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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Autoren: Anne McCaffrey
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»Aber ihr wißt sicher, daß Meister Capiam eine solche Notmaßnahme niemals ohne zwingenden Grund befehlen würde. Ich bitte alle Harfner oder Heiler, die eines der beiden Feste besucht haben, sich zu Heilerin Desdra in den Kleinen Saal zu begeben. Ich selbst möchte im Großen Saal zu den Heilern sprechen. Meister Brace ...«
    Der Angesprochene trat einen Schritt vor, rückte den Gürtel zurecht und räusperte sich ebenfalls. »Da Meister Tirone im Moment unterwegs ist, um den Streit der Bergleute zu schlichten, übernehme ich als Rangältester in dieser Zeit der Krise die Führung der Gilde, bis der Meisterharfner zurückkehrt.«
    »... und hoffst, daß Tirone von der Quarantäne oder gar von der Krankheit erwischt wird ...«, murmelte ein Lehrling in meiner Nähe. Die anderen brachten ihn durch Rippenstöße zum Schweigen.
    Ehe Tirone zum Meisterharfner gewählt wurde, hatte er Baron Tolocamps Kinder unterrichtet, und ich kannte den Mann ziemlich gut. Er hatte seine Fehler, aber er besaß eine volle, einschmeichelnde Stimme, die selbst dem
    gleichgültigsten, abweisendsten Zuhörer unter die Haut drang, ganz gleich welche Botschaft der Harfner zu verkünden hatte.
    Wie es hieß, konnten nur Männer mit einem eindringlichen Bariton an die Spitze der Harfner-Gilde gewählt werden. Und selbst Leute, die Tirone nicht mochten, mußten eingestehen, daß er bisher nur ein einziges Mal als Schlichter versagt hatte -
    als er heiser war. Ansonsten gelang es ihm mühelos, die jeweiligen Gegner zur Annahme seiner Entscheidungen zu bewegen.
    Ich selbst hatte den Meisterharfner bei seinen
    Überredungskünsten noch nicht beobachtet, denn selbst er hütete sich, dem Erbbaron von Fort allzu nahe zu treten - trotz der Autonomie seiner Gilde.
    Was mir eigenartig erschien, war die Tatsache, daß Meister Brace diese Ankündigung überhaupt machte und daß Desdra und Fortine die Heiler-Halle vertraten. Wo befand sich Meister Capiam? Es sah ihm gar nicht ähnlich, eine unangenehme Aufgabe auf andere abzuschieben. Während sich Harfner und Heiler zu den Versammlungssälen begaben, entfernte ich mich von der Halle - sehr besorgt und keine Spur klüger als zuvor.
    Meine Mutter, meine vier Schwestern und mein Vater saßen also auf Ruatha fest. Mit einer gewissen Rachsucht dachte ich, daß es ihnen jetzt vielleicht leid tat, mich nicht mitgenommen zu haben. Ich besaß beachtliche Talente als Heilerin, auch wenn ich sie außerhalb der Familie selten anwenden durfte. Im nächsten Moment schämte ich mich meiner Gedanken und richtete die Schritte zu den unteren Höhlen der Burg, wo sich die Vorratsräume befanden.
    Wenn diese Krankheit eine Quarantäne erforderte, dann lohnte es sich vielleicht, unsere Arzneien zu überprüfen. Zwar besaß die Heiler-Halle Medikamente für alle möglichen Notfälle, aber von den Burgen und größeren Höfen wurde erwartet, daß sie sich einige Vorräte für den Eigenbedarf anlegten. Und die besondere Situation erforderte vielleicht seltene Kräuter und Heilpflanzen, die wir nicht in ausreichender Menge gesammelt hatten. Leider erspähte mich Campen. Er schoß auf mich zu, schwer schnaufend wie immer, wenn er aufgeregt war.
    »Rill, was ist los? Stimmt das mit der Quarantäne? Soll das etwa heißen, daß Vater auf Ruatha bleiben muß? Was tun wir jetzt?«
    Dann fiel ihm ein, daß es unter seiner Würde als Stellvertreter des Burgherrn war, den Rat von Untergebenen einzuholen -
    ganz besonders den seiner Schwester. Er räusperte sich heftig, blähte die Brust und setzte eine so strenge Miene auf, daß ich ein Lachen unterdrücken mußte.
    »Haben wir genügend frische Kräuter für unsere Leute im Haus?«
    »Mehr als genug.«
    »Laß die schnippischen Antworten, Rill! Dazu ist jetzt nicht der rechte Augenblick.«
    Er sah mich mit düster gerunzelter Stirn an.
    »Ich bin dabei, die Arzneien zu überprüfen, Bruder, aber ich kann schon jetzt ohne Ubertreibung sagen, daß unsere Vorräte jedem Notfall gewachsen sind.«
    »Sehr gut. Ich erwarte von dir ein schriftliches Verzeichnis aller gelagerten Medikamente und Kräuter.«
    Er tätschelte mir die Schulter, als sei ich sein Lieblingshund, und trollte sich schnaufend. Mit einer gewissen Genugtuung stellte ich fest, daß er nicht recht wußte, wie er sich in dieser Katastrophe verhalten sollte.
    Manchmal bin ich entsetzt über die Verschwendung in unseren Vorratshöhlen. Im Frühling, Sommer und Herbst sammeln wir Unmengen von Kräutern, Obst und
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