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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor
Autoren: Harry Thürk
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verlangt, Japan solle im Pazifik gegen Großbritannien losschlagen. Die japanische Regierung erfüllte jedoch diesen Wunsch nicht. Ihre Ziele waren weiter gesteckt. Sie begriff, daß die Forderung Ribbentrops auf nichts weiter hinauslief, als auf eine Entlastung für Deutschland. Die japanischen Militaristen verfolgten jedoch ihre eigenen Ziele im Pazifik, und sie würden erst dann losschlagen, wenn die Siegeschancen günstig standen.
    Am 29. März traf sich Ribbentrop mit dem japanischen Außenminister Matsuoka.
    Ribbentrop erklärte, daß die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion binnen weniger Monate besetzen würde. Ihm kam es nunmehr darauf an, das militärische und ö konomische Potential Japans, so schnell es ging, in den Krieg auf der Seite Deutschlands einzubeziehen. Er schilderte Matsuoka, wie günstig es doch für Japan zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei, Großbritannien und die USA zu schlagen. Doch Matsuoka war klug genug, keine bindenden Zusagen zu geben.
    Noch war Japan nicht bereit, einen Angriff gegen diese Mächte zu beginnen. Er machte die üblichen, allgemein gehaltenen Versprechungen. Doch bereits am 4.
    April konnte Matsuoka Ribbentrop die konkrete Zusage geben, daß sich die japanische Marine und Luftwaffe mit Vorbereitungen zum Eintritt in den Krieg beschäftigten. Von nun an führte der Nazibotschafter Ott in Tokio eine Reihe von bedeutsamen Gesprächen mit japanischen Politikern. In Berlin war man mit dem Ergebnis dieser Gespräche zufrieden. Japan versicherte, daß es bis Jahresende zum Angriff übergehen würde, falls sich die USA nicht den japanischen Bedingungen fügten, die auf die Vorherrschaft Japans im Südpazifik und in Südostasien hinausliefen. In Berlin erkannte man, daß diese Festlegung bereits einen Eintritt in den Krieg bedeutete, denn die Bedingungen Japans waren für die USA unerfüllbar.

    Die einheimische Bevölkerung setzt ihre Toten bei. Nach Landessitte spielen Mädchen am Grab Klagelieder auf der Gitarre. An der Beisetzung nehmen Zivilbeamte der amerikanischen Verwaltung teil

    In Tokio ließ man sich Zeit. Man wartete ab, was Hitler bei seinem Feldzug gegen die Sowjetunion erreichte. Die Anfangserfolge der faschistischen Armeen ließen die Situation günstig erscheinen. Auch die japanischen Politiker, die in der Beurteilung der militärischen Stärke der Sowjetunion bisher eine relativ nüchterne Haltung gezeigt hatten, begannen sich über die Lage zu täuschen und glaubten, daß Hitler den Krieg gegen die Sowjetunion bereits gewonnen habe.
    Das trug dazu bei, daß die Kriegsvorbereitungen Japans in ihr letztes, entscheidendes Stadium eintraten.
    Man war in Berlin darüber informiert. Obwohl man nicht den Tag und den Ort kannte, an dem
    Japan die Feindseligkeiten eröffnen würde, rechnete man stündlich damit. Als dann am B. Dezember der Chef der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin mitten in der Nacht Ribbentrop anrief und ihm mitteilte, Japan habe Pearl Harbor angegriffen, sprang der Außenminister buchstäblich aus dem Bett und führte einen Freudentanz auf. Bereits Minuten später telefonierte er immer noch im Pyjama mit Graf Ciano, dem italienischen Außenminister, und erklärte ihm überglücklich, daß nun endlich Japan seine Kräfte in die Waagschale geworfen habe. Am 14. Dezember wurde der japanische Botschafter Oshima zu Hitler berufen, der ihm freudig beide Hände drückte. Der

    größenwahnsinnige Diktator unterhielt sich lange mit dem Vertreter Japans über die Aussichten des Kampfes und ü ber die künftigen gemeinsamen Aktionen. Zum Schluß verlieh er ihm das »Großkreuz des Verdienstordens vom Deutschen Adler in Gold«. In einem gemeinsamen Protokoll über die Unterredung hieß es, daß Hitler gewiß sei, Roosevelt würde in Kürze geschlagen werden.
    Es stellte sich wenig später heraus, daß der heroische Widerstandsgeist des Sowjetvolkes alle faschistischen Pläne über den Haufen warf. Vor Moskau trat die Rote Armee zu einem gewaltigen Gegenschlag an, der die Armeen Hitlers zurückwarf und die faschis tischen Führer erheblich ernüchterte. Die Kraft, mit der sowjetische Soldaten in diesen Tagen zum Gegenangriff übergingen, dämpfte die Freude der Faschisten über den Kriegseintritt Japans. Aber sie gab auch dem amerikanischen Volk in der kritischen Situation nach der Vernichtung von Pearl Harbor Mut und Selbstvertrauen. Die Niederlage der faschistischen Armee vor Moskau bewies aller Welt, daß die Eroberer unter Hakenkreuz und
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