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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L.
Autoren: Der Zauber von Erin
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den meisten Fällen durch ›k‹ wiedergegeben. Schreibweisen von Eigennamen wurden auf die gleiche Weise behandelt. Esseilte ist mein Versuch, die mögliche irische Aussprache des Namens wiederzugeben, dessen ursprüngliche Form Adsiltia lautete, ›sie, die den Blick anzieht‹. Die lateinische Wiedergabe dieses Namens war Ousilla. Im mittelalterlichen Walisisch wurde dies zu Essylt und in den europäischen Sprachen zu Iseult, Ysol oder Isolde.
    Der mittelalterliche französische Name Tristan entwickelte sich aus dem piktischen Drust oder Drustan, vermutlich um des Wortspiels mit ›trist‹, traurig, willen. Auf dem Tristan-Stein ist er als Drustanus wiedergegeben. In den mittelalterlichen walisischen Triaden heißt er Drystan. Der lateinische Name des Königs war Marcus Cunomorus. Das harte ›c‹ des Lateinischen erweichte als keltische Endung, und die mittelalterliche Form des Namens wird unterschiedlich March, Mark oder Margh geschrieben. March kommt der (deutschen) Aussprache wohl am nächsten. Branwen ist die einzige der Hauptakteure in dieser Geschichte, deren Name seit unseren frühesten Quellen derselbe geblieben ist. Er bedeutet ›weiße Rabin‹ und gehörte der unglückseligen Schwester Brans von Britannien, bevor er je Isoldes Base und Freundin gegeben wurde.

Literatur
    Kritiker und Literaturgeschichte haben eine Tendenz, Motive in Geschichten mit einer Art implizitem ›Aha!‹ zu identifizieren – zu sagen, daß zum Beispiel die Gralsgeschichte nur eine weitere Suche nach einem magischen Gefäß sei, als ob dies irgendwie ihre Bedeutung erklärte. Was ihnen entgeht, ist die Bedeutungstiefe, die jede neue Verwendung eines Motivs dem Ganzen hinzufügt. Für die Menschen einer intakten Kultur würden die Variationen eines jeden Geschichtenerzählers dadurch angereichert, daß sie im Kontext all dessen, was vorausgegangen ist, dargeboten werden. Die Geschichten eines Volkes tragen ein immenses Gewicht an kulturellen Werten und Verhaltensmustern. Selbst heute hilft die Psychiatrie Menschen, ihre Probleme zu verstehen, indem sie diese zur Mythologie in Beziehung setzt. Die keltische Kultur ist außerordentlich reich an Geschichten, die ihren archetypischen Gehalt bewahrt haben. Ich habe versucht, einige der Arten aufzuzeigen, auf die das Bewußtsein, Teil einer solchen kulturellen Tradition zu sein, das Leben von Menschen beeinflussen könnte – im Guten wie im Schlechten.
    Gebildete Menschen des sechsten Jahrhunderts lebten in einem Umfeld, das reich an Liedern und Geschichten war. Weil die Bekehrung der Iren zum Christentum sich freiwillig und allmählich vollzog, ging ihre heroische Literatur nicht verloren. Man nimmt an, daß irische Druiden in großer Zahl in die Kirche eintraten und viele ihrer traditionellen Erziehungspraktiken beibehielten. Mit Sicherheit waren die Iren das erste europäische Volk, das seine eigene Nationalliteratur in seiner eigenen Sprache niederschrieb. Die Geschichten von Grainne und Diarmuid, von Deirdre und Naoisi und von der Reise Brans, die in der Erzählung eine so große Rolle spielen, kommen aus den irischen Sagenkreisen.
    Auch in Britannien waren die Grundmotive der Geschichten, die endgültige Form im Mabinogion gewannen, bereits bekannt. Die Geschichten von Branwen und von Culhwch und Olwen, wie Drustan sie erzählt, sind vereinfachte Fassungen der späteren Erzählungen. Die Klage um Gerontius ist einer Bearbeitung des neunten Jahrhunderts entnommen, deren Original vermutlich auf das sechste zurückgeht.
    In der Bretagne legten die Rückwanderer die Grundlage für eine lebendige Literatur eigener Prägung. Viele der Geschichten, die später von Marie de France nacherzählt wurden, so wie die von Graelent (Gradlon) und Guigemar (Winomarch), verbinden bretonische Namen des sechsten Jahrhunderts mit älteren Motiven. Eine weitere reiche Quelle von Liedern und Geschichten ist das Barzaz Breizh, eine Sammlung, die der Vicomte de Villemarqué im neunzehnten Jahrhundert erstellte. Obwohl Alexei Kondratiev und andere Zweifel an dem Alter einiger seiner Texte erhoben haben, sind die Lieder (selbst in der Übersetzung) gewiß authentischer als alles, was ich Drustan in den Mund hätte legen können.
    Ich habe angenommen, daß Drustan als ausgebildeter Barde, der weit gereist war, mit all diesen Literaturen vertraut gewesen sein muß, ebenso wie mit dem klassischen Material, das Teil der Erziehung eines Edelmannes im späten römischen Reich war. Wo Drustan sie nicht in
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