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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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streckte, und zum Telefonhörer griff. Keine halbe Minute darauf klopfte es leise an der Tür des Mannes, dessen Urgroßvater die Nordhessenbank vor mehr als 100 Jahren gegründet hatte, und der nun vom Schreibtisch aus deutlich vernehmbar »herein« ausstieß.
    »Sie wollten mich sprechen, Herr Direktor?«
    »Stimmt es, was ich gehört habe?«, entgegnete der Mann hinter dem Schreibtisch, ohne auf die Frage seines Besuchers einzugehen. »Vontobel wurde ermordet?«
    »Das ist richtig, ja. Herr Vontobel wurde heute Morgen tot in seinem Haus aufgefunden.«
    »Wie haben Sie davon erfahren?«
    »Seine Putzfrau hat uns informiert.«
    »Und? Was haben Sie in der Sache veranlasst?«
    »Zunächst war mir wichtig, dass niemand auf eventuell vertrauliche Daten zugreifen kann, die sich, so meine Annahme, auf seinen Rechnern zu Hause befinden. Deshalb habe ich van Roon und den jungen Specht beauftragt, in der Sache aktiv zu werden.«
    »Und?«
    »Sie sind unverrichteter Dinge zurückgekehrt, leider. Die Polizei hat ihnen verboten, die besagten Gegenstände an sich zu nehmen.«
    »Haben wir einen Schaden zu erwarten?«
    »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht beantworten, Herr Direktor. Wir wissen nicht, ob und was Vontobel von zu Hause aus bearbeitet hat. Und ob er vielleicht sogar Kopien von Bankinterna auf seinen Computern gelagert hatte.«
    Gieger griff zu einem silbernen Etui, das auf dem Schreibtisch lag, fingerte bedächtig eine Zigarette daraus hervor und zündete sie an.
    »Sie wissen, Weber, dass dieser Vontobel ein Anarchist war. Ein Mann, der sich an keine Regel hielt, immer gut für eine Volte.«
    Weber nickte betreten.
    »Im Gegenzug war er allerdings auch ein begnadeter Verkäufer. Ohne ihn würde es das Bankhaus vermutlich schon seit einiger Zeit nicht mehr geben. Oder zumindest nicht in der Form, wie wir es schätzen und lieben. Und er …«
    Der Blick Giegers, der ihn traf, ließ ihn seinen Gedanken nicht zu Ende formulieren.
    »Dieses Bankhaus war nicht von einem Mann wie Sven Vontobel abhängig, Herr Weber. Ganz und gar nicht, wie ich betonen möchte.«
    So vehement der Bankdirektor diesen Standpunkt auch postulierte, so genau wusste er, dass er falsch war. Ohne die Ideen und Handlungen Vontobels würde die Nordhessenbank schon seit geraumer Zeit definitiv nicht mehr in der jetzigen Form existieren.
    »Wir brauchen alles, was sich an Unterlagen in seinem Besitz befand«, schickte er hinterher. »Wir brauchen sie, weil wir nicht dulden können, dass durch die Eskapaden eines Mitarbeiters unser gesamtes Haus in Erklärungsnotstand gerät.«
    Der Mann, der noch immer vor dem Schreibtisch stand, schluckte.
    »Ich weiß nicht, was wir in dieser Sache noch tun könnten, Herr Direktor. Van Roon hat mir gegenüber sehr deutlich gemacht, dass es keine Möglichkeit gibt, in den Besitz des besagten Datenträgers zu kommen. Wobei es völlig unklar ist, ob es sich dabei um einen oder mehrere davon handelt.«
    »Lassen Sie es gut sein«, winkte Gieger ab. »Ich werde mich persönlich um die Sache kümmern. Das ist nichts, was man auf der Dienstbotenebene zu klären versuchen sollte.«
    »Selbstverständlich«, stimmte Weber kleinlaut zu und wandte sich Richtung Ausgang, weil er wusste, dass das Gespräch damit beendet war.
    »Möchten Sie vielleicht noch wissen, was genau sich in Vontobels Haus abgespielt hat?«, fragte er, bevor er die Tür erreicht hatte. »Wie genau er gestorben ist?«
    Gieger sah ihn angewidert an.
    »Warum sollte mich das interessieren?«
    »Ich dachte nur …«, antwortete Weber leise und verließ ohne weiteres Wort den Raum.
    Der Mann hinter dem Schreibtisch nahm einen weiteren Zug aus seiner Zigarette, bevor er sie nachdenklich ausdrückte, dabei den Rauch ausstieß und zum Telefon griff, wo im gleichen Augenblick ein kleines rotes Lämpchen zu blinken begann.
    »Ja, was gibt es, Frau Holm?«
    Aus dem Lautsprecher an seinem Ohr drang ein gequältes Hüsteln, bevor er eine Antwort bekam.
    »Hier sind zwei Herren von der Polizei, die Sie gern sprechen würden, Herr Direktor. Ich habe ihnen erklärt, dass das ohne Termin nicht möglich ist, sie bestehen jedoch darauf.«
    »Worum geht es?«
    Im Hintergrund wurde leise gemurmelt.
    »Um Herrn Vontobels Tod, sagen sie.«
    »Schicken Sie sie herein.«
    Kurz darauf wurde die Tür von außen geöffnet, und Gisela Holm führte Lenz und Hain in das großzügige Eckbüro, wo die beiden sich dem Bankdirektor vorstellten und auf seine Aufforderung hin ihm

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