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Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg

Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg

Titel: Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg
Autoren: Residenz , Claudio Honsal
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Aschenbecher. Das Tauzeichen hat sich längst zur gewinnbringenden Trademark entwickelt.
    Im Verkehrsbüro empfängt man uns freundlich. Die Preislisten der Hotels sind dem Ansturm der Besucher angepasst. Der Autor besteht auf Luxus, endlich einmal noch für eine Nacht unter einem „Fünf-Sterne-Himmel“ schlafen – als Belohnung für die Entbehrungen. Herrchen und die wohlfeilen 460 Euro sprechen dagegen. Ich liege gerade ganz entspannt auf dem kühlenden Mosaikboden, als mich Anna, die hübsche Signora vom Tourismusbüro, entdeckt. Zwar lächelt sie mich an, aber es ist etwas Mitleidiges in ihrem Blick. Der Grund: In der Stadt des Schutzheiligen der Tiere sieht man Hunde nicht so gerne – vor allem nicht in guten Hotels. Die dadurch beschränkte Wahl fällt schließlich auf das Hotel Sole. Ein kurzes Telefonat gibt Sicherheit, dass auch ich willkommen bin. Zwei Sterne, aber dafür nur drei Gehminuten entfernt, mitten im Zentrum. Eine gute Wahl, auch für die Brieftasche. Zwei wunderschöne Zimmer im letzten Stock mit Blick auf den Corso Mazzini. Und, was für meine Begleiter noch wichtiger war, eine riesige Duschkabine, die sofort in Betrieb genommen wird. Saubere Kleidung, eine Flasche kühles Mineralwasser und für mich wahrscheinlich die letzte Dose vom italienischen Hundefutter. Zufriedenheit und Stolz stellen sich ein. Die Akku-Ladestationen für die Kameras und die bislang selten aktivierten Mobiltelefone werden installiert. Die minderen Pilger sind nun endlich wieder auf den Hightech-Daten-Highway abgebogen. Zurück in die Realität. Man muss doch berichten, dass man es geschafft hat, und man kann es auch, denn in Assisi funktioniert so ziemlich jeder Mobilfunkbetreiber mit Highspeed. Ob man im fernen Wien nachvollziehen kann, welch großer Felsen uns hier vom Herzen gefallen ist, sei dahingestellt. Doch man freut sich telefonisch mit uns und auf ein baldiges Wiedersehen.
    Zur Feier des Tages werde ich sogar gebürstet – erstmals auf unserer Reise. Kein Wunder, machen wir uns doch jetzt auf den Weg zum finalen Höhepunkt unserer Mission. Nun wollen wir den ultimativen Beweis, dass wir es geschafft haben – und das schriftlich. „L‘Assisiana“, die offizielle Pilgerurkunde, sollte schon im Ufficio San Francesco auf uns warten. Ich lege ja im Allgemeinen keinen gesonderten Wert auf Auszeichnungen und Pokale. Herrchen auch nicht. Niemals haben wir an Fotowettbewerben oder Schönheitskonkurrenzen teilgenommen. Falsch! Ein einziges Mal doch: bei einem internationalen Fotokalender-Wettbewerb in Stuttgart vor einigen Jahren. Allerdings hatte damals Tonis Verleger und Herrchen meines Sohnes Klein Pecorino ohne unser Zutun und Wissen eingereicht. Fazit: Wir haben natürlich den ersten Platz errungen. Nur, diese ganz spezielle Urkunde, die möchte heute auch ich haben. Weil sie ein Zeitzeugnis ist, weil ich lange genug dafür gelaufen bin und weil ich der erste Hund wäre, der sie bekommt.
    Hier vor der letzten Station eines jeden Assisi-Pilgers herrscht reges Treiben. Gleich links neben der Unterkirche befindet sich das Ufficio Assisiana, wo man den ersehnten letzten Stempel in den Pilgerpass und anschließend die Urkunde bekommt. Wir sind im Zentrum des franziskanischen Glaubens: Klosterschwestern, nicht nur vom Orden der Klarissen, stehen in der langen Schlange vor dem Haupttor der Unterkirche. Eine Gruppe italienischer Pfadfinder tritt den mehr oder minder wohlgeordneten Aufstieg über die steile Treppe zur Oberkirche an. Hunderte Kameras klicken und surren. Touristen aus aller Herren Länder, wohin man schaut. Doch wir, wir sind etwas ganz Besonderes. Wir sind nicht mit einem Autobus herangekarrt worden, wir haben den Geist des Heiligen länger und näher erfahren wollen und dürfen, wir sind gegangen. Ganz nebenbei: Meine Pfoten sind in bester Verfassung, Herrchens Schulter hat sich erholt, und die gerade noch akute Erschöpfung des Schreibers hat sich in Wohlbefinden aufgelöst. Jetzt aber rein. Den meisten Anwesenden geht es hier weniger um die Beurkundung ihrer Pilgerschaft auf feinem Pergament als um Infomaterial über die Basilika. Auch uns sieht man es, frisch geduscht und ohne Rucksack, kaum noch an, dass wir eben mal 300 Fußkilometer hinter uns gebracht haben. Nur die Pilgerpässe, die Herrchen gerade dem Padre reicht, liefern den Beweis. Fragen werden erst gar nicht gestellt. Die Zeit ist zu knapp, die Reihe Wissbegieriger hinter uns zu lang. Der Padre reduziert die Kontrolle auf das
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