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Perry Rhodan - 2516 - Die Tauben von Thirdal

Titel: Perry Rhodan - 2516 - Die Tauben von Thirdal
Autoren: Leo Lukas
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Hemmungen ablegte.
    Es lag nicht daran, dass sie an Willenskraft und Angriffslust gewannen, sondern, erkannte er betroffen, an der stetig zunehmenden Schwäche der Charandiden. Selbst ihm, dem Jüngsten, mutmaßlich noch Vitalsten seines langsam absterbenden Volkes, entglitt ein ums andere Mal die Kontrolle über seine Umwelt.
    Er kämpfte. Mit Mühe verjagte er einen Hornwespenschwarm, der es auf sein Harz abgesehen hatte; eine Schlingdistel, die sich anschickte, einen Seitenast zu überwuchern und auszusaugen; ein Rudel gieriger Raubnager, die mit scharfen Zähnen die Borke von seinem Stamm schälen wollten.
    Diese unsinnigen Scharmützel erschöpften ihn sehr. Er versuchte, sich mit seinesgleichen zu verständigen, um Rat einzuholen; und musste erfahren, dass sie keinen wussten.
    Etliche hatten bereits aufgegeben und wehrten sich gar nicht mehr. Auch die meisten der anderen, mit denen er eine flüchtige Kommunikation herstellen konnte, tendierten dazu, die minder gefährlichen Attacken zu ignorieren. Den Schmerz blendeten sie aus, indem sie sich in sich selbst versenkten und nur noch vom eigenen Angu zehrten; oder aber sie richteten alle Aufmerksamkeit nach draußen, möglichst weit draußen, umso den Widrigkeiten der Realität zu entfliehen.
    Manche ergingen sich mittlerweile ausschließlich in der Betrachtung, ja Bewunderung jenes fernen, dunklen Feuers, das auch er vor geraumer Zeit entdeckt hatte. Sosehr er die Faszination nachvollziehen konnte, die dem unbekannten Phänomen innewohnte, so stupid erschien ihm, sich mit nichts anderem mehr zu befassen.
    Der schwelende, schwarze Brand strahlte etwas wie Zuversicht aus, Verheißung und Heißhunger zugleich. Allerdings blieben die Eindrücke verschwommen, indifferent, nicht viel mehr als eine vage Ahnung. Vielleicht handelte es sich auch bloß um ein Trugbild, eine simple, inhaltslose Illusion, der die Beobachter in ihrer Hoffnungslosigkeit tiefere Bedeutung beimaßen, als ihr zustand.
    Ihn überkam Bitternis ... und wenige Wochen später der furchtbare Verdacht, es könne sich mit dem Sternenhorchen ähnlich verhalten wie mit der Situation auf Thirdal: Nicht die Gesänge der Sterne wurden leiser, undeutlicher, schwieriger zu interpretieren – sondern das Hörvermögen der Verholzten schwand!
    Natürlich. So musste es sein.
    Sie ertaubten.
    Müßig, sich länger der Erkenntnis zu verschließen. Schleichend, doch unaufhaltsam verloren sie, was ihrer körperlich wertlosen Existenz einen höheren Sinn gegeben hatte.
    Diese Einsicht traf ihn hart. Dennoch haderte er nicht mit dem Schicksal.
    Als Volk hatten sie ihren Beitrag geleistet. Zuerst bei der Verteidigung Andromedas gegen die Flotten des Gelben Meisters, indem sie sowohl rechtzeitig vor der Unterjochung ihrer Heimatgalaxis warnten als auch später den Nukleus entscheidend stärkten. Dann bei der Rettung der gesamten lokalen Galaxiengruppe vor der Vernichtung durch eine grauenhafte Abnormität, welche, wenn er sich recht erinnerte, »Negativsphäre« genannt wurde.
    Ob das junge Geistwesen und die in ihm aufgegangenen Charandiden schlussendlich erfolgreich gewesen waren, wusste er nicht mit Gewissheit. Die Lauscher von Thirdal hatten keine direkte Nachricht mehr empfangen. Aber wäre das Vorhaben der Chaostruppen gelungen, hätten sie die Konsequenzen wohl gespürt, selbst mit ihrer inzwischen reduzierten paranormalen Wahrnehmungsfähigkeit.
    Nein, der Exodus der Munteren war nicht vergeblich gewesen. Deshalb lag keinerlei Tragik darin, wenn deren zeugungsunfähig und nutzlos gewordene Ahnen allmählich von der kosmischen Bühne abtraten. Ihre Bestimmung war erfüllt, ihr Opfer vollbracht, ihr Weg zu Ende.
    Er begriff, dass jene Älteren richtig handelten, die ihren Einfluss auf die Pflanzen- und Tierwelt des Planeten immer weiter zurückschraubten, bis gegen null; und er entschloss sich, beinah erleichtert, es ihnen gleichzutun.

4.
    Auch über der Südhälfte des Kontinents Jerdryna lag eine ausgedehnte Wolkendecke. Der LUPUS-Shift drang in sie ein, ohne dass die Pilotin die Fluggeschwindigkeit weiter verringert hätte.
    Da die Außenbordkameras nur grauweißes Wallen und gelegentliche Blitze zeigten, aktivierte Francinn Teseus-Chan die Zielerfassung ihres Waffenleitstands. Nun sah sie im Prinzip dasselbe Bild wie Perme neben ihr am Orterpult und die Höllenhummel vorne im Cockpit: eine zu 99 Prozent detailgetreue, von der Bordpositronik aus den Messergebnissen diverser Sensoren generierte Simulation.
    Sie
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