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Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg

Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg

Titel: Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg
Autoren: Residenz , Claudio Honsal
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„Das wird ein Meisterwerk!“ Wie jedes Jahr wird es auch heuer wieder einen Pecorino-Fotokalender geben. Mittlerweile eine schöne Tradition. 2011 kommen sogar zwei heraus: ein großer und ein kompakter Tischkalender mit 365 Fotos. Pecorino für jeden Tag! Manche können eben nicht genug von mir bekommen; ich kann’s verstehen.
    Kein Wunder, dass ich immer wieder erkannt werde. Snoopy, Lassie, Rex – der menschliche Alltag ist, seit es Massenmedien gibt, von unsereinem geprägt. Als Zelebrität muss man eben damit leben, erkannt zu werden. Seien es die Kärntner Pilger vor wenigen Tagen oder die italienischen Touristen in Kopenhagen, als ich vor der glitschigen Meerjungfrau posierte. Diesbezüglich war eines der Highlights die große Pecorino-Ausstellung im Palais Palffy in Wien vor acht Jahren. Dort, wo sonst große Meisterwerke der Kunst Massen anlocken, durfte ich die Öffentlichkeit mit meinen Fotos beeindrucken. Allein der Abend der Vernissage war ein Erlebnis für sich. Menschen über Menschen, TV-Kameras und Pressefotografen buhlten geradezu um mich. Die Fans wollten Pfotenautogramme auf meine Kalender und in meine Bücher. Ein gutes Geschäft für Herrchen und Balsam für meine Seele. Was mir von diesem legendären Abend aber am meisten in Erinnerung geblieben ist: die Begegnung mit Cora. Einer wunderschönen und sehr aktiven Retriever-Hündin, flat coated – also nachtschwarz wie meine Stempelkissenpfoten. Sie durfte als einziger Fremdhund die ehrwürdigen Räumlichkeiten des Palais betreten. Ihr Frauchen, ORF-Moderatorin Carolyn, führte mit wohlwollenden Worten durch den Abend. Cora blinzelte mich an, es war Liebe auf den ersten Blick. Die Vernissage wurde somit auch zwischenhündisch ein voller Erfolg.
    Tage später machten wir eine gemeinsame Wanderung auf den Kahlenberg bei Wien, und Herrchen wagte einen Versuch, den er bislang nur noch einmal, mit Jessie, der Mutter meiner Kinder, zugelassen hatte: Er fotografierte uns gemeinsam. Black and White. Dass die Fotos dann doch nicht veröffentlicht wurden, hatte genau zwei Gründe: Einen schwarzen Hund zu fotografieren, noch dazu neben einem weißen, ist im Grunde unmöglich, und wenn dieser Hund dann auch noch so agil und quirlig wie Cora ist … Nicht jeder Hund kann eben ein Model sein. Was mit einem Foto-Act begann, mündete schließlich in eine jahrelange Hundefreundschaft. Mehr konnte nicht sein, denn das Weibchen war kein richtiges Weibchen mehr, und es blieb beim Herumbalgen. Meine liebste Cora gibt es leider nicht mehr, sie wurde vor drei Jahren vergiftet. Das Leben ist eben ein Kommen und Gehen.
    Plötzlich werde ich von Herrchen in die Realität zurückgeholt und an meine Aufgabe als Model erinnert. Eben passieren wir den Lago di Valfabbrica, einen riesigen Stausee, der eine reizvolle Fauna und Flora an seinen weitläufigen Ufern ermöglicht. Klick. Ein paar Landschaftsfotos, und schon erreichen wir die Ortschaft. Valfabbrica ist wenig spektakulär. Neue 1970er-Jahre-Stahlbetonbauten stören empfindlich den mittelalterlichen Kern rund um die Überreste der Benediktinerabtei Santa Maria in Vado Fabricae. In der Villa Verde kommen wir unter, einem einfachen Quartier. Aus dem Zimmerfenster lässt sich ein Wegweiser ausmachen: „Assisi 21 chilometri“; Straßenkilometer. Erstmals hat es der Pilger besser und direkter: Laut Querfeldein-Karte haben wir nur noch 16 vor uns. Alle sind wir müde. Morgen werden wir noch einmal, ein letztes Mal, unser Bestes geben und am Ende des Tages das Ziel unserer Pilgerreise erreichen. Mit den Gedanken schon in Assisi werden meine Augen kleiner und kleiner.
Buona notte
!

Vergebene Liebe: Mit Freundin Cora am Kahlenberg in Wien

Zwölfte Etappe:
Valfabbrica bis Assisi 16 km
    Elf Tage lang hatten wir den täglichen Weg zu unserem Ziel gemacht. Jetzt haben wir nur noch das Ziel vor Augen, denn der Weg ist fast zu Ende. Die verbleibenden 16 Kilometer sind beinahe Nebensache. Routine. „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Gottes Auftrag aus dem Lukas-Evangelium hatte der heilige Franziskus zum Lebensprogramm erhoben. Wir werden heute unserer Mission, Assisi wohlbehalten auf San Francescos Spuren zu erreichen, gerecht werden. Fast 300 Kilometer haben wir zurückgelegt. Nicht immer ganz im Sinne des Franziskus: „Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd.“ Wir
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