
    Sie hob die Hände. »Nicht, dass ich als Naturwissenschaftlerin in irgendeiner Weise abergläubisch wäre. Aber man muss das Schicksal auch nicht unbedingt herausfordern, oder?«
    *
    Während wir uns dem Sturmplaneten näherten, überlegte ich also, wie er heißen sollte. Shettle? Sicher nicht. Unser Familienname zählt nicht zu den wohlklingendsten.
    Abgesehen davon hätte ich es beschämend gefunden, eine Lokalität nach mir zu benennen. Ich bin ja nicht Alexander von Makedonien.
    Irgendwelche Schwertlilien kamen ebenfalls nicht in Frage. Deinen Großvater in Ehren, aber es ist mir nie gelungen, seine Leidenschaft für Gewächshäuser, Blumenerde und Jonathonischen Maikäferdung zu teilen.
    Schließlich nahm ich Zuflucht zur altgriechischen Mythologie. »Was hältst du von Eurydike? Der Sage nach war sie eine thrakische Baumnymphe ...«
    »Und die Gemahlin des berühmten Sängers Orpheus«, setzte Francinn fort. »Ich habe ein Faible für das große kulturelle Erbe der Terraner, musst du wissen. Ausgezeichnete Idee, Iris! Das passt sehr gut: Wir befinden uns im Reich des Hades und hoffen, ihm etwas Wertvolles zu entreißen.«
    »Andererseits«, fiel mir ein, »ist Orpheus gescheitert. Er hat es nicht geschafft, seine verstorbene Gattin zurück ins Reich der Lebenden zu bringen.«
    »Aber nur, weil er sich nicht beherrschen konnte und Eurydike unbedingt angaffen musste, bevor sie draußen waren.«
    »Öh ... Sind wir nicht gerade auf dem Weg, genau dasselbe zu tun? Den Planeten Eurydike anzuschauen, meine ich?«
    »Man muss es mit den Analogien auch nicht übertreiben«, beruhigte mich die Chonossonerin. »Außerdem wurde Orpheus dafür bestraft, dass er die mit Persephone vereinbarten Regeln gebrochen hat. Was wir niemals tun würden, nicht wahr, Gucky?«
    *
    Ein wenig mulmig
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