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Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Titel: Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke
Autoren: Wolfgang Ecke
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dampften auch diesmal zwei Tassen auf dem Tisch. „Es ist ein Jammer, daß Patrick Shelwood unbedingt einen Job in Südafrika annehmen will, und dazu noch in diesen unruhigen Zeiten“, sagte Elgard Sullivan und seufzte. Und Perry Clifton erwiderte lächelnd: „Noch größer wäre Ihr Unmut, hätte Shelwood einen Posten innerhalb Englands angenommen, stimmt’s?“
    „Stimmt!“ gab Sullivan freimütig zu. „Aber es ist wirklich schwer, für einen solch ausgefuchsten Experten einen angemessenen Ersatz zu finden. Auf unsere Anzeigen in der Fachpresse hin haben sich insgesamt vier Gentlemen beworben.“
    „Das läßt doch hoffen“, warf Clifton ein. „Zwei scheiden von vornherein aus, weil sie durch längerfristige Verträge noch an ihre bisherigen Arbeitgeber gebunden sind, und der dritte scheint mir für den verantwortungsvollen Posten noch ein wenig zu jung.“
    „Dann ist es also der vierte. Was haben Sie an ihm auszusetzen?“
    „Das ist es ja eben“, sagte Sullivan und sah dabei unglücklich und unzufrieden drein. „Es gibt kein störendes Fleckchen auf Bruce Allerts blütenweißer Weste. Seine Vergangenheit liest sich wie... wie... wie chemisch gereinigt. Außerdem scheint er wirklich eine Menge von Kunst zu verstehen... Trotzdem! Hier, das sind seine Unterlagen!“ Sullivan reichte Perry Clifton einen roten Schnellhefter.
    Der Detektiv schlug den Deckel zurück. Ein dunkles Augenpaar musterte ihn, und er versuchte durch diese Augen auf dem Foto hindurchzusehen. Kannte er das Gesicht nicht??
    War er diesem Mann nicht schon einmal begegnet?
    Im Guten — im Bösen?
    Oder handelte es sich nur um eine jener zufälligen Ähnlichkeiten, bei denen man gern von einem Doppelgänger spricht?
    Bruce Allert hieß der Mann auf dem Bild. Ein Name, der ihm absolut nichts sagte... Aber immer deutlicher tauchte in seiner Erinnerung das gleiche Gesicht auf. Nein, nicht ganz gleich, irgend etwas war anders... Ja, eine Brille fehlte. Und dieser Mann, der diesem hier so verblüffend ähnlich sah, der hieß nicht Bruce Allert, dessen Name lautete Alan Brandfield. Und Alan Brand-field war vor fünf Jahren in Dublin Angeklagter in einem Fälscherprozeß gewesen. Perry Clifton erinnerte sich sogar noch an das Foto in einer Dubliner Zeitung. Es zeigte Brandfield, wie er nach seinem Freispruch vor dem Gericht von seiner Frau und einem Mann mit Blumen empfangen wurde.
    „Was ist, Mr. Clifton?“ fragte Sullivanbeunruhigt. „Kennen Sie den Mann?“
    „Bestellen Sie ihn her, dann sehen wir weiter!“ erwiderte Perry Clifton ausweichend. Er wollte nicht voreilig sein. Immerhin bestand die Möglichkeit, daß hier wirklich nur eine frappierende Ähnlichkeit vorlag.

    Vier Tage später war es soweit!
    Diesmal dampften drei Teetassen auf dem kleinen runden Tisch. Perry Clifton saß direkt neben dem Fenster. Ihm gegenüber der sogenannte „vierte Mann“, Bruce Allert, der aus Southampton angereist war. Ganz rechts im silberfarbenen eleganten Einreiher saß Elgard Sullivan. Nachdem man einige Höflichkeiten ausgetauscht hatte (Wie war die Fahrt hierher? Ist das Wetter in Southampton auch so miserabel? Schön, daß Sie gekommen sind!), wandte sich Clifton an den Bewerber. Leichthin, ohne auffällige Betonung, sagte er: „Es ist unglaublich, welche Spiele sich die Natur mitunter erlaubt. Sie könnten ein Zwillingsbruder sein, Mr. Allert.“
    Allert lachte. „Ein Zwillingsbruder? Hoffentlich von jemandem, der mir Ehre macht.“
    „Das möchte ich nicht gerade behaupten. Der Mann, dem Sie so ähnlich sehen, hieß oder heißt Alan Brandfield.“
    Kein Muskel bewegte sich in Allerts Gesicht. Harmlos-neugierig fragte er: „Aus Ihrer Antwort ersehe ich, daß dieser Brandfield etwas ausgefressen hat, stimmt’s?“
    „Stimmt. Er stand wegen Fälschung von Kunstexpertisen in Dublin vor Gericht. Allerdings mußte man ihn wegen mangelnder Beweise freisprechen.“
    „Ich schwöre Ihnen, daß ich keinen Zwillingsbruder habe und auch nie einen gehabt habe.“
    „Und Sie haben auch nie von diesem Fall gehört?“
    „Nie!“
    „Die Geschichte lief damals durch fast alle größeren Zeitungen.“
    „Nun, das sollte Sie nicht wundern. Wie Sie aus meinen Papieren ersehen können, war ich vor fünf Jahren in Frankreich.“
    „Stimmt!“ Sullivan nickte und tippte dabei auf die Personalakte vor sich. Er schien sich äußerst unbehaglich zu fühlen. Perry Cliftons Fragen und Schilderungen kamen ihm peinlich und deplaziert vor. Schließlich ging
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