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Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
Autoren: Ursula Reist
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Ruhestand.“

    *

    Marina schälte Kartoffeln für den Gratin Dauphinois. In ihrer eigenen Küche wusste sie genau, wo der Sparschäler lag, hier bei Nick hatte sie suchen müssen und war nur auf ein gewöhnliches Schälmesser gestossen. Gewisse Dinge gehörten einfach in eine gute Küche, dachte sie, Effizienz beim Kartoffelschälen war nicht möglich mit diesem unhandlichen Instrument. Bruce Springsteen sang Tougher Than The Rest, sie nippte am Château Thieuley, den sie sich selbständig aus dem Weinkeller geholt hatte. Der französische Weisswein schmeckte ihr, und sie spürte den Unterschied zu den Spaniern von gestern: zurückhaltender, trockener, weniger von der Sonne verwöhnt. Sie schnitt die Kartoffeln in Scheiben, arrangierte sie in der braunen Gratinform, gab ordentlich Salz und Pfeffer dazu, dann leerte sie die vorbereitete Mischung aus Milch und Rahm darüber und schob die Schüssel in den Ofen. Im Tiefkühler hatte sie eine Portion selbstgemachtes Ratatouillegemüse gefunden, das auf dem Herd vor sich hin köchelte und einen wunderbaren Duft verströmte. Während sie die Lammrückenfilets mit einer Marinade aus Olivenöl, Senf, Rosmarin, Thymian und Pfeffer einstrich, summte sie mit bei Jersey Girl und spürte plötzlich, wie wohl ihr war: keine Kopfschmerzen, keine Gedanken an die kommende Arbeitswoche, nur dieser Moment mit Musik, Wein und den Vorbereitungen für ein ganz normales Essen mit ihrem Liebsten.
    Statt nach Hause zu gehen, war sie nach der Arbeit wieder in Nicks Wohnung zurückgekehrt und hatte bewusst versucht, sich vorzustellen, wie es wäre, hier zu leben. Sie war am Fenster des Wohnzimmers gestanden, hatte in den winterlichen Garten geblickt und sich gefragt, wer darin für Ordnung sorgte; hatte sich auf das breite Bett gelegt, sich vorgestellt, wie sie jede Nacht neben Nick hier einschlafen würde – war das wirklich möglich, konnte sie ihrem Leben eine so grundsätzlich andere Wendung geben? Sie war zum Schluss gekommen, dass sie unbedingt ein Zimmer für sich haben musste, eine Rückzugshöhle gleichsam, ausgestattet mit allem Notwendigen. Wenn diese Bedingung erfüllt war – und sie hatte bereits eines der fünf Zimmer als ihr potentielles Reich ausgewählt – dann könnte sie sich überlegen, gelegentlich mit Nick zusammen zu ziehen. Ihre Wohnung an der Schiffländestrasse liesse sich gut vermieten, und im schlimmsten Fall könnte sie auch wieder dorthin zurückkehren.
    Aber es wäre ein gewagter Schritt, risikoreich für eine Frau in ihrem Alter; mit dreissig hatte sie sich darüber nicht den Kopf zerbrochen, war ihrem Herzen gefolgt und hatte sich in das Abenteuer Ehe gestürzt. Nach achtzehn Monaten war sie ausgezogen, weil sie betrogen und finanziell ausgebeutet wurde; nach der Scheidung hatte sie geschäftlich wieder bei Null angefangen, und es dauerte eine lange Zeit, bis ihre seelischen Wunden heilten. Damals hatte sie beschlossen, sich niemals wieder auf eine enge Beziehung einzulassen, egal wie verliebt sie war. Sie hatte kürzere und längere Liebesgeschichten erlebt, oft mit verheirateten Männern, hatte daneben ihr eigenes Leben geführt, ihr Geschäft wieder aufgebaut, ihre Freundschaften gepflegt, sich als Single rundum wohl gefühlt.
    Erst mit Nick waren plötzlich wieder diese uralten, archaischen Wünsche nach Nähe und Geborgenheit aufgetaucht: ausgerechnet mit einem Mann, der von sich sagte, er brauche viel Raum und Zeit für sich und seine Aktivitäten, und der immer allein gelebt hatte. Sie wollte ihn nicht einengen, ebenso wenig wie sie selbst in einen Käfig eingesperrt werden wollte; anderseits, waren nicht genau diese Gemeinsamkeiten eine gute Basis für eine Partnerschaft? Seelenverwandt, hatte er sie vor ein paar Wochen genannt, ich liebe dich weil du eine schöne Seele hast und sie verwandt ist mit meiner.
    „Wovon träumst du, schöne Frau?“ Unbemerkt war Nick hereingekommen, seine starken Arme umfassten sie von hinten, er küsste ihren Nacken. „Träumen beim Kochen ist gefährlich, es könnte etwas anbrennen.“
    „Alles unter Kontrolle, lieber Chef de Cuisine. Setz dich und trink ein Glas Weisswein mit mir, bis das Essen fertig ist. Du musst dich nur noch für einen Rotwein entscheiden, für alles andere bin heute ich zuständig.“
    „Wunderbar. Meine Schürze steht dir übrigens ausgezeichnet, du könntest sie sogar als einziges Kleidungsstück tragen, ohne Unterwäsche – lecker!“
    Marina lachte. „Gerne, aber bitte in einer
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