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Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Titel: Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke
Autoren: Wolfgang Ecke
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das nur eben verwechselt...“
    „Ich möchte jetzt endlich wissen, wohin wir fahren“, würgte Poljareff hervor, während er sich den Kopf darüber zermarterte, wen der Inspektor meinte, wenn er von einem „Alten“ und „in die Jahre Gekommenen“ sprach. Der Bodinstein, bei dem er heute... na ja, der jedenfalls, das hat er deutlich beobachtet, war noch keine 40 Jahre... Und dann die Drohungen mit dem Fußball...
    „Wir sind da, Inspektor!“ sagte der Polizist Salomon.
    „Wir sind da, Fußball. Aussteigen!!“
    Iwan Poljareff stieg aus, sah sich um, als sei er zum ersten Mal in seinem Leben auf diesem Fleck. Sie standen auf einem großen Parkplatz, ringsherum eingeschossige Häuser mit Flachdächern und dazwischen ein sechzehnstöckiges Hochhaus. Die frische Luft und das befreiende Gefühl, der Enge des Wagens und der Nähe des Inspektors entronnen zu sein, belebten ihn und machten ihn vorwitzig. „Fahrstuhl fahre ich nicht, damit Sie es wissen!“
    Der Inspektor tat, als habe er nichts gehört. „Salomon, gehen Sie vor, und holen Sie Frau Jas-siv aus dem Bett!“
    „Mit dem größten Vergnügen“, sagte Salomon und gähnte.

    Als Goldkorn und Poljareff dem Fahrstuhl entstiegen — sie hatten seit der Ankunft auf dem Parkplatz kein Wort mehr miteinander gesprochen — , stand Elena Jassiv, in einen dicken Plüschbademantel gehüllt, vor ihrer Wohnungstür. Mudde Jassiv, Elenas Mann, Omnibusfahrer bei der Stadt, hatte den Arm um sie gelegt und schien gewillt, eventuelle Angriffe auf seine Frau abzuwehren.
    Irritiert musterte Elena den Befrackten. Das sollte der Dieb von heute vormittag sein? Rote Backen hatte er ja, aber...
    „Bitte, Frau Jassiv, sehen Sie ihn genau an.“ Elena tat es. Nicht ohne sich vorher noch enger an Mudde zu schmiegen. Man konnte nie wissen...
    „Er könnte es gewesen sein“, sagte sie endlich, und ihr Ehemann kommentierte: „Was soviel bedeutet, daß sie es nicht beeiden kann.“
    „Bitte, Frau, es hängt eine Menge von Ihrer Aussage ab. Sie müssen mich wirklich ganz genau betrachten.“
    Elena war nicht dumm. Ja, sie war sogar mit einer gewissen Portion Pfiffigkeit ausgerüstet. „Sagen Sie mal Schalom!“
    „Schalom!“ sagte Poljareff laut und deutlich. „Viel leiser!“
    „Schalom!“
    „Noch leiser!!“
    „Schalom!“
    „Warum quetschen Sie Ihre Stimme denn so?“ fragte Frau Jassiv, und Mudde erklärte ihr Anliegen: „Murmeln sollen Sie! Murmeln Sie mal Schalom!“
    „Schalom!“ murmelte Poljareff und schluckte.
    „Ja, Herr Inspektor, ich glaube doch, daß er es war!“
    „Aber Sie irren, Gnädigste! Ich war nie im Leben hier. Sie können mich doch nicht aus einer Laune heraus in der Tinte sitzen lassen!“ fauchte Iwan.
    „Sie haben rote Backen!“ konterte Elena.
    „Was bedeutet das schon. Dafür hinke ich nicht!“
    Diesmal stutzte Frau Jassiv. Peinlich, das. Er hinkte ja wirklich nicht...
    Poljareff atmete auf. Er gab sich Mühe, seine Erleichterung niemanden erkennen zu lassen. Doch angesichts des strahlenden Lächelns des langen Inspektors geriet ihm das Aufatmen zur neuen Beklemmung.
    Trotzdem versuchte er den starken Mann zu spielen. „Das wird mich ja hoffentlich entlasten, was? Kann ich gehen?“
    Herschel Goldkorn zerschnitt mit einer heftigen Handbewegung die Luft vor sich in zwei Teile. „Ende der Märchenstunde!“ rief er. „Daß Sie auf die Finte mit dem ‚alten Musiker’ nicht hereingefallen sind, hat mich, ich geb’s zu, enttäuscht. Aber Sie haben diese Enttäuschung wettgemacht. Über Gebühr erfolgreich.“
    Der Inspektor wandte sich Elena zu: „Frau Jassiv, ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, und ich darf noch einmal um Entschuldigung für die nächtliche Störung bitten.“
    „War er es denn nun?“ wollte Herr Jassiv wissen.
    Herschel Goldkorn nickte. „Er war’s! Er hat es in doppelter Hinsicht zugegeben, der falsche Hinker! Gute Nacht!“
    Als der Polizeiinspektor seinen Finger auf den Klingelknopf neben Bodinsteins Tür legte, trat der Pianist gerade aus dem Aufzug.
    „Na, so eine Überraschung...“, sagte er und gab sich alle Mühe, auch möglichst überrascht auszusehen...

    Phillis MacDonald brachte die sauber abgetippten Manuskriptseiten und legte sie vor Perry Clifton auf den Schreibtisch.
    „Ich komme mir vor wie der Pilot in Ihrer Geschichte, als er ein Schiff sieht. Ich bin ja nicht gerade dumm, aber ich habe keine Ahnung, um welche Fehler es sich handelt, die dieser Poljareff begangen haben
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