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Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg

Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg

Titel: Pecorino und die Kunst des Pilgerns - ein Hund geht den Franziskusweg
Autoren: Residenz , Claudio Honsal
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Ermangelung moderner Kommunikationsmedien in der letzten Herberge. „Es wird schön bleiben“, hat die Wirtin versichert. Ihr Wort in Petrus‘ Ohr! Auch egal, wir müssen ohnehin gehen, bei jedem Wetter. Die Landschaft zieht etwas schleppend an uns vorbei. Der dritte Tag gilt ja allgemein als Pilgerprüfstein. Das kann man als Neopilger zumindest in unzähligen Reiseberichten nachlesen. Trotzdem stellt sich langsam, aber sicher eine gewisse Routine ein. Man geht um des Gehens willen. Bergauf. Wenig Abwechslung. Montemerli, Monte Fratta, Monte Gufone. Der „Monte“ im Namen impliziert bereits die überwundenen Höhenmeter. Kein einziger Pilger kreuzt unseren Weg. Die Gespräche meiner Begleiter werden dünner in 1200 Metern ü.d.M., die Wegweiser des
cammino
spärlicher. Der Autor zieht es heute vor, sich motivierende Musik via iPod in die Ohren zu dröhnen. Chillige Loungemusik zum eintönigen Trott durch den Wald. Von einem fremden Ort, weit, weit weg. Die Rede ist von Bangkok und dem noblen Hotel Mandarin Oriental. Die legendäre Fünf-Sterne-Herberge zählt zu den Lieblingshotels meines Schreibers. Ein Zufluchtsort der Ruhe und über die Jahrzehnte Zentrum der internationalen Literaturszene mit Autoren wie T. C. Boyle, James Joyce und William Somerset Maugham. Fakten, die in einer kurzen Verschnaufpause ausgetauscht werden. Dass ich das Traumhotel im Herzen der thailändischen Hauptstadt nie erblicken werde, ist mir hingegen ziemlich klar: Der Grund dafür ist die Flugangst meines lieben Herrchens. Die grenzenlose Freiheit über den Wolken ist mir somit seit zwölf Jahren ebenfalls verwehrt geblieben. Das Auto ist unser Fortbewegungsmittel. Kein Pecorino in Amerika, kein Pecorino in Afrika. Doch auch in Europa gibt es wunderbare Hotels, das steht nicht zur Diskussion. Ist man aber mit einem Hund auf Reisen, wird das Angebot schon etwas eingeschränkter. Etwas anders sieht es da aus, wenn der Hund Pecorino heißt. So durfte ich für unser Fotobuch
Pecorino in München
einen Tag lang im renommierten Hotel Bayerischer Hof logieren. In meiner Wahlheimatstadt Wien war natürlich der Fototermin im berühmten Hotel Sacher ein absolutes Highlight. Ob die Präsidentensuite Madame Butterfly oder die Zauberflöten-Suite, meinem Herrchen und mir blieb kein Luxuszimmer verschlossen. Auf 160 Quadratmetern kann man schon ganz gut Gassi gehen. Die Bettwäsche der pompösen Gründerzeit-Schlafstätten ist weicher und duftender als irgendwo sonst. Die Chefin des Hauses ist Hundeliebhaberin. Ihren störrischen Jack-Russell-Terrier Augustin habe ich zwar nicht zu Gesicht bekommen, aber seine Witterung konnte man von der Roten Bar bis in die Suiten aufnehmen.

Luxus-Herberge: Posieren in der Roten Bar des Hotel Sacher in Wien

Vom Luxusleben zurück auf den steinigen Pfad. Auch optisch ist die heutige Tagesetappe wenig abwechslungsreich. Kaum ein passendes, aufregendes und neues Fotomotiv. Einziger Lichtblick im Dunkel des dichten Unterholzes ist Giovanni. Giovanni ist Eigentürmer, Wirt, Koch und Entertainer unserer heutigen Schlafstätte Albergo & Pizzeria da Gigino. Kein Mitglied der Leading Hotels of the World, aber sauber und behaglich soll es sein, das Hotel im Herzen von Corniolo. Und ein Hundeliebhaber ist er, der Giovanni. Zumindest bei der telefonischen Reservierung muss sich der Gastronom vor Freundlichkeit und Vorfreude geradezu überschlagen haben. Natürlich hat mein Herrchen wieder die Geschichte des berühmten Fotohundes, der gebürtiger Italiener ist und den Gott und die Welt kennt, erzählt. Da ist sie auch schon, die Ortschaft vor der kurvenreichen Straße zum Calla-Pass. Letzte Bastion der Romagna unmittelbar an der Grenze zur Provinz Arezzo, die sich bereits in der Toskana befindet. Ein verträumtes Örtchen. Umso lauter und enthusiastischer dafür die Begrüßung durch Giovanni Amadori. Ein Napf mit Wasser steht bereit, italienische Hundeleckerli liegen gleich daneben, als hätte man den ganzen Tag nur auf uns gewartet. Dass sich mein Name vom italienischen Schafskäse ableitet, erheitert den schrulligen Gastronom. Dass in der italienischen
Gente
, die mein Herrchen flugs als Corpus Delicti meiner angekündigten Berühmtheit auf den Tisch legt, schon mehrere Storys über mich erschienen sind, beeindruckt ihn schwer. Ein Festmahl hätte er für uns höchstpersönlich zubereitet: Hammelfleisch und Polenta. Ich bekomme natürlich die Knochen. Meine Begleiter quälen sich durch den zähen Maisbrei, durchzogen
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