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Pension der Sehnsucht

Pension der Sehnsucht

Titel: Pension der Sehnsucht
Autoren: Nora Roberts
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dem Gesicht. »Verraten Sie mir mal, was das für eine Abkürzung ist.«
    »Was?« Seine Finger berührten ihre Wange, und sie konnte sich nicht mehr auf das Gespräch konzentrieren.
    »Nelly.« Lächelnd sah er in ihre verstörten Augen. »Wie heißen Sie mit vollem Namen?«
    »Ach so.« Sie erwiderte sein Lächeln, erhob sich und rückte ein Stück von ihm ab. »Das ist ein streng gehütetes Geheimnis. Ich würde es nicht mal meiner Mutter verraten.«
    Die Bildstörung war offenbar behoben, denn die Heldin stieß einen lang gezogenen, schrillen Schrei aus. Nelly ließ die Nüsse, die sie aufgelesen hatte, wieder fallen und warf sich an Percys Brust. »Ach, entschuldigen Sie, aber damit hatte ich nicht mehr gerechnet.« Verlegen hob sie das Gesicht und wollte rasch einen Schritt zurücktreten.
    »Na so etwas. Jetzt liegen Sie schon zum dritten Mal in meinen Armen.« Er umschlang ihre Taille, und mit der freien Hand streichelte er ihr Haar. Ehe sie protestieren konnte, senkte sich sein Mund auf ihre Lippen, und er küsste sie leidenschaftlich. Er zog sie so eng an sich heran, dass sie sich an ihm festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ihr Herz klopfte wild. Dann dachte sie an gar nichts mehr und überließ sich ganz ihren Gefühlen …
    »Sie sind wunderbar«, sagte Percy leise und küsste sie. Seine Lippen glitten ihre Wange entlang zu ihrem Ohr und dann zu ihrem Mund zurück. »Ich probier es gleich wieder.«
    Doch diesmal ließ Nelly sich nicht überrumpeln. Nur nicht die Fassung verlieren, ermahnte sie sich. In einer solchen Situation gibt man sich am besten kühl und überheblich. »Mr. Reynolds, ich bitte Sie, Ihre romantischen Annäherungen zu unterlassen.«
    »Ich heiße Percy«, entgegnete er ungerührt und blickte lächelnd auf ihre kleinen Hände, die sich nicht sehr wirksam gegen seine breite Brust wehrten. »Heute Morgen, als Sie mich im Büro mit Ihrer Kündigung überfielen, nahm ich mir vor, Sie etwas näher kennen zu lernen.«
    »Mr. Reynolds …«
    »Percy«, erwiderte er, und sein Gesicht näherte sich ihrem. »Im Übrigen stoße ich einen einmal gefassten Vorsatz niemals um.«
    »Na schön, Percy«, gab sie nach. Mit Nebensächlichkeiten wollte sie sich jetzt nicht aufhalten, denn sie spürte, wie er sie trotz ihres Sträubens immer näher an sich zog. »Verfahren Sie eigentlich mit all Ihren Hotelmanagern so wie mit mir?« Nelly hoffte, ihn mit dieser bissigen Bemerkung zu verletzen, und sie kochte vor Wut, als er lediglich den Kopf in den Nacken legte und schallend lachte.
    »Nelly, mein Vorsatz, Sie näher kennen zu lernen, hat mit Ihrer Stellung in diesem Hotel nicht das Geringste zu tun. Ich gebe nur meiner Schwäche für Frauen nach, die mit Hängezöpfen ganz entzückend aussehen.«
    »Wagen Sie ja nicht, mich noch einmal zu küssen«, drohte sie. Gleichzeitig wehrte sie sich so verzweifelt gegen seine Umarmung, dass er sie losließ.
    »Sie müssen sich entscheiden, Nelly, zwischen der Rolle eines liebenswerten Mädchens oder einer Kratzbürste.« Seine Stimme klang leise, jedoch verärgert. »Egal, wie Sie sich mir gegenüber verhalten, das Spiel gewinne ich ohnehin. Aber ich wüsste nur gern, woran ich mit Ihnen bin.«
    »Ich spiele Ihnen keine Rolle vor«, fauchte sie. »Ich bin weder ein liebenswertes Mädchen noch eine Kratzbürste. Für Sie bin ich Managerin dieses Hotels, und als solche wünsche ich auch behandelt zu werden.«
    »Sie sind lieb und zugleich störrisch wie ein Kätzchen.« Er schob die Hände in die Taschen seines Jacketts und wippte auf den Absätzen. »Eine interessante Mischung«, spöttelte er. »Aber das wissen Sie vermutlich, sonst würden Sie sich nicht so geben.«
    Nelly vergaß ihren Vorsatz, sich zu beherrschen, und trat einen Schritt auf Percy zu. »Ich weiß nur, dass mir absolut nichts daran liegt, Ihr Wohlgefallen oder Ihr Interesse zu erringen. Mein einziger Wunsch ist, dass Sie aus diesem hübschen ruhigen Familienhotel kein supermodernes Ferienzentrum machen.« Sie ballte die Hände. »Wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, dann fahren Sie nach New York in Ihre Eigentumswohnung zurück und lassen sich hier nie wieder blicken.«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, wirbelte sie herum und rannte aus dem Zimmer. Sie lief durch das dunkle Foyer, ohne sich noch einmal umzusehen.

3. K APITEL
    Percy Reynolds hatte sich selbst zuzuschreiben, dass Nelly am letzten Abend so aus der Rolle gefallen war. Ab heute, dachte sie, während sie eine
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