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Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Pendergast 04 - Ritual - Höhle des Schreckens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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reglos auf der Lichtung aus. Nur seine Augen bewegten sich, während sie all das aufsogen, was die Lichtung – zumindest ihm – noch an Anhaltspunkten preisgab. Dann versenkte er die Hand in den unergründlichen Tiefen seines Jacketts und förderte ein Foto der Leiche zutage, so wie sie aufgefunden worden war, aus nächster Nähe aufgenommen. Ein zweites Foto zeigte die ganze Lichtung einschließlich der auf Indianerpfeile gespießten Krähen und der Palisade aus Stöcken.
    Pendergast blendete das Bild aus, das er tatsächlich sah, und ersetzte es in seiner Vorstellung durch die Szene, die sich Sheriff Hazen in der Nacht der großen Polizeiaktion geboten haben musste. Allein und ungestört konnte er sich so lange in das fiktive Szenario versenken, bis er sich sämtliche Details minutiös eingeprägt hatte.
    Er ließ die Fotos wieder in der Jacke verschwinden, ging ein paar Schritte und inspizierte dabei den trockenen Boden. Dieherumliegenden kräftigen Rispenstängel waren abgebrochen worden, nicht abgeschnitten. Er ging am Rand der künstlichen Lichtung, da, wo der Mais noch unversehrt hochragte, auf die Knie, packte einen der dicken Rispenstängel und versuchte, ihn möglichst dicht über dem Boden abzubrechen. Aber wie sehr er sich auch abmühte, er schaffte es nicht.
    Pendergast kehrte auf die Lichtung zurück. Es gab keine Spuren mehr zu verwischen, er brauchte also keine Rücksicht zu nehmen, sondern konnte sich frei bewegen. Hin und wieder pickte er mit der Pinzette etwas vom Boden auf oder zupfte einen vermeintlichen Fremdkörper von einem Maisstängel ab, aber es stellte sich jedes Mal heraus, dass er den Zufallsfund gleich wieder wegwerfen konnte. Fast eine Stunde nahm er sich für die Spurensuche Zeit. Und das bei gnadenloser Hitze und in seinem nicht eben praktischen schwarzen Anzug – und am Schluss war das Ergebnis gleich null.
    Am hinteren Rand der Lichtung angekommen, beschloss er, in die weitgehend unversehrten Reihen des Maisfeldes einzudringen. Dabei kam er auch an der Stelle vorbei, an der Sheriff Hazen den an den Stängeln hängen gebliebenen Stofffetzen entdeckt hatte; das zur Markierung angebrachte Schildchen war nicht zu übersehen.
    Er suchte die Reihe der Maispflanzen sorgfältig ab, aber es gab so viele Stiefel- und Hundespuren, dass er sich die Mühe sparen konnte. Die Trooper hatten zwei Suchhunde auf die erhoffte Spur angesetzt, aber die Tiere hatten sich nach wenigen Minuten einfach hingekauert, um anzuzeigen, dass sie die Fährte verloren hatten.
    Pendergast blieb stehen und zog aus dem Jackett eine Luftaufnahme vom Fundort der Leiche und der Umgebung, aufgenommen vor dem Mord. Immerhin war auf dem Hochglanzfoto zu erkennen, dass die Reihen des Maisfeldes – entgegen dem Eindruck, den man hatte, wenn man mittendrin stand – nicht schnurgerade, sondern eher willkürlich und der Landschaft angepasst gezogen waren. Und so konntePendergast anhand der eigenwillig geschwungenen Krümmung ziemlich genau den Punkt bestimmen, an dem er sich befand.
    Er zwängte sich mit einiger Mühe durch die angrenzenden Reihen, wobei ihm rasch klar wurde, dass die Luftaufnahme doch eine gute Hilfe war. Sie zeigte nämlich deutlich, dass die Maisreihen, deren Verlauf er folgte, zur Ebene am Rande von Medicine Creek abfielen und schließlich am Bachufer endeten, und zwar da, wo der Bach, nachdem er zuvor eine weite Schleife beschrieben hatte, wieder in Richtung der Stadt floss. Da sich kein Lufthauch regte, glich das Innere des Maisfeldes einem wahren Glutofen, in dem alles Leben gestorben zu sein schien, aber Pendergast spürte die lähmende Hitze anscheinend überhaupt nicht. Der Boden fiel immer deutlicher ab, es konnte nicht mehr weit bis zum Bachufer sein. Die Monotonie der Landschaft wirkte bedrückend, so weit das Auge reichte, gab es nur noch prallvolle, erntereife Maiskolben.
    Allmählich lichtete sich die bislang nahezu undurchdringliche Wand aus Maisstängeln, und kurz darauf tauchte vor Pendergast das sandige Bachufer auf. Er blieb stehen und suchte den Boden ab. Und als hätte er’s geahnt: Im festen, feuchten Sand zeichneten sich die tief eingedrückten Spuren nackter Füße ab. Er kauerte sich auf den Boden, legte die Hand in einen Abdruck, versuchte, dessen Tiefe abzuschätzen, und kam zu dem verblüffenden Ergebnis, dass der nackte Fuß stellenweise bis über die Knöchel in den Sand eingesunken war. Was den Agent zu der Schlussfolgerung führte, dass der Mörder eine schwere Last
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